Ingolstadt

Ärger zum Abschied

Jean-Francois Boucher ist enttäuscht von seinem Aus beim ERC Ingolstadt – und geht wohl nach Köln

29.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Der letzte Einlauf von Nummer 84 durch den Panther-Kopf in die Saturn-Arena: Publikumsliebling Jean-Francois Boucher verlässt den ERC Ingolstadt nach drei erfolgreichen Jahren. - Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Nach drei Jahren im Panther-Trikot ist Schluss: Publikumsliebling Jean-Francois Boucher hat beim ERC Ingolstadt keinen neuen Vertrag erhalten. Über die Umstände seines Abschieds zeigt sich der Stürmer „extrem enttäuscht“. Nun wechselt der Meister von 2014 wohl nach Köln.

Der talentierteste war „Bouch“ nie – doch für seinen stets furchtlosen Einsatz und seine Identifikation mit Ingolstadt und Bayern liebten ihn die Panther-Fans. Auch wenn die vergangene Saison – wie Boucher selbst zugibt – nicht seine beste war: Nach gelungenen Aktionen feierten ihn die Anhänger wie gewohnt mit Sprechchören.

Zum Interviewtermin in einem Ingolstädter Café erscheint der 29-Jährige mit kurzer, rosafarbener Hose, Leinenslippern und weißem T-Shirt – dem klassischen Outfit von Eishockey-Profis im Sommer. „Zwei, drei Wochen Pause sind ja ganz schön, aber eigentlich könnte es wieder losgehen“, sagt der Franko-Kanadier mit deutschen Wurzeln. In die Saturn-Arena wird Boucher nach Informationen unserer Zeitung allerdings nur noch im Trikot der Kölner Haie zurückkehren: Er soll einen Kontrakt beim Klub des Ingolstädter Meistertrainers Niklas Sundblad unterschrieben haben. Dennoch sagt Boucher: „Ich wollte in Ingolstadt bleiben.“

Auch Trainer Manny Viveiros hätte den Angreifer offenbar gerne behalten – doch Sportdirektor Jiri Ehrenberger war Boucher zu alt, zu wenig entwicklungsfähig – und zu teuer. „Man kann nicht bei jedem Angebot mitgehen“, zitierte den Sportdirektor am vergangenen Dienstag die „Eishockey News“. Gemeint war eine Offerte der Kölner Haie für Boucher während der abgelaufenen Saison.

Eine Aussage, die Boucher so nicht stehen lassen will. „Jiri hat gelogen. Das entspricht nicht meinem Charakter. Ich hätte auf Geld verzichtet“, sagt er. Boucher hat gute Argumente auf seiner Seite: Mit seinem Abschluss an einer amerikanischen Elite-Universität kann er nach seiner Eishockey-Karriere ein Vielfaches seiner aktuellen Bezüge verdienen. Auch privat hat Boucher in Ingolstadt sein Glück gefunden: Im Juli heiratet er seine deutsche Freundin Martina, eine Marketing-Managerin. Zudem hat er in Absprache mit ERC-Geschäftsführer Claus Gröbner ein Studium in München begonnen.

Bouchers Version: Im Januar hätten ihm zwei Angebote vorgelegen: eines vom ERC, eines – geringfügig besser dotiert – von den Kölner Haien. Laut Boucher wollte Ehrenberger nicht nachbessern – also akzeptierte der Angreifer das niedrigere Angebot der Ingolstädter. „Geld ist mir nicht so wichtig“, erklärt Boucher. Doch seitdem sei nichts mehr passiert. Ehrenberger habe ihn im Unklaren über seine Zukunft gelassen – bis das Aus kam.

Bei der Saisonabschlussfeier auf dem Rathausplatz hatte Boucher noch auf einen neuen Vertrag gehofft. Die Meister-Panther Derek Hahn und Michel Periard wurden offiziell verabschiedet – Boucher nicht. „Da dachte ich: Cool, ich bleibe.“ Doch einige Tage später teilte ihm Ehrenberger mit, dass der Verein nicht mehr mit ihm plane. Bouchers Vermutung: „Jiri wollte mich in der Hinterhand haben, falls es mit einigen Neuzugängen nicht geklappt hätte. Ich hätte mir ein wenig mehr Respekt gewünscht.“

Trotz allem hegt Boucher keinen Groll gegenüber dem Klub. „Sauer sein ist Zeitverschwendung“, sagt er. Die Erinnerungen an die Meistersaison mit den Panthern könne ihm niemand mehr nehmen. „Ich habe den Dokumentarfilm zum Titelgewinn bestimmt 20-mal gesehen. Wir hatten eine tolle Gruppe von Jungs, wir haben uns super verstanden. Noch heute stehen wir in Kontakt“, berichtet Boucher mit glänzenden Augen. Die Zeit in Ingolstadt sei der Höhepunkt seiner Karriere gewesen.

Einen besonderen Gruß richtet der Linksschütze an die Ingolstädter Fans: „Ihnen möchte ich aus tiefstem Herzen für ihre Unterstützung danken.“

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