Ingolstadt

Die Zukunft wird vertagt

Die Sanierung des Georgianums ist für unbestimmte Zeit vom Tisch – das ärgert die Stadtheimatpfleger

21.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Kurze Renaissance: Beim Georgifest im April durften die Gäste in der sonst verschlossenen Fasshalle des Georgianums einkehren. Einen Nutzungsplan gibt es aber nicht. Unten: die Stadtheimatpfleger Ottmar Engasser (l.) und Tobias Schönauer vor dem Baudenkmal. - Fotos: Hauser, Rössle

Ingolstadt (DK) Es ist still geworden um die Zukunftspläne für das Georgianum. Die Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer und Ottmar Engasser haben den starken Verdacht, „dass das Projekt auf die lange Bank geschoben wird, weil man es nicht will“. Die Argumente der Stadt halten sie für „vorgeschoben“.

Das „Haus des Bieres“ lag lang in Führung. Der Vorschlag der Jungen Union für die Renaissance des Georgianums genoss vor zwei Jahren viel Zuspruch. Bald begannen weitere Ideen zu sprudeln, denn im Sommer 2013 lud die Stadt die Bürger an zwei Abenden ein, sich im Kreis mit Experten an den Zukunftsplänen für das spätmittelalterliche Baudenkmal neben der Hohen Schule, ein Werk Herzog Georgs des Reichen, zu beteiligen. Viele Dutzend Ingolstädter kamen und trugen eine lange Liste mit Anregungen zusammen: ein Museum für Buchdruck, ein Wirtshaus, ein Museum für die Universitätsgeschichte, ein Institut der Universität Eichstätt, ein Forum für Wirtschaftsethik, ein Studentenwohnheim – und so ging es fort in den munteren Gesprächsrunden.

Kultur- und Stadtentwicklungsausschuss haben 2013 beschlossen, dass das „dreistufige Beteiligungsverfahren zur Entwicklung eines Nutzungskonzepts“ mit einer Empfehlung für den Stadtrat abgeschlossen werden soll. Aber seit der zweiten Runde der Bürgerbeteiligung im Juli 2013 hat man nichts mehr davon gehört. Es ist still geworden um das Georgianum, verdächtig still.

Das ärgert die Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer und Ottmar Engasser sehr. „Es passiert einfach nichts!“ Sie vermuten, dass die Restaurierung des Baudenkmals „auf die lange Bank geschoben wird, weil man schlicht und einfach kein Interesse daran hat“. Vor Kurzem tagten Schönauer und Engasser in großer Runde mit OB Christian Lösel, Finanzbürgermeister Albert Wittmann, Kulturreferent Gabriel Engert und anderen, um die Zukunft des Georgianums zu besprechen. Dabei erfuhren die Stadtheimatpfleger, dass die Sanierung in den nächsten Jahren kein Thema sei. „Der Haupteinwand war, dass die Bauverwaltung überlastet sei“, berichtet Schönauer. „Aber dieses Argument halten wir für vorgeschoben!“ Schließlich werde seit vielen Jahren über die neue Nutzung diskutiert. Und dass die so ambitioniert gestartete Bürgerbeteiligung „jetzt derart sang- und klanglos im Sande verläuft“ – trotz des Stadtratsbeschlusses – gefällt den Heimatpflegern gar nicht. „Wenn man sieht, dass die Stadt 400 000 Euro für die Rathauslounge ausgibt, dürften die Finanzen ja eigentlich kein Problem sein.“ Gerade jetzt prosperiere die Stadt kräftig; das Geld für die Sanierung wäre da. Doch wie gesagt: „Man hat ganz offensichtlich kein Interesse am Georgianum.“

Schönauer erinnert an dessen historischen Wert: „Die Gebäude aus dem 15. Jahrhundert von dieser Qualität kann man in Ingolstadt an zwei Händen abzählen, noch dazu eines an dieser zentralen Stelle mitten in der Altstadt.“ Sicher, der Dachstuhl des Georgianums sei aufwendig saniert worden – „stark unterstützt vom Freistaat“. Aber wenn unter dem Dach weiterhin nichts passiere, schreite der Verfall voran. Das Schlimmste, das man einem Gebäude antun könne, sagen die Stadtheimatpfleger, sei, es nicht zu nutzen.

Aber was könnte denn nun hinein in das alte Gemäuer? Ein Museum, egal welcher Art, lehnen Schönauer und Engasser ab. „Wir brauchen kein weiteres Museum.“ Es ergebe auch keinen Sinn, dem Stadtmuseum Exponate wegzunehmen, um sie dann im Georgianum auszustellen. Das Kulturreferat, das bis Ende 2015 die angemieteten Räume Auf der Schanz verlassen muss, wäre im Georgianum ideal beheimatet. „Eine Büronutzung wäre sowieso die beste, weil man damit nichts für andere Pläne verbaut.“ Eine Wirtschaft täte dem Baudenkmal ebenfalls gut, finden Schönauer und Engasser. Die Fasshalle des Georgianums, das in seiner langen Geschichte auch mal als Brauereiresidenz diente, habe sich beim Georgifest im April sehr bewährt. „Mit gutem Willen der Stadt wäre das alles machbar“, sagen die Stadtheimatpfleger. Sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

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