Erlangen

"Wir wollen weiter wachsen"

Erlangener Uniklinik feiert ihren 200. Geburtstag Bescheidene Anfänge mit acht Betten

22.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:55 Uhr

Spitzenmedizin im Herzen der Stadt: So präsentiert sich heute das Universitätsklinikum Erlangen (oben). Zwischen den Anfängen (links) und dem Operieren mit dem Da-Vinci-Roboter liegen Welten. - Fotos: Universitätsklinik Erlangen

Erlangen (HK) Mit einem Festakt hat die Uniklinik Erlangen am Donnerstag ihren 200. Geburtstag gefeiert. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) brachte zum Geburtstag eine sehr persönliche Rede mit. Als weiteres Geschenk könnte Seehofer bald einen großen Wunsch der Klinik erfüllen.

Klein hat das Klinikum Erlangen vor 200 Jahren angefangen. Heute ist die Uniklinik ein modernes Großklinikum mit über 500 000 Patienten. "Wir feiern diesen Geburtstag mit einer Verspätung von genau 153 Tagen. Wir wollten einfach nicht ohne Sie feiern", begrüßte Professor Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Uniklinik, den Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) am Donnerstag zum Festakt in Erlangen.

Mit acht Betten habe die Klinik an der Wasserturmstraße gleich neben dem Schloss begonnen. Viele Menschen hätten daran mitgewirkt, dass das Haus heute mit über 1300 Betten eines der leistungsfähigsten Kliniken des Landes mit internationaler Reputation sei. "Wir wollen nach 200 Jahren nicht stehenbleiben", kündigte Iro auf der Geburtstagsfeier an. Insbesondere der drohende "Verkehrsinfarkt" müsse abgewendet werden. "Freie Wege zum Uniklinikum sind lebenswichtig. Dafür werden wir kämpfen", sagte Iro und warf Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) einen kurzen Blick zu. "Wir wollen weiter wachsen", betonte Iro und winkte nun dem Ministerpräsidenten mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl zu. Zum Hintergrund: Die Uniklinik würde gerne das Waldkrankenhaus am Erlanger Burgberg von katholischen Schwestern übernehmen und erhofft sich Unterstützung vom Freistaat. Auch ein Berufsschulzentrum für alle Pflegeberufe steht auf der Wunschliste ganz oben.

Richtige Geschenke hatte Seehofer freilich nicht nach Erlangen mitgebracht. Mit leeren Händen ist er aber auch nicht nach Erlangen gekommen. Der Uniklinik schenkte Seehofer eine sehr persönliche Rede. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig medizinische Versorgung im Fall einer Krankheit ist." Der gesunde Mensch habe viele, der kranke Mensch nur einen Wunsch. Das Gesundheitssystem müsse, so Seehofer, aus der Sicht der Patienten betrachtet werden. Nicht nur Zahlen und Bilanzen seien wichtig. Die Humanität müsse im Vordergrund stehen. Was ist die Erwartungshaltung? Das Anliegen in Bayern und Deutschland müsse sein, medizinische Spitzenqualität allen Menschen zur Verfügung zu stellen. Unabhängig von Einkommen und Herkunft. "Zur wichtigsten Aufgabe gehört, diesen höchsten Anspruch auch in der Zukunft zu erfüllen."

In seiner Rede stellte er immer wieder die Humanität in den Mittelpunkt. Das Menschliche dürfe in der modernen Gerätemedizin niemals vergessen werden. Dass Ärzte sich die Zeit nehmen, um Patienten zu trösten, das gehöre zur Spitzenmedizin dazu. Dass man im Krankheitsfall nicht sofort in soziale Schieflage gerät auch. Das solidarische Gesundheitssystem unterscheide Deutschland von vielen Ländern in der Welt. In Amerika habe er selbst einmal einen Vorschuss bezahlen müssen, um ein Bett in einem Krankenhaus in Texas zu bekommen.

Statt eines Geschenks hatte Seehofer eine Bitte zum Geburtstag mitgebracht. Die Klinik solle die ideellen Werte der Humanität weiterhin in den Mittelpunkt rücken. "Sie gehören zu den Besten in Deutschland und in Europa. Darauf können alle miteinander stolz sein", sagte Seehofer.

Nach diesem Dank richtete Seehofer den Blick in die Zukunft. Derzeit entstünden zahlreiche Neubauten mit neuen Operationssälen sowie ein neuer Hubschrauberlandeplatz. Insgesamt würden 180 Millionen Euro investiert. "Ich habe gehört, es könnten mehr sein", sagte Seehofer und versprach, sich dafür einzusetzen, noch mehr Geld nach Erlangen zu schicken. Innenminister Joachim Hermann (CSU) liege ihm sowieso schon ständig damit im Ohr.

Eventuell kommt Seehofer bald mit einem Geschenk zurück, stellte er doch ein neues Berufsschulzentrum für Medizinberufe in Aussicht. Freuen kann sie Klinik noch nicht. Die Größe des Geschenks hängt von der Finanzsituation im Freistaat ab. Auch Erlangen will unterstützen. "Unsere Verkehrswege sind nicht für ein großes Klinikum geplant. Wir wissen, dass wir etwas tun müssen für das wachsende Klinikum im Herzen der Stadt", sagte Oberbürgermeister Janik verständnisvoll. Die Verkehrssituation sei wachstumshemmend. "Wir wollen, dass die Uniklinik weiter wachsen kann", sagte Janik. Am heutigen Samstag feiern die rund 7500 Mitarbeiter der Uniklinik den runden Geburtstag in der Heinrich-Lades-Halle.

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