2000 Flüchtlinge stranden am Münchner Bahnhof

01.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

München/Rosenheim (dpa/lby) Am Münchner Hauptbahnhof sind in überwiegend aus Ungarn kommenden Zügen seit Wochenbeginn 2000 Flüchtlinge angekommen. Auch am Dienstag kamen Hunderte weitere Asylbewerber aus afrikanischen Ländern, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte. Allein am Bahnhof im österreichischen Salzburg warteten 800 Flüchtlinge auf die Weiterfahrt nach Deutschland, in Wien seien es 500. "Und eine erhebliche Zahl hält sich noch in Budapest auf", so der Sprecher.

Am Montag hatte die ungarische Polizei am größten Budapester Bahnhof aufgehört, Flüchtlinge am Besteigen der Züge Richtung Westen zu hindern. Seitdem waren tagsüber und bis in die späte Nacht viele Asylbewerber über Österreich nach München gekommen. Am Dienstagvormittag schlossen die ungarischen Behörden den von Asylbewerbern bedrängten Budapester Ostbahnhof.

In Rosenheim hatte die Bundespolizei am späten Montagnachmittag einen aus Budapest kommenden Zug gestoppt und zur ersten Registrierung knapp 200 Flüchtlinge aus den Waggons geholt. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, aber auch aus dem Irak, aus Afghanistan und Nigeria kommen sie. Dagegen seien nur wenige Asylbewerber aus Ländern im Westbalkan im Zug gesessen, sagte ein Polizeisprecher. Die Nacht über hätten sich bis zu 400 Menschen in der zur Rosenheimer Inspektion der Bundespolizei gehörenden Sporthalle aufgehalten.

Weitere 200 Flüchtlinge, die in Budapest auf ihrer Weiterreise gewartet hatten, ließen die Rosenheimer Beamten zum Münchner Hauptbahnhof weiterfahren. Dort wurden sie mit Getränken und Essen versorgt, ehe sie nach der Registrierung mit Bussen in Erstaufnahmestellen kamen. In der Nacht trafen weitere Züge mit aus Ungarn kommenden afrikanischen Flüchtlingen ein, darunter viele Familien mit Kindern.

Allein am Münchner Hauptbahnhof kamen am Dienstag bis zum frühen Abend etwa 2100 Flüchtlinge an. Ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam rechnete damit, dass die meisten der in Salzburg und Wien noch wartenden zusammen etwa 1300 Flüchtlinge nach Deutschland reisen würden. Erste Anlaufstelle sei wahrscheinlich wieder der Bahnhof in München.

Die Züge aus Ungarn mit Tausenden Flüchtlingen haben in München eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Hunderte Spender brachten am Dienstag Lebensmittel, Kleidung, Zahnbürsten, Windeln und andere Geschenke für die Asylbewerber zum Hauptbahnhof.

"Wir danken sehr herzlich dafür, können das alles aber gar nicht mehr verarbeiten", sagte ein Polizeisprecher am Abend. "Die Lagerkapazität ist erschöpft. Es tut uns leid, wenn die Menschen Semmeln schmieren und die dann gar nicht mehr verteilt werden können." Wer weiter helfen wolle, solle die Sachspenden zu den Erstaufnahmeeinrichtungen bringen.

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