Hilpoltstein

Bereit für die große Aufgabe

Pfalzgräfin Pia Liebald sitzt bei ihrer ersten Reitstunde schon sicher im Sattel

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Pia Liebald fühlt sich wohl in der Rolle der würdevoll reitenden und winkenden Pfalzgräfin. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Wer zur Pfalzgräfin auserkoren wird, muss für den großen Auftritt am Burgfestsonntag reiten können. Das geht nicht ohne Unterricht, denn selbst wenn bereits Reiterfahrung gesammelt wurde, so stellt zum Beispiel die Umstellung auf den Damensattel eine gewisse Herausforderung dar.

Pia Liebald, die neue Pfalzgräfin, kann ein bisschen Erfahrung vorweisen, denn schließlich war ihr Vater gelernter Huf- und Wagenschmied, und als Kind ist sie oft mit dem Fahrrad nach Wallesau gefahren, wo man für fünf Mark die Stunde reiten konnte. Außerdem ist sie schon einmal bei einer Israelreise auf einem Kamel geritten.

Auf alle Fälle hat sie genug Erfahrung, um zu merken, dass ihr die beiden Pferdeführer Ferdinand Kühnlein und Tom Schulz, die schon seit vielen Jahren allen künftigen Pfalzgräfinnen auf dem Reiterhof Bauer in Seligenporten das Reiten beibringen, zu Beginn ihrer Reitstunde einen "Bären" aufbinden wollen. Denn die beiden Spaßvögel führen Pia Liebald zunächst in einen Stall und präsentieren dort das neue Gräfinnenpferd - ein friedlich vor sich hinkauendes Pony.

Das wäre dann aber doch ein bisschen zu klein für den würdevollen Auftritt. Nein, wie schon die vergangenen Male soll wieder die Pferdedame "Angel" die Pfalzgräfin tragen. Sanft im Gemüt, weshalb es in der dortigen Reitschule von Anfängern bevorzugt wird, ist es auch für den Gräfinnentransport bestens geeignet. Die erste Kontaktaufnahme zwischen Gräfin und Angel erfolgt altbewährt mit ein paar Karotten, die das Eis (sollte es je bestanden haben) schnell brechen. Schon helfen die Pferdeführer Pia Liebald in den Sattel. Zuvor hat die Gräfin ihren "Proberock" angezogen, denn nicht nur mit dem Damensattel, sondern auch mit dem schweren Stoff will ein reibungsloser Umgang geübt sein. "Ist gar nicht mal so unbequem", beurteilt die Gräfin ihren Sattel. "Eigentlich fast so wie zu Hause im Wohnzimmer auf dem Sofa." Man merkt sofort, Liebald fühlt sich wohl auf Angel, "Und es schaukelt nicht so wie auf dem Kamel."

Es ist trotzdem schon lange her, dass sie auf einem Pferd saß. Ihre letzte Erfahrung vor etwa zwölf Jahren war zudem ein bisschen unerfreulich. "Da war ich bei einer Freundin zum Reiten zu Besuch und habe mein Pferd selbst gesattelt", erinnert sie sich. "Allerdings habe ich wohl den Gurt nicht fest genug gezogen und so bin ich links aufgestiegen und gleich wieder abgestiegen", schildert Liebald ihre Bauchlandung, die jedoch keinerlei Schäden hinterließ. Auch nicht, was ihr Verhältnis zu Pferden angeht. "Das Glück der Erde liegt schließlich auf dem Rücken der Pferde." Liebald fügt hinter vorgehaltener Hand hinzu: "Das haben meine Vorgängerinnen vermutlich auch immer gesagt."

Zu diesen Vorgängerinnen zählt übrigens auch Pia Liebalds Mutter Maria Pflegel, die 1989 die Ehre zuteilwurde, die Pfalzgräfin Dorothea Maria zu mimen. "Wie meine Kinder heute hab' ich damals meine Mutter auch zu ihren ersten Reitstunden begleitet", erinnert sie sich. Und wie findet nun die Zehnjährige Paula denn Mama auf dem Pferd? "Ganz toll", sagte diese und will gerne auch mal auf Angel aufsitzen. Dieser Bitte kommen die Pferdeführer natürlich gerne nach, und wie die Burgausschussvorsitzende Barbara Billmaier Paula auf dem Pferd sieht, sagt sie: "Vielleicht bist du in 40 oder 50 Jahren auch mal dran als Pfalzgräfin." Tochter Paula findet es "ein bisschen holprig" dort oben, aber durchaus nicht unangenehm. Sohn Max (8) schaut sich hingegen die Reiterei lieber von der Ferne an.

Aber wer eine echte Pfalzgräfin sein will, der muss natürlich auch huldvoll mit dem Blumenstrauß winken können. Da gerade keiner zur Hand war, drückte ihr Tom Schulz ein paar Holunderzweige in die Hand. "Die tun es zum Üben auch", ist sich die Gräfin sicher. Und etwas "Grünes" bekommt die Gräfin hoch zu Ross: ein Buchsbaumsträußchen mit einem kleinen Hufeisen. "Das soll dir Glück bringen", sagt Billmaier.

Glück ist nie verkehrt, aber erfreulicherweise fühlt sich Pia Liebald schon nach ihrer ersten Reitstunde ziemlich sicher im Sattel und bereit für ihre große Aufgabe. Dennoch wird sie bis zum Burgfest noch ein paar Reitstunden in Seligenporten nehmen.

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