Ingolstadt

Fragile Kunst aus Insektenbeinen

Das Ingolstädter Studio Famos öffnet wieder: Von Jott und Rosa Hirn zeigen ihre Arbeiten

07.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Fliegende Dächer, Skulpturen aus Insektenteilen, Kissen aus Pelzresten, Schmuck aus Naturmaterialien - solcherlei Dinge finden sich ab heute, Donnerstag, im Studio Famos, dem Pop-up-Store in den Räumen der Ingolstädter Designagentur schnellervorlauf.

Bis 17. Dezember hat der temporäre Shop geöffnet und präsentiert diesmal mit Julia Weber, die sich als Designerin "Von Jott" nennt (ihr abgekürzter Vorname ausgeschrieben), und Rosa Hirn zwei ungewöhnliche junge Designerinnen.

Für Julia Weber ist es die erste Ausstellung überhaupt. Und gleichzeitig ihr Abschied von Ingolstadt. Denn die Produkt- und Grafikdesignerin will ihre Zelte künftig in Berlin aufschlagen. Im Studio Famos zeigt die gebürtige Ingolstädterin die große Bandbreite ihres Schaffens: ihre spezifische Ingolstadt-Fotografie (als Postkarten, Jutebeutel und Wandbilder), bedruckte Hemden und Shirts, Typografieposter und Schmuckkreationen. Hier hat sie sich vor allem auf Ketten spezialisiert, arbeitet mit verschiedenen Bergkristallen und Mineralien, etwa Turmalin, Aragonit, Amethyst, Rauchquarz, in Verbund mit Perlen, Leder oder vergoldetem Kupferdraht.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden ihre Objekte mit Insekten. "Ich bin allgemein sehr naturbegeistert und habe schon Insektenbücher durchgeblättert, bevor ich Kinderbücher angeschaut habe", sagt Julia Weber und lacht. Für ihre Präsentation im Studio Famos hat sie etwa kleine Bilderrahmen mit Flügeln gestaltet. Die Elemente dazu stammen aus alten entomologischen Sammlungsbeständen - "von 1989, das ist witzigerweise auch mein Geburtsjahr". Und für ihre Insektenskulpturen hat sie u. a. von einem Zoo drei Vogelspinnenhäute bekommen. "Sie sind sehr fragil. Das ist fast so, als würde man mit Blattgold arbeiten. Da darf man kaum atmen", erklärt sie. Arachnida Dodekaeder heißt beispielsweise die Skulptur, die aus den Insektenbeinen entstanden ist - denn Julia Weber hat einen Polyeder aus dem fragilen Material gebaut. Auch Geometrie ist schließlich eins ihrer Interessengebiete. Eine zweite Skulptur - inspiriert von der Blume des Lebens - ist aus Heuschreckenbeinen gemacht, eine dritte aus Schmetterlingen.

Bei so vielen Interessen - Mathematik, Elektrotechnik, Astrophysik, Psychologie - warum wird man dann Designerin? Julia Weber lacht: "Weil das alle Bereiche vereint. Und: Ich habe schon immer gern gezeichnet und gestaltet. Ich kann Dinge nicht unberührt lassen."

Deshalb hat sie sich dazu entschieden, die Fachschule für Produktdesign in Selb zu besuchen. Anschließend hängte sie ein Studium für Integriertes Design an der Hochschule Anhalt in Dessau (Fachbereich Kommunikationsdesign) an und besuchte die Kunsthochschule in Oslo, bevor sie begann, als Grafikdesignerin zu arbeiten.

Rosa Hirn und ihre Arbeiten lernte Julia Weber in Ingolstadt kennen, als sie deren temporäre "Werkstatt Eden 3000" besuchte und dort ihre Schmuckkreationen sah. Rosa Hirn hatte in Pforzheim eine Ausbildung an der Goldschmiedeschule gemacht und Schmuckdesign studiert, war dann eine Weile in Italien und schließlich in Berlin, wohin sie nach ihrer Station in Ingolstadt wieder zurückkehrte. "Ihre Produkte passen sehr gut zu meinen", sagt Julia Weber, "das Mythische, das Ungewöhnliche verbindet uns."

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/fragile-kunst-aus-insektenbeinen-3568699
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