München

Zwei Jahrzehnte Partys

"Shoot! Shoot! Shoot": Fotografien von Prominenten und Unbekannten im Münchner Stadtmuseum

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Mick Jagger, fotografiert von David Baily im Jahr 1964. Da war der Sänger 21 Jahre alt. - Foto: Münchner Stadtmuseum

München (DK) An die Blitzlichtgewitter auf berühmte und unbekannte Personen in den 1960er- und 1970er-Jahren versucht eine Ausstellung zu erinnern, die im Münchner Stadtmuseum unter dem Titel "Shoot! Shoot! Shoot" gezeigt wird. Der "Schuss" des Fotografen hielt fest, wie sich Prominente in Szene setzten - aber auch, wie es hinter den Kulissen in geschlossenen Gesellschaften aussah.

Aus einer Schweizer Privatsammlung, der Nicola-Erni-Collection, stammen die rund 200 Aufnahmen, die gezeigt werden.

Ob Twiggy auf einem Schiff der New Yorker Circle Line, die sich superdünn im superkurzen Minirock präsentiert, oder Mick Jagger ganz unscheinbar vor einem Kiosk in Tanger - beide waren 1967 sehr daran interessiert, fotografiert zu werden. Denn während heute jeder mit einem "Selfie" in sozialen Netzwerken sein Selbstbild aufpoliert und quasi in Echtzeit seinen Bekanntenkreis an Events teilnehmen lassen kann, waren damals noch die Presse-Fotografen wichtig.

Doch die Exponate sind nur in seltenen Fällen Original-Abzüge von damals. Auffällig ist das große Format der Fotografien an den Wänden - bis hin zu Kontaktabzügen in Plakatgröße, etwa von einer Kissenschlacht der Beatles. Die Abzüge sind offensichtlich eigens für die Sammlung angefertigt worden.

Einige dieser Fotos nennt man heute "Ikonen", etwa das Bild des John Lennon, dessen nackter Körper die bekleidete Yoko Ono umschlingt - der Amerikanerin Annie Leibovitz gelang dieser berühmte Schuss. Ron Galella war der Lieblingsfotograf von Andy Warhol, Lino Nanni belagerte Marlon Brando, als er sich schlafend und in Begleitung ins Hotel zurückfahren lässt. Es sind die Paparazzi, die Promis auflauern, als gebe es für sie keine Privatheit. Und auch das Recht am Bild ist damals noch nahezu unbekannt - manche Schnappschüsse auf der Straße wurden damals veröffentlicht, ohne das Einverständnis der Abgebildeten einzuholen.

Ob Beatles oder Rolling Stones, ob Brigitte Bardot oder Liza Minelli - die Fotografien zeigen private Partys und Szenen im Hotelzimmer, in Szene gesetzte Körper und kunstvoll arrangierte Portraits. Auch wenn Kurator Ulrich Pohlmann versucht hat, die Fülle an Aufnahmen in Kapitel zu ordnen, wirkt die Auswahl willkürlich. Denn das wilde Leben der 60er- und 70er-Jahre erzählten damals eben auch die Schlagzeilen und Fototexte in den Zeitschriften - und die fehlen in dieser kühlen inszenierten Ausstellung.

Bis zum 15. Januar, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/zwei-jahrzehnte-partys-3625687
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