Ingolstadt

"Der Fußball ist ja nicht patentgeschützt"

Neuer FCI-Trainer Markus Kauczinski über Spielertransfers, seine Taktik und die EM

21.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Gute Laune inklusive: Der gebürtige Gelsenkirchener Markus Kauczinski gilt als bodenständig und loyal. Eine Prise Ironie darf beim zukünftigen Trainer des FC Ingolstadt zuweilen auch nicht fehlen. - Foto: Imago

Ingolstadt (DK) Offiziell befindet sich der neue Trainer des FC Ingolstadt, Markus Kauczinski, noch im Urlaubsmodus. Doch von Ruhe kann beim 46-Jährigen derzeit keine Rede sein - der gebürtige Gelsenkirchener pendelt ständig zwischen Karlsruhe und Ingolstadt, um seinen Umzug voranzutreiben. Nach 15 Jahren in Baden als Nachwuchs-, Interims- und Cheftrainer des KSC übernimmt Kauczinski beim FCI erstmals einen Bundesligisten. Noch vor der offiziellen Vorstellung am 3. Juli beim Trainingsstart der Schanzer sprachen wir mit ihm über seinen neuen Verein und den Stand der Saisonvorbereitung.

Herr Kauczinski, zwei Wochen vor dem Trainingsstart hat der FC Ingolstadt die ersten Neuzugänge präsentiert. Was sagen Sie zu den Verpflichtungen von Hauke Wahl und Martin Hansen?

Markus Kauczinski: Ich bin froh, dass wir beide Spieler für uns gewinnen konnten. Mit Martin Hansen haben wir einen Torwart in einem guten Alter bekommen, der auch schon Erfahrung mitbringt. Und Hauke Wahl ist ein Innenverteidigertalent, das sich an seinen bisherigen Stationen durchgesetzt hat und gute Anlagen besitzt.

Ist Wahl denn schon der Ersatz für Benjamin Hübner oder suchen Sie noch einen erfahreneren Mann?

Kauczinski: Erfahrung ist nicht unbedingt ein Merkmal, wichtig ist die Qualität. Es wird sich erst herausstellen, wer Hübner ersetzt. Wir haben auch mit Romain Bregerie einen Mann, der auf seinen Einsatz brennt. Die Plätze im Team werden erst noch vergeben.
 

Stammkeeper Ramazan Özcan ist nach Leverkusen gewechselt. Gibt es auf der Torwartposition ein offenes Rennen?

Kauczinski: Wichtig war uns, die Position mit zwei guten Torhütern zu besetzen. Örjan Nyland ist ein guter Mann, jetzt kommt Martin Hansen dazu. Beide werden um die Nummer eins kämpfen.

 

Mit Özcan, Hübner und Danny da Costa hat der FCI drei Stammkräfte verloren. Haben Sie mit einem solchen Aderlass gerechnet?

Kauczinski: Eine solche Fluktuation ist ja ganz normal, das ist alles im Rahmen. Unser Ziel ist es, die Spieler zu halten, die da sind. Und wir sondieren den Markt nach weiteren Verstärkungen. Ich mache mir da keine Sorgen. Ich bin mit Sportdirektor Thomas Linke ständig im Austausch.

 

Es sind nur noch knapp zwei Wochen bis zum Trainingsauftakt. Soll bis dahin der Kader komplett sein?

Kauczinski: Das wird nicht der Fall sein. Die österreichischen Nationalspieler Lukas Hinterseer und Markus Suttner werden sowieso noch nicht dabei sein. Wer weiß, wie weit sie bei der EM kommen. Der Trainingsauftakt ist ja auch nur ein erstes Kennenlernen. Danach folgt eine kurze Teambuildingmaßnahme, und dann gibt es nochmals eine kleine Pause, ehe es richtig losgeht. Wir haben viel Zeit, und auch die Transferperiode dauert noch sehr lange. Wir müssen Ruhe bewahren, und ich bin da auch ganz entspannt. Wir haben keine Not, auf dem Transfermarkt einen Schnellschuss zu tätigen.

 

Im DFB-Pokal wartet mit Zweitliga-Rückkehrer Erzgebirge Aue gleich in der ersten Runde eine schwierige Aufgabe. Sind Sie froh, dass Sie eine Woche vor dem Bundesliga-Start so gefordert werden oder hätten Sie sich ein einfacheres Los gewünscht?

Kauczinski: Ich kenne Aue gut aus der 2. Bundesliga und freue mich, dass es gleich eine interessante Aufgabe gibt. Der DFB-Pokal ist immer ein tolles Erlebnis, und als Bundesligist wollen wir uns natürlich durchsetzen.

 

Der FCI hat unter Ihrem Vorgänger Ralph Hasenhütttl eine bestimmte Spielidee entwickelt und war damit sehr erfolgreich. Werden Sie diese fortsetzen?

Kauczinski: Der Fußball ist ja nicht patentgeschützt, Pressing gab es auch früher schon. Ich denke, wir werden ähnlich anfangen und dann unseren Spielstil entwickeln. Entscheidend ist, was am besten zu den Spielern und der Mannschaft passt. Das werden wir in den nächsten Wochen sehen. Wir haben genügend Zeit, uns einzuspielen. Das Wichtigste ist am Ende sowieso, dass wir mit der Mannschaft Erfolg haben.

 

Wie intensiv verfolgen Sie die Fußball-EM und wie sind Ihre Eindrücke?

Kauczinski: Ich habe schon viele Spiele gesehen. Allerdings haben meine Frau und ich mit dem Umzug von Karlsruhe nach Ingolstadt einiges zu tun. Wir wollen alles fertig haben, wenn wir Mitte Juli einziehen. Aber das Turnier beginnt ja erst richtig mit den K.-o.-Spielen. Insofern will ich auch keine Prognose abgeben. Es wird sich zeigen, welche Mannschaft sich weiterentwickelt und wer richtig gut ins Turnier reinfindet.

 

Das Interview führte

Gottfried Sterner.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/der-fussball-ist-ja-nicht-patentgeschuetzt-3699181
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