Ingolstadt

Fußballprofis im Netz

03.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

FCI-Stürmer mit Abschluss: Stefan Lex (rechts) hat sein Sportmanagement-Studium abgeschlossen und dabei das Internet-Verhalten der Teamkollegen untersucht - Fotos: Eibner, oh

Ingolstadt (DK) Populäre Fußballer haben die Vorteile der sozialen Netzwerke längst erkannt und versorgen die Fans permanent mit neuen Nachrichten. Wie aber nutzen die Akteure des FC Ingolstadt diese Medien? Spieler Stefan Lex hat es genau untersucht.

Die Dimension ist längst nicht mehr vorstellbar. Wenn zum Beispiel dem Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger im sozialen Netzwerk Facebook rund 8,2 Millionen Menschen folgen, ist das nicht mehr greifbar. DFB-Teamkollege Mesut Özil gilt als König des Internets. Auf über 28 Millionen so genannte „Follower“ bringt es der Star von Arsenal London. Täglich werden unter seinem Namen Infos abgesetzt. Das ist die moderne Art der Fanpflege. Und die Zahl der Leser wird immer größer.

Wie aber sieht es eine Stufe darunter aus? Können oder sollen Zweitligaspieler die neuen Medien auch nutzen? Stefan Lex, Außenbahnspieler von Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt, wollte es genau wissen und hat zwölf Monate lang - von April 2014 bis März 2015 – das Internet-Verhalten seiner Teamkollegen beobachtet. All dies geschah im Rahmen seines Sportmanagement-Studiums für seine Bachelorarbeit (Titel: „Social-Media-Auftritte von Profifußballern und Vereinen – Synergien, Chancen und Risiken“). Für unsere Zeitung fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse der mit der Note 1,9 bewerteten Arbeit von Lex zusammen.

 

Wen und was hat Stefan Lex untersucht?

Die Untersuchung lief über zwei Spielzeiten, und Lex hat dabei so viele Kaderspieler wie möglich untersucht. Akteure wie Caiuby oder Collin Quaner, die den Verein nach der Vorsaison verlassen haben, gehörten also ebenso dazu wie die Spieler des Aufstiegskaders. Insgesamt konnte Lex 34 Aktive befragen und deren Aussagen auswerten. 21 von ihnen nutzten im Untersuchungszeitraum Facebook, sieben den Nachrichtendienst Twitter und 16 die Bilderplattform Instagram. Das Trainerteam um Chefcoach Ralph Hasenhüttl (47) und Co-Trainer Michael Henke (58) wurde angefragt, konnte dann jedoch vernachlässigt werden. Der Grund: Niemand von den Herren pflegt ein eigenes Benutzerkonto und plant dies auch nicht für die Zukunft.

 

Wie nutzen die FCI-Spieler das Internet?

Da recht wenige Spieler auf Twitter aktiv waren und im Untersuchungszeitraum bei Instagram lediglich drei Akteure nennenswerte Abonnementzahlen vorweisen konnten, beschränkte sich die qualitative Untersuchung auf die Ereignisse auf Facebook. Instagram, so der Eindruck, hatte bis dahin nur dann eine Bedeutung, wenn die Spieler international vernetzt sein wollten. Beim FCI waren deshalb der Israeli Almog Cohen (15 000 Abos), der Australier Mathew Leckie (7500) und US-Nationalspieler Alfredo Morales (4000) die beliebtesten – vermutlich durch die Fans in der jeweiligen Heimat. Auf Facebook hatte Ralph Gunesch mit 7790 „Likes“ (über den „I Like“-Button verknüpft sich der Fan mit der Seite des Spielers und erhält regelmäßig die neuen Meldungen) die meisten Interessenten. Dies wohl vor allem, weil er seine Seite bereits seit vier Jahren pflegt und überdies als einziger Spieler ständig neue „Posts“ (Nachrichten) ins Netz stellt. Alle übrigen Spieler beschränkten sich auf Mitteilungen rund um den Spieltag und erzielten gute Werte, wenn sie zuvor bereits bei größeren Vereinen oder in der Nationalmannschaft gespielt hatten. Philipp Hofmann (zuvor bei Schalke 04, 5320 Likes) und Lukas Hinterseer (österreichischer Nationalspieler, 5241), folgen hier auf den Plätzen.

Dabei gaben zehn der 21 Facebook-Nutzer an, dass sie bei der Erstellung der Nachrichten auf fremde Hilfe durch Spielerberater, Freunde oder die Ehefrau vertrauen. Berateragenturen sind in einigen Fällen auch der Grund, weshalb die Spieler eine eigene Seite eröffnet haben.

