München

Schwerer Gang für Hubert Haderthauer

Ehemann von Ex-Staatskanzleichefin Christine Haderthauer steht seit gestern in München vor Gericht

03.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:28 Uhr

München (DK) Hubert Haderthauer will sich vor dem Landgericht München zur Modellbau-Affäre äußern – aber noch nicht jetzt. Zu Beginn des Prozesses wegen Betrugs und Steuerhinterziehung kündigte er gestern an, im Januar Stellung zu beziehen.

Seinen Humor zumindest hat Hubert Haderthauer noch nicht verloren. Auf die Frage des Richters zu Prozessbeginn, ob er nun Hubert oder Hubertus mit Vornamen heiße, antwortet der Ingolstädter lächelnd: „Auf die Jagd bin ich noch nie gegangen – also Hubert.“

Auf die Jagd gegangen ist jedoch die Staatsanwaltschaft München II, die Anklage gegen den 58-jährigen Landgerichtsarzt erhoben hat. Der Vorwurf: Betrug sowie Steuerhinterziehung in zwei Fällen. Die Anklage ist nur ein Mosaikstein in der vielschichtigen Modellbau-Affäre, die der Ehefrau des Angeklagten, Christine Haderthauer, im September 2014 ihren Posten als Staatskanzleichefin gekostet hat. Wobei die CSU-Politikerin aus Ingolstadt nicht wegen Betrugs angeklagt ist; entsprechende Ermittlungen wurden unlängst eingestellt. Vielmehr wird die Staatsanwaltschaft nur einen Strafbefehl wegen Steuerverkürzung gegen sie beantragen, nachdem der Landtag ihre Immunität am Mittwoch aufgehoben hat.

Hintergrund sind die Geschehnisse rund um die Firma Sapor Modelltechnik, die nacheinander von Christine und Hubert Haderthauer geführt wurde, bis dieser das Unternehmen 2008 verkaufte. Das Geschäftsmodell war durchaus pikant: Die Firma verkaufte teure Modellautos, die von psychisch kranken Straftätern im Maßregelvollzug gebaut wurden. Wichtigster Konstrukteur war ein verurteilter Dreifachmörder.

In seiner Zeit als Sapor-Chef soll Hubert Haderthauer laut Anklage 37 000 Euro an Steuern hinterzogen haben. Zudem habe er beim Verkauf der Firma vier Modellautos behalten und diese später für knapp 57 000 Euro veräußert – ohne dass dies in seiner Steuerklärung auftauchte. Der Vorwurf des Betrugs bezieht sich auf einen ehemaligen Mitgesellschafter bei Sapor. Er kam 2011 auf das Ehepaar Haderthauer zu und forderte seinen Anteil aus dem Verkauf der Firma. Die Anwälte beider Seiten einigten sich auf 20 000 Euro. Allerdings ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass Haderthauer und sein damaliger Anwalt Ernst Michael R. dem Ex-Mitgesellschafter bewusst einen niedrigeren Unternehmenswert vorgetäuscht und ihn so um 84 000 Euro geprellt haben.

„Gegen den Vorwurf des Betrugs hat sich Herr Haderthauer immer gewehrt – und wird sich auch hier wehren“, kündigt sein Verteidiger Norbert Scharf zu Prozessbeginn an. Haderthauer wolle sich zu den Vorwürfen umfassend äußern und „die Geschichte der Firma Sapor darlegen“. Allerdings noch nicht jetzt: Auf Anraten seiner Anwälte wird Haderthauer wohl erst am 7. Januar aussagen, weil die Verteidigung viele jüngst eingegangene Unterlagen erst noch sichten müsse.

Bei seinem ersten Auftritt im Gericht ist der Angeklagte sichtlich um eine aufrechte Körperhaltung bemüht. Weitgehend regungslos verfolgt er das Geschehen; allein die dunklen Ringe unter den Augen lassen erahnen, wie es um sein Seelenleben zurzeit bestellt ist. „Herrn Haderthauer ging es im Vorfeld gesundheitlich nicht gut“, sagt sein Verteidiger. „Er wollte sich aber heute stellen.“

Wobei nicht etwa wegen Haderthauer zwei Sanitäter im Gerichtssaal Platz genommen haben – sondern wegen des Mitangeklagten Ernst Michael R. Der Anwalt erscheint jedoch nicht persönlich; als Grund führt sein Verteidiger eine Herzerkrankung seines Mandanten an, deretwegen der Stress bei einer solchen Verhandlung „lebensbedrohlich“ für ihn sei. Richter Rupert Heindl, der auch dem Prozess gegen Uli Hoeneß vorsaß, entscheidet daraufhin, die Verfahren gegen Haderthauer und Ernst Michael R. zu trennen. Eine ärztliche Untersuchung soll feststellen, ob Letzterer verhandlungsfähig ist.

Der Prozess gegen Hubert Haderthauer ist vorerst auf sieben Termine angesetzt; ein Urteil soll am 25. Januar fallen.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/schwerer-gang-fuer-hubert-haderthauer-3858385
© 2024 Donaukurier.de