Kösching

"Sie kommt gut rüber"

Andrea Ernhofer ist seit einem halben Jahr Bürgermeisterin in Kösching: Bilanz fällt überwiegend gut aus

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Ihr ist das Lachen nach einem halben Jahr als Köschinger Bürgermeisterin nicht vergangen. »Mir macht der neue Beruf Spaß«, versichert Andrea Ernhofer. Hier nahm sie nach ihrem Erfolg bei der Stichwahl um das Bürgermeisteramt am 30. März die Glückwünsche von SPD-Ortsvorsitzendem Dieter Betz entgegen. Ernhofers Bilanz kann sich sehen lassen. Arch - foto: Hauser

Kösching (DK) Große Projekte wurden zwar unter ihrer Ägide noch nicht durchgezogen, aber einen großen Erfolg kann sie sich auf die Fahne schreiben – die deutliche Verbesserung des Klimas im Marktrat. Andrea Ernhofer ist jetzt ein halbes Jahr als Köschinger Bürgermeisterin im Amt. Der DONAUKURIER zieht Bilanz.

Wohin man auch hört im Markt: Die 44-jährige SPD-Kommunalpolitikerin, die seit 1. Mai als Nachfolgerin von Max Schöner (CSU) auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt, kommt gut bei der Bevölkerung an. Als freundlich, ruhig und konsequent in der Sache wird sie allseits beschrieben. Und sie „macht ihren Job echt gut“, merken langjährige (und unabhängige) Beobachter der politischen Szene an.

Freilich: Die Bewertungen darüber, was die neue Bürgermeisterin bislang alles geleistet hat, hängen auch mit dem politischen Standpunkt der Befragten zusammen. Ernhofer selbst zieht – natürlich – eine positive Bilanz ihrer bisherigen Amtszeit. So sei erreicht worden, dass die Kosten für den geplanten Bau der Großtagespflegeeinrichtung von ursprünglich 1,4 Millionen auf jetzt eine Million Euro gesenkt werden konnten. „Die komplette Planung musste umgeworfen und das Architekturbüro gewechselt werden“, so die Sozialdemokratin. Ihr Parteifreund und Zweiter Bürgermeister Manfred Hofweber lobt sie in diesem Zusammenhang: „Sie hat Verhandlungsgeschick bewiesen.“

Ernhofer verweist auch darauf, dass sie sich für ein Konzept zur Sanierung des Hallen- und Freibads starkgemacht habe. Und wie sieht es mit der zu Amtsbeginn versprochenen „bürgernahen Kommune“ aus? Ernhofer: „Wir werden in nächster Zeit ein Bürgerbüro im Rathaus einrichten.“

Weniger erfreulich fallen die Kommentare über Ernhofers Leistungen in den ersten sechs Monaten aus den Reihen des politischen Gegners aus. „Sie führt viele Projekte weiter, die unter Bürgermeister Max Schöner in die Wege geleitet wurden“, meint CSU-Marktrat Christian Glasl. Max Schöner, der im März nach zwölf Jahren abgewählt wurde, wird noch deutlicher: „Das Tempo, wie sie diese Dinge weiterführt, ist mir etwas zu langsam.“ Die erste große Bewährungsprobe habe es für Andrea Ernhofer sowieso noch nicht gegeben: Bedeutende Themen, wie es die beiden Umgehungsstraßen von Kösching waren, standen laut Christian Glasl in den vergangenen sechs Monaten nicht auf der Tagesordnung. Er und Schöner finden, dass man erst nach Jahren sehen könne, „was die Bürgermeisterin geleistet hat“.

So unterschiedlich die Urteile über die bisherige Amtszeit der SPD-Politikerin ausfallen, so einig sind sich die Markträte über das neue Miteinander im Gremium seit Mai. Jahrzehntelang herrschte bei den Sitzungen eine Streit- statt eine Diskussionskultur, wie die Zuhörer immer wieder feststellen konnten. „Das Klima hat sich mit der neuen Bürgermeisterin deutlich verbessert. Wir sind ein ruhiger Verband geworden“, betont Zweiter Bürgermeister Manfred Hofweber (SPD), der sich früher oft hitzige Wortgefechte mit Bürgermeister Max Schöner geliefert hat. Hofweber nennt als Beispiel die Diskussion um die Gestaltung des Mühlenkreisels in der jüngsten Marktratssitzung. „So ein Thema wäre unter dem damaligen Bürgermeister zerredet worden. Jetzt werden dank der ruhigen Sitzungsleitung von Andrea Ernhofer die Argumente sachlich ausgetauscht. “

Lob kommt auch von den Unabhängigen Wählern: „Das Klima im Marktrat hat sich unter der neuen Bürgermeisterin total geändert“, meint UW-Fraktionssprecher Jörg Semmler und fügt an: „Jetzt steht die Sachpolitik im Vordergrund.“ Der Chef der CSU-Fraktion hat einen „etwas weiblicheren Stil im Rathaus“ festgestellt. Andreas Schieferbein: „Von allen Seiten gehen wir jetzt etwas ruhiger an die Dinge heran.“

Ruhig und sympathisch: So haben viele Köschinger die neue Rathauschefin auch bei Festen und Versammlungen erlebt – und Ernhofer lässt fast keine Veranstaltung aus. „Sie kommt gut rüber und ist volksnah“, sagt Manfred Hofweber als Vorsitzender der Vereinigung Köschinger Vereine. Und Berührungsängste mit der Jugend kennt die ehemalige Lehrerin sowieso nicht.

Hans-Werner Schuderer hat schon öfter mit Andrea Ernhofer zu tun gehabt, erst kürzlich beim Autoherbst. „Die Zusammenarbeit mit ihr läuft gut“, sagt der Vorsitzende des Gewerbevereins, der für die Großveranstaltung verantwortlich zeichnet. Die Bürgermeisterin habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen des Vereins. Und: „Sie ist immer im Rathaus erreichbar, wenn man sie braucht.“

Das haben auch die Beschäftigten der Gemeinde festgestellt. Ernhofer pflege nicht nur mit ihren Mitarbeitern, sondern auch mit den Bürgern, die zu ihr kommen, ein vertrauensvolles Verhältnis, ist aus dem Rathaus zu hören. „Die Leute sind mit der neuen Bürgermeisterin zufrieden“, meint ein Verwaltungsangestellter. Er freut sich auch darüber, dass sie „mittlerweile weiß, wie der Laden bei uns läuft“.

Der ehemaligen Lehrerin macht der jetzige Beruf offensichtlich Spaß – trotz der derzeit rund 20 Termine in der Woche. „Mir geht’s gut“, äußert sich Ernhofer spontan auf Anfrage des DONAUKURIER. Ihr Leben habe sich seit ihrem Amtsantritt vor einem halben Jahr nicht grundlegend geändert. „Ich war schon politisch und gesellschaftlich sehr aktiv, bevor ich Bürgermeisterin wurde“, versichert sie.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/sie-kommt-gut-rueber-4173298
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