Roth

Wie Wasserkraftanlagen den Fischen nicht schaden

Mitarbeiter der Technischen Universität München untersuchen das Hofstettener Heckerwehr Bayernweites Projekt

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Da fließt viel Wasser die Roth hinab: Über mehrere Wochen hinweg sammeln die Mitarbeiter der Technischen Universität München ihre Erkenntnisse am Heckerwehr bei Hofstetten für ein fischökologisches Monitoring-Projekt. - Foto: Tschapka

Roth (HK) Ein Team der Technischen Universität München forscht derzeit am Heckerwehr bei Hofstetten. Untersucht wird hier an der Roth, wie eine Wasserkraftanlage möglichst wenige Auswirkungen auf die Gewässerökologie hat und wie Fische möglichst sicher die Turbinen passieren können.

Ein wichtiger Bestandteil der Energiewende ist neben der Wind- und Sonnenenergie auch die Nutzung von Wasserkraft zur Stromerzeugung. So hat heuer ein privater Investor eine Wasserkraftanlage am Heckerwehr zwischen dem Rother Ortsteil Hofstetten und der Kreisstadt errichten lassen. Seit März werden dort täglich rund 2000 Kilowattstunden erzeugt.

Aber wie wirken sich diese Anlagen auf den Fischbestand aus? Die Veränderung des Lebensraums und auch die direkte Schädigung von Fischen bei ihrer notwendigen Passage von Rechen und Turbine der Wasserkraftanlage ermitteln derzeit Studenten und Mitarbeiter des Lehrstuhls für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München. Seit März 2014 betreibt dieser Lehrstuhl im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums ein groß angelegtes fischökologisches Monitoring an innovativen Wasserkraftanlagen. Untersucht werden dabei neun Anlagen in ganz Bayern, und eben eine davon steht im Landkreis Roth.

Für die Ergebnisse dieses Projekts interessiert sich auch das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg. Kein Wunder, denn die Behörde erteilt die Genehmigung zur Errichtung von Wasserkraftanlagen und macht ihre Entscheidungen nicht zuletzt davon abhängig, wie viel oder wenig Einfluss ein geplantes Bauvorhaben auf Natur und Umwelt haben wird. Wichtig dabei ist laut Baudirektor Klaus Winkelmair, zuständig beim Wasserwirtschaftsamt für den Landkreis Roth, dass die Anlagen an bereits bestehenden Bauwerken entlang des Wasserlaufs errichtet werden und dass sie über "fischfreundliche Technologien" verfügen. Das können zum Beispiel Turbinen sein, die sich besonders langsam drehen, mit Gummi versehene Metallteile, oder Spiralen, die es den Fischen möglich machen, auch stromaufwärts zu wandern.

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, technische und ökologische Möglichkeiten bei der Wasserkraftnutzung aufzuzeigen, mit denen die Gefährdung der Fischpopulationen verhindert und geringstmögliche Auswirkungen auf die Gewässerökologie erreicht werden können.

Beste Voraussetzungen für das langfristige Projekt bietet das Heckerwehr. Seit der ersten Septemberwoche arbeiten dort rund um die Uhr zwischen 5 und 15 Mitarbeiter der TU, die insgesamt vier Wochen lang die Auswirkungen auf die Fische untersuchen. Im Frühjahr hat die Gruppe schon einmal einen Monat lang am Heckerwehr gearbeitet, doch die Mobilität der Fische ändert sich mit den Jahreszeiten.

Fischsorten haben die TU-Mitarbeiter am Heckerwehr reichlich entdeckt. Unter anderem tummeln sich Aale, Barben, Rotaugen, Barsche und Bachforellen im Wasser. Nur leider zu wenige. Da in der Stunde normalerweise nur etwa fünf bis zehn Fische die Anlage passieren, wird aus Fischzuchten der Region Verstärkung importiert. Mit den extra herangeschafften Fischen sind es dann im Durchschnitt über hundert Fische pro Stunde, die das Wehr passieren. "Wir brauchen einen gewissen Durchlauf an Fischen, um auf aussagekräftige Zahlen zu kommen", sagt Fischwirt Fabian Gräfe, der für das Monitoring-Projekt als technischer Angestellter bei der TU beschäftigt ist.

Nachdem die Fische das Wehr samt Wasserkraftanlage passiert haben, werden sie gefangen und gründlich auf Verletzungen untersucht. "Vor allem untersuchen wir die Fische auch auf innere Verletzungen, denn auf den ersten Blick sehen sie nach der Passage in der Regel völlig intakt aus", sagt Biologin Alisa Kutzer. Nur selten überlebt ein Fisch den Transfer nicht, aber auch dieser wird dann gründlich untersucht und sogar geröntgt.

"Hier wird nichts dem Zufall überlassen", sagt Baudirektor Winkelmair mit Blick auf den großen Papierbogen, auf dem jede Auffälligkeit jedes einzelnen Fisches vermerkt wird. Er sei schon sehr gespannt, was das Projekt ergeben würde, denn die wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse können sowohl Wasserkraftbetreibern als auch Genehmigungsbehörden und Fachstellen als wichtige Hilfestellung dienen. Das gesamte Forschungsvorhaben dauert bayernweit noch mindestens bis 2020, aber erste Ergebnisse für die Anlage am Hofstettener Heckerwehr sollen schon im Frühjahr 2017 bekannt gegeben werden.

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