 

Wer lehnt die Nutzung ab und warum?

Die 13 Spieler ohne eigene Facebook-Seite (inzwischen hat Moritz Hartmann auch eine eingerichtet) geben für ihre Ablehnung unterschiedliche Gründe an. Als Gruppe beschreibt Lex hier die „junge Garde“: Dazu gehören Spieler, die am Anfang der Karriere stehen und noch nicht bekannt genug sind. Altersbedingt ist hier aber die Internet-Affinität hoch, sodass eine eigene Seite auf jeden Fall in Erwägung gezogen wird. Dieser Gruppe gegenüber steht Altmeister Andre Mijatovic, dessen Beispiel deutlich macht, dass das Internet-Engagement – wie bei den Trainern – auch eine Frage des Alters ist. Der 35-Jährige gibt an, dass er das zum Ende seiner Karriere nicht mehr brauche, und verzichtet auch privat auf die Nutzung. Außerdem haben vier Spieler eine bestehende Seite im Laufe der Zeit abgemeldet. Zwei, weil ihnen der Aufwand zu groß wurde. Zwei weitere, weil sie in einer sportlich schweren Phase zu häufig mit meist anonymer Kritik konfrontiert wurden, sich ungerecht behandelt fühlten und dies als belastend empfanden.

 

Welche Inhalte kommen bei den Fans an?

Wer regelmäßig postet, erzieht seine Fans dazu, auch regelmäßig nachzuschauen. Aber auch die Form spielt eine Rolle. So werden (kurze) Videos deutlich häufiger angeklickt als Standard-Textmitteilungen. Lex selbst machte die Erfahrung, dass eine Trikot-Verlosung mittels Video von 23 000 Menschen angeklickt wurde, 878 drückten anschließend auf das „gefällt mir“-Symbol. Die Meldung von seiner Vertragsverlängerung – für ihn persönlich der ungleich wichtigere Inhalt – lasen indes nur 8900 Nutzer. 362 drückten anschließend noch ihr Gefallen aus. Neben den Spielern betreibt natürlich auch der FC Ingolstadt selbst eine eigene Facebook-Seite. Um die Zuverlässigkeit der Spielerseiten zu erhöhen, empfehlen sich gemeinsame Aktionen, wie zum Beispiel ein Live-Chat, der dann über beide Konten zu erreichen ist. Nutzer können durch die Querverbindung feststellen, dass sie sich tatsächlich mit dem gewünschten Spieler austauschen – und nicht etwa mit jemandem, der einen fremden Namen missbraucht.

Wie wird sich die Nutzung der sozialen Medien für Profis entwickeln?

Die Vorteile einer eigenen Facebook-Seite liegen auf der Hand: Der Spieler kann zeitlich unabhängig Inhalte übermitteln, die er selbst zu 100 Prozent kontrolliert. Gerade bei bekannteren Spielern ist hier eine neue Form der Fanpflege entstanden, die die nur mit einigem Aufwand zu erstellende eigene Homepage längst ersetzt hat. Außerdem erhalten die Anhänger eine Anlaufstelle für ihre Fragen, die aber bei populären Spielern längst nicht mehr persönlich beantwortet werden. Dennoch wachsen die Zugriffszahlen stetig, auch beim FC Ingolstadt, der nach dem Aufstieg immer beliebter wird. Zum Vergleich: Beim SC Paderborn sorgte die Qualifikation für das Oberhaus für eine Verdreifachung der Aufmerksamkeit. Der FCI steht vor einer ähnlichen Entwicklung: Im Frühjahr 2015 hatte die Seite noch 32 240 „Likes“, inzwischen kletterte diese Zahl auf fast 50 000. Gleiches gilt für die Seiten der Spieler, auf denen die Zugriffszahlen ebenfalls stetig zunehmen. Außerdem scheint der Bilderdienst Instagram immer wichtiger zu werden. Fotos zu veröffentlichen ist für viele Spieler offenbar unkomplizierter als das Verfassen von Textmeldungen. In welchem Netzwerk auch immer, unterm Strich hat sich eine Anlaufstelle für Fans entwickelt, deren Bedeutung gerade bei jungen Menschen immer weiter zunehmen wird.

Lesen Sie hier, welche Social-Media-Vorgaben der FC Ingolstadt seinen Spielern macht. " domain="www.donaukurier.de" target="_blank"%>

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