Neuburg

Ein "Geschenk" zum Luther-Jahr

Restaurierte Schlosskapelle übergeben Religionsgeschichte beeindruckt Markus Söder

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Die Schlosskapelle steht wieder für Gottesdienste zur Verfügung. Pfarrer Steffen Schiller (links) bedankte sich für das "Geschenk" - passend zu seinem Geburtstag. - Foto: r

Neuburg (r) Eine Neuheit ist die Schlosskapelle nicht, seit 470 Jahren steht sie den Neuburgern zur Verfügung. Jetzt aber richtig glanzvoll: restauriert, bestens beleuchtet und neu bestuhlt. Gestern "übergab" die Bayerische Schlösserverwaltung die Kapelle an die evangelische Christuskirche.

Das "Geschenk" zum Reformationstag nehme man dankend an, sagte Pfarrer Steffen Schiller am Freitag im Rahmen eines Ortstermins. Und persönlich gepasst hat es auch: Der Pfarrer feierte am Freitag Geburtstag.

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde will den ersten Gottesdienst am 6. November mit Regionalbischof Hans-Martin Weiss aus Regensburgbegehen. Danach soll es wieder regelmäßig Gottesdienste und Konzerte geben.

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling geht davon aus, dass auch die eine oder andere Trauung in der Schlosskapelle stattfinden wird. Zusammen mit Pfarrer Steffen Schiller bedankte sich der OB "im Namen aller Neuburger" für die Erneuerung und Öffnung des ältesten protestantischen Gotteshauses in Deutschland. Die Sanierung sei "hervorragend gelungen", so Pfarrer Schiller, die Schlosskapelle erhalte wieder die Wertschätzung, die ihr zustehe.

320 000 Euro hat der Freistaat in die Restaurierung der Schlosskapelle gesteckt. Finanzminister Markus Söder bezeichnete das neue Kirchengestühl als "Jubiläumsgeschenk" der Schlösserverwaltung. Damit verweist er auf das 500. Jahr der Reformation durch Martin Luther. Das Jubiläumsjahr beginne am 31. Oktober 2016. Der berühmte Thesenanschlag Luthers in Wittenberg war am 31. Oktober 1517.

Die 18 Kirchenbänke (110 Plätze) aus Spessarteiche stellen ein Gegengewicht zum weit offenen, kunstvollen Gewölbe dar. Ihre zeitlos-moderne Form nehme Anklänge des frühen evangelischen Kirchengestühls auf, erläuterte Architekt Christoph Straßer das Werk der Schreinerwerkstatt der Schlösserverwaltung (2750 Arbeitsstunden). Auf "historisierenden Dekor" sei verzichtet worden.

In Neuburg sieht Heimatminister Markus Söder einen idealen Ort, "um die Auseinandersetzung um den Glauben am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit lebendig zu erleben." Pfalzgraf Ottheinrich hatte sich dem Luthertum zugewandt, die Schlosskapelle bauen und 1543 mit einem monumentalen Bibelzyklus ausmalen lassen - "als bahnbrechendes Zeugnis der neuen Glaubenslehre".

Die folgenden Regenten in Pfalz-Neuburg zweifelten am "wahren Glauben". Wolfgang Wilhelm ordnete die Rekatholisierung an, holte strenge Jesuiten und ließ die Hofkirche 1618, als protestantischer "Trutzmichel" geplant, als katholische Jesuitenkirche fertigstellen.

Die Schlosskapelle aber bleibt als Meisterwerk der Renaissance und fürstliches Bekenntnis zur Reformation bestehen. Der protestantische Charakter des Kirchenraums zeigt sich durch Darstellung lutherischer Kernthemen wie Gesetz und Gnade, Taufe und Abendmahl sowie durch die Ausstattung. 2017 ist zum Luther-Jahr ausgerufen worden im Gedenken an Reformation und an die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther .

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/ein-geschenk-zum-luther-jahr-3601993
© 2024 Donaukurier.de