Dietfurt

Die Stadtgeschichte auf 376 Seiten

Heimatpfleger Franz Kerschensteiner stellt rechtzeitig zur Jubiläumswoche seine Chronik vor

23.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Noch sitzen sie auf dem Trockenen: Die fantasievoll geschmückten Enten werden beim Wettschwimmen am 10. Juli auf der Stadtlaber zu Wasser gelassen. - Foto: Götz

Dietfurt (DK) Eine lange Zeit ist Heimatpfleger Franz Kerschensteiner mit den Vorbereitungen zur Feier des Stadtjubiläums gefordert gewesen. Viele Monate dauerten die Recherchen für sein Buch zur Stadtgeschichte, das zu Beginn der Jubiläumswoche vorgestellt werden soll.

Auf das Konzept seiner Chronik griffen bereits die Veranstalter der gut besuchten Sieben-Täler-Stadtgeschichten zurück. Auch die Organisatoren der gespielten Stadtführungen, die in der Jubiläumswoche stattfinden werden, bedienen sich seiner historischen Erkenntnisse. Am Samstag, 2. Juli, wird er beim Festakt sein Buch "Dietfurt an der Altmühl, eine Stadtgeschichte", vorstellen. Seit mehr als vier Jahrzehnten beschäftigt sich der passionierte Heimatforscher mit der Vergangenheit seiner Heimatstadt.

Die Oberin des Frauenklosters, M. Valeria Beckenbauer, die sich schon heimatkundlichen Studien widmete, hatte kurzerhand den Junglehrer zum Nachfolger designiert und damit einen hervorragenden Griff getan. Ein breit gefächertes Archiv, das umfangreiche Ordner und Computerdateien füllt, hat sich in den Jahrzehnten des unermüdlichen Zusammentragens ergeben.

Seit einem Jahr ist der versierte Chronist beschäftigt, diese riesige Stoffsammlung im Rahmen seines Buches zu verarbeiten. Dabei ging es ihm nicht um einen imposant angelegten Band, sondern es sollte eine informative Schrift in handlichem Format werden, die den an der Stadtgeschichte Interessierten beim Spaziergang durch die Stadt und beim Aufsuchen markanter Punkte begleitet. Damit Herstellung und Preis kostengünstig bleiben, wurden viele Vorarbeiten in Eigenregie abgewickelt. Auf 376 Seiten erwartet die Leser eine Stadtgeschichte, die als lesenswert aufbereitete Lektüre konzipiert und mit reichlich Fotomaterial veranschaulicht ist.

Historisch fundiert ist das Werk mit Personen-, Orts- und Sachverzeichnis versehen, in dem der Nutzer schnellen Zugriff zu den Seiten erhält. Aus städtischem Fundus und verschiedenen Sammlerarchiven stammt die Bebilderung. Mit einer ganzen Reihe von Aufnahmen vertreten ist die Fotografin Johanna Rösch, die mit kompetentem Blick die Schönheiten der Heimat ins rechte Licht gerückt hat. Enormen Anteil an der bildlichen Ausgestaltung des Buches hat Anton Bachhuber, der keine Mühe scheute, Örtlichkeiten und Objekte optimal abzulichten. Wiederholtes Ausrücken mit der Staffelei war vielen Kirchen- und Deckengemälden geschuldet, unermüdlich wurde um die rechte Ansicht bei Inschriften und Gebäuden gerungen. Auch aus der Vogelperspektive richtete er seine Kamera auf Dietfurter Sehenswürdigkeiten. Wochenlang gab es Sitzungen beim Drucker, um die Texte in übersichtlicher Form anzuordnen und anschließend die fotografische Ausgestaltung vorzunehmen. Es galt, die rechte Position und den passenden Zuschnitt für Illustrationen zu finden, Reproduktionen von alten Aufnahmen abzudunkeln oder aufzuhellen.

Nicht nur 600 Jahre Stadtgeschichte hat der Autor verarbeitet, die Zeitleiste setzt vor 100 000 Jahren mit den eiszeitlichen Jägern der Fischleitenhöhle bei Mühlbach ein, führt über die jungsteinzeitliche Siedlung bei Griesstetten, Spuren aus Bronze- und Eisenzeit bis zu Karl dem Großen, dem manche Historiker Dietfurts Gründung zuschreiben. Seit 1144 ist der Ort aktenkundig, die Zeitleiste endet 2015 mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit Nanjing und dem neuen Kaiser Fu-Gao-Di. Die ausführlich behandelten Fakten beginnen vor Jahrmillionen beim Jura-Meer und führen durch die Geschichte von Markt und Stadt bis in die Gegenwart. Anzumerken ist dem Buch der liebevolle Blick auf das Heimatstädtchen, zu dem auch die "Kapellnmoila", der "Leichbeter" und "die Anstalt" gehörten, wie der Kindergarten früher genannt wurde.

Ein Wiedersehen gibt es mit Krankenhaus- und Sternschwestern, Franziskanernovizen, verflossener Eisenbahnromantik und der ehemaligen Badeanstalt an der Altmühl, dem früheren Post- und Polizeigebäude. Schulgeschichte, Malerei und Musik, auch der Chinesenfasching erhalten in der Dietfurter Stadtgeschichte gebührenden Raum. Kriege, Pest- und Notzeiten, prominente Dietfurter wie Stadtpfarrer Anton Kohl, Argula von Grumbach und Frater Balthasar Werner begegnen ebenso wie der Bäcker, dessen verkohlte Semmeln im Feuerbächlein entdeckt wurden, wo er sie heimlich entsorgen wollte.

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