Schweinspoint

6,5 Millionen für den neuen Johanneshof

Ein Glied in der Wertschöpfungskette: Stiftung St. Johannes schafft 50 Arbeitsplätze für Klienten und Mitarbeiter

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: Andrea Hammerl

Schweinspoint (DK) Die alten Schweineställe waren nicht mehr tragbar. Als er sein Amt antrat, stellte sich also für Robert Freiberger, Geschäftsführer der Stiftung St. Johannes Schweinspoint, die Frage, die Landwirtschaft aufzugeben oder zu investieren. Die Stiftung investierte.

Stolze 6,5 Millionen Euro steckte die dem Caritasverband angehörende kirchliche Stiftung St. Johannes in den neuen Johanneshof, um in den drei Arbeitsbereichen Landwirtschaft, Naturland-Gärtnerei und Pflege der Außenanlagen insgesamt 50 Arbeitsplätze zu schaffen. So arbeiten hier nun 40 Klienten und zehn Mitarbeiter der Stiftung, um 200 Schweine, vier Pferde, 600 Hühner und 45 Rinder – davon zehn auf der Weide – Gewächshäuser sowie den Streichelzoo mit Alpakas, Schafen und Ziegen zu betreuen. „Unter der Woche brauchen wir viel Handarbeit, am Wochenende muss es dagegen schnell gehen“, erklärt Agraringenieur Christoph Luderschmid den Spagat, den der Johanneshof für seine besonderen Mitarbeiter leisten muss. Denn die Klienten arbeiten natürlich nur unter der Woche. Am Wochenende muss die Arbeit von möglichst wenigen der regulären Mitarbeiter erledigt werden, damit die anderen ihr verdientes Wochenende genießen können. Teilzeit- und Aushilfskräfte helfen mit, die Wochenendarbeit zu gewährleisten, berichtet Luderschmid beim Rundgang. Daher ist in den modernen Ställen viel Technik verborgen. So ist der Rinderstall angeschrägt, der Mist kann leicht in den vorderen Bereich gebracht werden. Dort sind schwenkbare Tore, die einen Gang öffnen und zugleich die Tiere absperren, so dass Mitarbeiter mit dem Schlepper durch den Gang fahren und den Mist leicht abtransportieren können. Futterautomaten sind so dimensioniert, dass einmaliges Nachfüllen pro Tag ausreicht. Momentan wird noch Bullenmast betrieben, doch Luderschmid ist dabei, auf Färsenmast umzustellen, da die Bullen „zu sehr aufdrehen“ – Arbeitsschutz geht vor. 17 Hektar werden als Grünland genutzt, und da Ochsen und Färsen Grünfutter besser als Bullen verwerten, ist das ein weiterer Pluspunkt für die Mast weiblicher Tiere. Im laufenden Betrieb muss sich die Landwirtschaft selber tragen, die Neubauten aber hat die Stiftung mit 4,889 Millionen Euro größtenteils selbst finanziert. Zuschüsse gab es vom Freistaat Bayern, der 853 450 Euro gab, die Bayerische Landesstiftung beteiligte sich mit 340 000, die Bundesagentur für Arbeit mit 131 300, die Aktion Mensch trug je 110 000 für die Reithalle und die barrierefreien Stallungen bei, der Bezirk Schwaben 65 500 Euro.

Die Landwirtschaft ist als Glied der gesamten Wertschöpfungskette der Stiftung konzipiert. Zum einen bietet sie den geistig-, psychisch- und zum Teil mehrfachbehinderten Menschen der Stiftung Sankt Johannes sinnvolle Arbeit. Ziel der Stiftung ist es, sie entsprechend ihrer Fähigkeiten in den Alltag des Bauernhofes einzubinden. Im Rinderstall erledigen die Klienten das Einstreuen und Füttern, desgleichen im Schweinestall, wo sie zusätzlich das Ausmisten übernehmen. Im Legehennenstall, der auch für Rollstuhlfahrer als Arbeitsplatz geeignet ist, fällt zudem Eiersammeln, Abstempeln und Verpacken in ihren Aufgabenbereich. Im Pferdestall überschneiden sich Arbeits-, Therapie- und Freizeitbereich am offensichtlichsten.

Zwei Kaltblüter und zwei Shetlandponys werden derzeit auf ihren zukünftigen Job vorbereitet – das therapeutische Reiten, das sowohl Bewohnern als auch externen Interessenten angeboten werden soll. Klienten sind in die Pflege der Tiere eingebunden. Angeleitet werden sie von landwirtschaftlichem Fachpersonal mit entsprechender Zusatzqualifikation, Heilerziehungspflegern und Heilpädagogen sowie speziell ausgebildeten Reittherapeuten.

Zum anderen produziert die Landwirtschaft Rind- und Schweinefleisch, frische Eier und Gemüse für die Selbstversorgung. Teilweise werden die Produkte in der hauseigenen Metzgerei weiterverarbeitet und im stiftungseigenen Laden zum Verkauf angeboten. Tomaten, Paprika und Gurken werden in den circa 4500 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Gewächshäusern angebaut, seit mehr als 25 Jahren in Bioqualität für Naturland.

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