Pfaffenhofen

"So nicht"

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Verärgert: Der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (CSU) fühlt sich von der Autobahndirektion Südbayern unzureichend informiert - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Die Anwohner der A 9 sind Kummer gewohnt. Seit Jahren kämpfen sie für eine Lärmschutzwand, passiert ist bisher noch nichts. Vor knapp zwei Wochen wurde jetzt eine weitere Verzögerung bekannt.

Der eigentlich schon beschlossene Ausbau des Seitenstreifens zwischen dem Dreieck Holledau und Allershausen in Fahrtrichtung München wird um ein Jahr verschoben. Die Autobahndirektion Südbayern habe nicht genug Geld zugewiesen bekommen, erklärte Pressesprecher Josef Seebacher. Das lässt der für den Autobahnabschnitt zuständige Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (CSU) nicht gelten, er fühlt sich unzureichend informiert. Was die verschobene Sanierung jetzt für die lärmgeplagten Anwohner bedeutet und ob er noch eine Chance sieht, dass doch noch 2015 ausgebaut wird, erklärt er im Interview.
 

Herr Irlstorfer, wann haben Sie davon erfahren, dass der Ausbau des Standstreifens in Richtung Nürnberg um ein Jahr verschoben ist?

Erich Irlstorfer: Ich hatte am 3. November mit den Bürgermeistern aus meinem Wahlkreis einen Termin im Bundesverkehrsministerium. Im Vorgespräch sagt mir der Schweitenkirchener Bürgermeister Albert Vogler: „Du, ich hab gestern zufällig mit dem Bauleiter geredet, und der hat mir gesagt, die Maßnahme wird verschoben.“ Ich sag noch: „Hör auf, so ein Schmarrn.“

 

Man hat sie vorher also nicht informiert?

Irlstorfer: Bei mir hat sich in dieser Richtung keiner gemeldet. Die Gründe habe ich erst aus der Zeitung erfahren.

 

Was hat sie besonders überrascht?

Irlstorfer: Mit welcher Eigenmächtigkeit hier ein Verwaltungsorgan wie die Autobahndirektion vorgeht.

 

Kann der Präsident der Autobahndirektion einfach so entscheiden, welche Maßnahmen Priorität haben?

Irlstorfer: So hat sich das zumindest angehört. Man habe aus fachlichen Belangen einfach umswitchen müssen. Und ich muss es aus der Zeitung erfahren mit diesem an Blödheit nicht mehr zu überbietenden Satz: „Dem Bund ist das Geld ausgegangen.“

 

Haben Sie mittlerweile herausgefunden, wo das Geld hingekommen ist?

Irlstorfer: Es soll wohl für die A 3 und für Brückenbauwerke hergenommen werden. Wenn es einen fachlichen Grund dafür gibt, kann ich mich vor meine Leute hinstellen und sagen: „Deshalb müssen wir handeln.“ Man kann aber nicht hergehen und wochenlang erzählen, wie wichtig diese Projekte sind und dann einen Zweizeiler rauslassen: So wichtig ist es doch nicht.

 

Läuft es auf der politischen Ebene nicht vielleicht so, dass irgendwo an der A 3 ein Abgeordneter ist, der in Ihrer Partei mehr zu sagen hat als Sie?

Irlstorfer: Nein. Das ist alles ein Krampf. Die Notwendigkeit steht im Vordergrund. Da ist wurscht, wer wo wohnt. Aber ich weiß ja immer noch nicht, um welche Maßnahmen es genau geht.

 

Wie wollen Sie jetzt weiter vorgehen?

Irlstorfer: Ich möchte zumindest eine klare Erklärung. Und es geht hier vor allem um das Thema Kommunikation. Wenn ich informiert bin und das Ganze sachliche Gründe hat, dann bin ich der Letzte, der diese Maßnahme nicht mitträgt. Aber ich lass mir nicht auf zig Veranstaltungen erzählen, das ist eines der wichtigsten Projekte in Bayern und mir dann gegen den politischen Willen von einer Verwaltungseinheit eine Priorisierung vornehmen. So nicht.

