Ingolstadt

Die Natur als Spielwiese

Die Waldgruppe des Kindergartens Marienheim startete Anfang September – das erste Fazit der Betreuer fällt positiv aus

29.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Treffpunkt Waldsofa: Michaela Unterforsthuber (rechts) und ihr Team versammeln die Kinder der neuen Gruppe „Waldfüchse“ zum Morgenkreis. Die Zweige und Äste, aus denen das Sofa besteht, haben der kleine Anton (Bild unten) und die anderen Kinder selbst gesammelt. - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Seit dem 1. September bietet der Kindergarten Marienheim eine eigene Waldgruppe an. Die „Waldfüchse“ können sich jeden Vormittag auf einem Areal in den Schütten westlich des Ludlgrabens nach Herzenslust austoben. Nachmittag geht es dann zurück in den Kindergarten Marienheim.

Jeden Morgen versammelt Pädagogin Michaela Unterforsthuber die 20 Kinder starke Waldgruppe des Kindergartens Marienheim auf dem sogenannten Waldsofa zum „Morgenkreis“. Das Sofa besteht aus Zweigen und Ästen, die die Kinder selbst herangetragen haben. Jeden Tag bekommt einer der „Waldfüchse“, wie sich die Kleinen nennen, den „Oberfuchsstab“ überreicht. Heute ist die kleine Emilia die „Oberfüchsin“. Nachdem die Kinder ihre ersten Eindrücke des Tages („heute hab ich die Vögel gehört“) geschildert haben, singen sie ihr Lied: „Ja, wir sind die Waldfüchse, auf der Wiese bei der Stadt sind wir jetzt zu Haus'.“

Seit 1. September ist die Waldgruppe des Kindergartens Marienheim nun auf einer Wiese im Südwesten der Stadt beheimatet, direkt neben der Ludl und den Schutterplätzen. Täglich um 8.15 Uhr treffen sich die Waldfüchse im Kindergarten Marienheim und machen sich dann mit ihrer Erzieherin Michaela Unterforsthuber auf den Weg zu ihrem Zuhause im Grünen. „Für uns ist es ein echter Glücksfall, dass uns dieses Grundstück zur Verfügung steht“, sagt Bettina Wer, die Leiterin des Kindergartens Marienheim. Auf dem weitläufigen Areal können sich die Kleinen jeden Tag richtig austoben, ehe es am Mittag zurück geht in das Marienheim, erläutert Wer.

Dort steht dann erst einmal die „Raubtierfütterung“ auf dem Programm, wie es Bettina Wer formuliert. „Die kleinen verausgaben sich richtig beim Spielen. Daher haben sie dann natürlich auch entsprechend Hunger“, berichtet auch Unterforsthuber.

Vom Wetter lassen sich die Waldfüchse jedenfalls nicht davon abhalten, nach draußen zu gehen. „Wir versuchen jeden Tag draußen auf der Anlage zu sein – auch bei Wind und Wetter“, sagt Unterforsthuber. Allerdings könne natürlich bei extrem schlechter Witterung auch nur ein kurzer Spaziergang auf dem Programm stehen, sagt sie im Hinblick auf den kommenden Winter. „Im Oktober hatten wir mit dem Wetter aber noch richtig Glück.“

Bei der Gestaltung des Grundstücks habe der Kindergarten Marienheim jedoch einige Auflagen seitens des Jugendamts zu erfüllen gehabt, erzählt Wer. So habe der Bauwagen, der den Kindern auf dem Gebiet als Refugium dient, mit einer passenden Heizung ausgerüstet werden müssen. Insgesamt sei bei der Realisierung des Projekts die Hilfe der Eltern von großer Bedeutung gewesen: „Die Eltern haben beispielsweise geholfen, den Bauwagen anzustreichen und das Areal einzuzäunen“, sagt Wer.

Die Leiterin des Kindergartens Marienheim ist sehr stolz auf das neu geschaffene Angebot: Die Tatsache, dass den Kindern beides geboten würde – sowohl die Zeit in der Natur am Vormittag, als auch die 'klassische' Unterbringung am Nachmittag – sei in Ingolstadt einzigartig. „Selbst bayernweit betrachtet ist solch ein Projekt eine Besonderheit“, betont die Kindergartenleiterin.

„Für die Kinder ist es besonders wichtig, an der frischen Luft zu sein“, erklärt Wer. Den Kleinen merkt man den Spaß auch förmlich an, den ihnen das Herumtoben im Freien bereitet. Nachdem sich der alltägliche Morgenkreis aufgelöst hat, schwärmen sie in alle Richtungen aus und nutzen die freie Natur als ihre Spielwiese. Egal, ob sie auf Bäume klettern, Höhlen bauen oder auch die aufgestellte Schaukel nutzen – die Kinder sind in der Natur in ihrem Element.

Durch das Herumtoben im Freien würden zentrale Fähigkeiten bei den Kindern geschult und verbessert, erläutert Unterforsthuber. „Seit der Eröffnung haben die Kinder in ihrer Entwicklung einen Riesenschritt gemacht“, sagt sie. Man merke auch, dass sie immer selbstständiger würden. Es sei ebenso wichtig, dass die Kinder lernten, aufeinander Acht zu geben. „Natürlich haben aber auch wir als Betreuer ein wachsames Auge auf die Kinder.“

„Die Wahrnehmung wird im Freien auch wesentlich besser geschult“, sagt die Pädagogin, die sich mit Herzblut um die Waldfüchse kümmert. „Das kann beileibe nicht jeder“, sagt Wer über die Pädagogin. „Man merkt, dass sie voll hinter dem steht, was sie macht“, fügt sie an. Das erste Fazit nach einem Monat fällt bei beiden jedenfalls sehr positiv aus: „Bislang läuft es klasse!“, betonen Wer und Unterforsthuber unisono.

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