Ingolstadt

"Das Gefühl könnte nicht besser sein"

Nach dem 3:2-Krimi gegen Düsseldorf gehen Groß und der FC 04 noch selbstbewusster ins Saisonfinale

19.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr
Die Ingolstädter Fans forderten ihn: Pascal Groß stimmte nach dem Sieg gegen Düsseldorf die obligatorische »Humba« an. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die Dramatik beim 3:2-Sieg des FC Ingolstadt gegen Fortuna Düsseldorf war kaum zu überbieten. Noch wichtiger als die nun neun Zähler Vorsprung auf Rang vier war indes die Signalwirkung des Last-Minute-Erfolges. „Dieser Sieg gibt uns einen Riesenschub“, sagte Trainer Ralph Hasenhüttl.

Viel Zeit blieb nicht mehr, das war klar. Zur Sicherheit fragte Pascal Groß, während er sich in der 96. Spielminute beim Stand von 2:2 den Ball für einen Freistoß zurechtlegte, aber lieber noch mal nach: „Hey Schiri, wie lang is’ noch“ „Letzte Aktion“, war die Antwort des Unparteiischen Jürgen Drees. Im selben Moment stürmte Innenverteidiger Marvin Matip von hinten an Groß vorbei, um im Düsseldorfer Strafraum vielleicht das Unmögliche doch noch möglich zu machen. „Pasce, konzentrier’ dich noch mal, bring die Kugel vorne rein“, rief der Kapitän, der nur wenige Sekunden später durch seinen Kopfballtreffer tatsächlich zum Matchwinner werden sollte. Zweimal hatten die Ingolstädter zurückgelegen, dennoch feierten sie am Ende mit dem glücklichen 3:2 den 16. Saisonsieg – und verwandelten den Audi-Sportpark in ein Tollhaus.

Als Groß die entscheidenden Sekunden dieses Fußball-Krimis später nacherzählte, musste er die ganze Zeit grinsen. Der Stolz war dem Spielmacher, der nicht nur wegen seiner zwei Torvorlagen (inzwischen sind es 18 in dieser Saison) wieder großen Anteil am Erfolg hatte, deutlich anzumerken. „Die Konkurrenz guckt auf uns und hofft bis zur 85. Minute, dass wir verlieren. Dann ist so ein Ergebnis für die anderen Klubs natürlich ganz bitter. Das Gefühl könnte nicht besser sein“, sagte er und strahlte.

Matchwinner Matip ging es ähnlich. „So ein Sieg gelingt nur, wenn du sehr viele Spieler auf dem Platz hast, die diese Gier, diesen unbedingten Siegeswillen mitbringen.“ Zusätzliche Motivation gab es von den Rängen. „Die Leute haben uns auch nach dem 1:2 noch angefeuert. Die Fans haben definitiv ihren Teil zu diesem Sieg heute Abend beigetragen“, lobte der Kapitän.

Bevor gefeiert werden konnte, mussten die Ingolstädter allerdings einige Rückschläge verkraften. So fiel das 0:1 durch Joel Pohjanpalo nach einem missglückten Rückpass von Danilo (33. Minute), beim 1:2 fehlte die Zuordnung für den gerade erst eingewechselten Ihlas Bebou (74.). Und das, obwohl die Ingolstädter bei beiden Toren bereits in Überzahl spielten. „Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, dass ich nicht mehr diese langen Bälle sehen will, sondern dass wir mehr über die Außen kommen müssen“, meinte Trainer Hasenhüttl. Auf diese Art schnürten die Gastgeber die Rheinländer mit zunehmender Spieldauer in deren Hälfte ein und rissen nach einer chancenarmen ersten Halbzeit schließlich das Spiel an sich.

Dies hätte freilich auch schon wesentlich früher passieren können. Denn als Stefan Lex in der 29. Minute von Adam Bodzek im Strafraum gehalten wurde, sah der Düsseldorfer Rot, und Ingolstadt hatte vom Elfmeterpunkt plötzlich die große Chance zur Führung. Alfredo Morales, als erster Schütze eingeteilt, vergab jedoch. „Eigentlich bin ich ein sicherer Schütze. Ich habe versucht, zu warten und den Torwart auszugucken. Naja, das war heute insgesamt nicht so mein Tag“, bemerkte der 24-Jährige und überraschte dann mit einer ganz eigenen Bewertung seines schwach geschossenen Strafstoßes. „Ich bin so froh, dass ich verschossen habe, denn sonst wäre es vielleicht ein einfaches Spiel geworden. So aber hat jeder gesehen, was in dieser tollen Mannschaft steckt und dass wir Großartiges schaffen können.“

Als die Teamkollegen die beachtliche Aufholjagd starteten, saß Morales (für ihn kam in der 53. Minute Thomas Pledl) bereits auf der Bank. Den Anfang machte der eingewechselte Moritz Hartmann mit dem 1:1 (65.), in der 86. Minute besorgte Mathew Leckie nach einem Groß-Freistoß schließlich das 2:2. „Da habe ich eigentlich schon gedacht, okay, ein Punkt ist auch gut“, beschrieb Hasenhüttl seine Gedanken auf der Trainerbank.

Doch seine Jungs wollten und glaubten an mehr. Und schafften schließlich in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum ersten Mal in dieser Saison nach einem Rückstand noch einen Sieg.

Zur Belohnung gab Hasenhüttl seinen Spielern zwei Tage frei. Die nächste Prüfung steht am Sonntag bei Union Berlin auf dem Plan. Dann jedoch ohne die gelbgesperrten Danilo und Roger. Die Euphorie nach dem spektakulären Erfolg gegen Düsseldorf dürfte die personellen Verluste indes mehr als wettmachen. „Mit dieser Mannschaft könnte ich sofort weiterspielen. Ich habe jetzt schon Bock auf Berlin“, kündigte Matip bereits an.

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