 

Haben Sie noch Hoffnung, dass der Ausbau doch noch im nächsten Jahr kommt?

Irlstorfer: Ich bin kein Hellseher. Ich kann nicht einschätzen, wie wichtig diese anderen Projekte sind, sie sind mir auch nicht im Einzelnen erklärt worden. Aber ich möchte auf alle Fälle eine Erklärung haben. Und ich habe schon die beiden Verkehrsminister gebeten, hier eine Korrektur vorzunehmen. Und wenn der Horst Seehofer wieder aus China zurück ist, werde ich auch mit ihm ein Gespräch in diese Richtung führen. Wir müssen erst einmal schauen, dass mit dem Standstreifenausbau nächstes Jahr angefangen wird. Wenn das nicht möglich wäre, ist klar, dass diese Maßnahme 2016 angefangen werden muss.

 

Steht denn das überhaupt fest?

Irlstorfer: Wissen Sie, es ist für 2015 schon festgestanden. Wenn die Aussagen der Autobahndirektion Südbayern die Haltbarkeit von Fruchtjoghurt haben, dann tue ich mich schwer, dass ich den Leuten was verspreche.

 

Was bedeutet die mögliche Verschiebung für den Bau einer Lärmschutzwand?

Irlstorfer: Sollte es zu einer Verschiebung der Maßnahme kommen, dann werden wir uns auch noch mal über das Thema Lärmschutz unterhalten. Weil, ich lass mir nicht erst unser Projekt verschieben und mache dann so weiter als ob nichts passiert wäre.

 

Eine Lärmschutzwand müsste dann aber schon an beiden Seiten der Autobahn gebaut werden, oder?

Irlstorfer: So ist es. Dieses Fassl müssen wir dann schon noch mal aufmachen. Meine Überzeugung ist, dass der achtspurige Vollausbau (dann müsste per Gesetz eine Lärmschutzwand gebaut werden; Anm. d. Red.) ein Projekt ist, das nicht kurzfristig angepackt wird, sonst hätte man die Standstreifenertüchtigung wohl nicht gemacht.

 

Sie haben aber schon noch Hoffnung, dass der Ausbau noch in den neuen Bundesverkehrswegeplan reinrutscht?

Irlstorfer: Das werde ich zumindest versuchen. Das ist vollkommen klar. Aber man kann nicht sagen, wie priorisiert wird. Die Ertüchtigung ohne einen Lärmschutz ist auf alle Fälle eine Farce. Wir brauchen eine Verbesserung für die betroffene Bevölkerung.

 

Sie sind aber noch nicht so weit, dass das Problem der Finanzierung gelöst wäre und nächstes Jahr eine Lärmschutzwand gebaut wird, oder?

Irlstorfer: Wir haben durch diese Verschieberei gerade ganz andere Themen. Aber ich habe schon mit den Bürgermeistern und den Landräten gesprochen, was da auf uns zukommen könnte. Und das Signal geht schon in die Richtung, dass man sehr an einer Lösung interessiert ist, auch mit einer Eigenbeteiligung der Kommunen.

 

Wirklich konkret hört sich das aber nicht an.

Irlstorfer: Weitergekommen sind wir schon. Aber unser Verhältnis mit der Autobahndirektion Südbayern wird durch diese Situation natürlich belastet. Es ist massiv gestört.

 

Sollte der Strandstreifenausbau tatsächlich erst 2016 kommen, würden Sie dann darauf drängen, dass der Lärmschutz gleich mitgemacht wird?

Irlstorfer: Genau. Es gibt aber natürlich zwei Varianten. Die große Maßnahme mit Wallaufschüttung wird man sicher nicht machen. Aber wir brauchen eine Übergangslösung.

 

Die große Lösung kommt also auf keinen Fall vor dem achtspurigen Ausbau?

Irlstorfer: Die wird’s mit Sicherheit nicht. Die würde ja dem Endausbau vorgreifen.

 

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