Preith

Drahtgestrick für den Weltmarkt

Firma Eloona in Preith liefert Filtertechnik auch für die Petrochemie und etabliert sich als Entwickler

21.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Robert und Oona Ruf haben sich mit ihrer Firma Eloona in Preith auf Umwelt- und Verfahrenstechnik spezialisiert und produzieren verschiedenste Filtereinsätze – von Dunstabzugshauben über Ölabscheider bis hin zu Filtermatten aus Duplexdraht mit acht Metern Durchmessern, die demnächst nach Indien exportiert werden. - Fotos: chl

Preith (EK) Für den aktuellen Großauftrag wird tonnenweise Draht verstrickt: Fünf Filtermatten mit je acht Meter Durchmessern hat ein bekannter Weltkonzern bei der Firma Eloona in Preith (Gemeinde Pollenfeld) bestellt, demnächst werden sie nach Indien verschifft. Eloona ist ein Global Player.

Sein Metier beschreibt Geschäftsführer Robert Ruf (37) in einem Halbsatz: „alles, was gefiltert wird – von der Dunstabzugshaube bis hin zu Raffinerie und Petrochemie“. Hauptanwendungsgebiete von Eloona-Produkten sind Entstaubung, Zu- und Abluft-Filtration, Klimaanlagen, Rauchgasabscheidung, Tropfenabscheider, Öl- und Emulsionsnebelabscheider bis hin zu Fettfangfiltern sowie Prallplatten und Flammschutzfiltern in der Großküchentechnik. Jährlich werden in der Halle in Preith rund 30 bis 40 Tonnen Edelstahldrähte verarbeitet, dazu rund 15 bis 20 Tonnen Aluminiumdraht.

Als Ruf und seine Frau Oona die Firma Eloona Drahtgestrick 2009 in Preith gegründet hatten und inzwischen damit auch erste Schmuckstücke designt haben, standen die Vorzeichen angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage eigentlich nicht günstig – inzwischen brummt der „Exportmotor“ der Bundesrepublik wieder ungebremst, und in der Preither Firmenhalle rattern die Strickmaschinen buchstäblich wie geschmiert. „75 Prozent unserer Produktion geht in den Export“, sagt Robert Ruf. Die Firma wächst und gedeiht, zehn Mitarbeiter haben die Rufs derzeit beschäftigt, der elfte soll bald eingestellt werden.

„Der Erfolg der Firma ist natürlich vor allem ein Verdienst der Mitarbeiter“, sagt Ruf. Von jedem Einzelnen sind bei der Steuerung der Maschinen Fingerspitzengefühl und Kreativität gefragt. Denn das kleine Preither Unternehmen etabliert sich gerade als Hightech-Entwickler in Nischenmärkten des Drahtgestrick-Sektors.

In Deutschland gibt es ein knappes Dutzend von Drahtgestrick-Fabriken. Überall werden dünne Metallstreifen für verschiedenste Filteranlagen verflochten, „kein Autoairbag ohne Drahtgestrick“, erklärt Ruf. Drahtgestricke finden sich tatsächlich überall in der modernen Welt: großvolumig in Filteranlagen für Ölraffinerien und millimeterklein in der Medizintechnik – etwa in Stents zur Gefäßerweiterung.

Die Hälfte der bundesweiten Mitbewerber hat ihren Sitz ganz in der Nähe, nämlich im Weißenburger Raum. „Das kommt noch von der Textilindustrie, die hier im Fränkischen stark war“, erklärt Robert Ruf. Aus den Textilstrick-Fabriken hatten sich Mitte des vorigen Jahrhunderts dann auch die Drahtstrick-Fabriken entwickelt. Eines der ersten und vielleicht bundesweit bekanntesten Weißenburger Produkte seiner Zeit: der Topfreiniger „Pongo“ – ein eingetragenes Warenzeichen. Bevor er seine eigene Firma in Preith gegründet hat, hatte Robert Ruf, der ursprünglich gelernter Formenbauer ist und dann den zweiten Bildungsweg beschritt, bei einem Mitbewerber im Fränkischen als Entwickler gearbeitet. „Der hatte mehr mit Autotechnik zu tun, wir spezialisieren uns auf Umwelt- und Verfahrenstechnik.“

Seine Entwicklungen hütet Ruf natürlich besonders vor neugierigen fachkundigen Blicken. Denn mit den von ihm modifizierten Strickmaschinen lassen sich deutlich feinere Drähte verarbeiten und spezielle Maschenformationen herstellen, mit denen Rufs Firma bei ihrer Kundschaft besonders punkten kann. Und so sprechen immer öfter auch Vertreter von Großkonzerne in Preith vor, wenn es um moderne Filteranlagen geht.

Eloona entwickelt bei Bedarf auch komplette Abscheidekassetten für nahezu alle Abscheidetechnologien und setzt dafür je nach Bedarf unterschiedliche Drähte aus verschiedenen Edelmetallen, Aluminium oder auch Spezialplastik ein. Ganz nach den Gesetzen der Physik und der Chemie, je nachdem, was wo gefiltert werden muss. Mit moderner Filtertechnik und dem Wissen darum, was auf welchen Flächen am besten haften bleibt und abgeschieden werden kann, lässt sich viel Chemie einsparen – zugunsten der Umwelt. Für absolute Spezialaufträge, zum Beispiel für den eines Brennstoffzellenhersteller, verstrickt Eloona sogar Drähte aus Titan des Reinheitsgrades zwei. Reiner geht es kaum. Zum Vergleich: In der Medizin genügt meist Titan des Reinheitsgrades fünf. Erst voriges Jahr wurde auf Küchenmessen eine Weltneuheit vorgestellt, die seitdem in der Küchenindustrie Aufsehen erregt und hinter den Kulissen ebenfalls eng mit Eloona verbunden ist: Kücheninseln, in denen der Dunstabzug nicht nach oben, sondern in der Mitte des Kochfeldes nach unten gesaugt wird. Das geht nur mit Hightech aus Preith, sämtliche Filter für diese neuartigen Küchenelemente kommen von hier. Ruf und seine Leute haben genau ausgetüftelt, wie die drahtgestrickten Filter am besten mit der Halterung wasser- und hitzebeständig dauerhaft verklebt werden.

Vor drei Jahren hat Ruf für seine Firma noch einen völlig neuen Markt erschlossen: den Vandalismusschutz. Während in vielen Ländern Europas die Sitze in öffentlichen Bussen oder Bahnen aus Hartplastik sind, wollen die Franzosen auf den Komfort von Stoffsitzen nicht verzichten. Damit die Sitze bei Messerattakten aber nicht völlig zerstört werden, wird jetzt unter den Stoffbezügen aller neuen Metro- und RER-Sitzen Frankreichs ein speziell entwickeltes Drahtgeflecht gestrickt – hergestellt bei Eloona in Preith.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/drahtgestrick-fuer-den-weltmarkt-4230181
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