Ingolstadt

Live aus dem Sportpark

Bundesliga-Top-Spiel FC Ingolstadt gegen Köln: Ein Blick hinter die Kulissen beim TV-Sender Sky

12.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Vorbereitung auf den großen Auftritt: Fußball-Legende Lothar Matthäus (links) studiert vor dem Anpfiff der Partie noch einmal Szenen aus vergangenen Spielen des FC Ingolstadt. Seine Erkenntnisse gibt er später vor der Kamera an die Zuschauer weiter. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Fünf Kameras, Dutzende Monitore, kilometerlange Kabel: Wenn der Pay-TV-Sender Sky zum Top-Spiel der Bundesliga anreist, sind vor und hinter den Kameras 110 Mitarbeiter im Einsatz, um die Sendung zu produzieren. Am vergangenen Samstag war das Fernsehteam in Ingolstadt zu Gast.

Lothar Matthäus geht zur Vorbereitung in den Analysen-Truck. An den Wänden hängen 31 Monitore, auf dem Boden stehen ein paar Stühle. Der Durchgang im Truck ist eng, es ist warm und stickig. Die Mitarbeiter sind konzentriert - das Tageslicht sehen sie allerdings nicht oft. Matthäus wirkt entspannt, aber zugleich professionell, als er den Raum betritt. Heutiges Thema ist sein ehemaliger Schützling Almog Cohen, den er bereits vor Jahren in Israel entdeckt und in Maccabi Netanya selbst trainiert hat. Ein Sky-Mitarbeiter zeigt Matthäus kurze Szenen auf einem Monitor: "Das war das 1:1 gegen die TSG Hoffenheim. Kurzer Laufweg von Cohen und dann direkter Abschluss", sagt der Mitarbeiter. Matthäus lacht: "Der typische Cohen also." Er scheint ihn in- und auswendig zu kennen. Matthäus macht kurze Notizen, die er später am Expertentisch im Kopf hat.

Lothar Matthäus ist neben Hauptmoderator Sebastian Hellmann und Ex-Profifußballer Christoph Metzelder Teil des Sky-Expertentisches. Die Fußball-Legende ist seit viereinhalb Jahren bei Sky tätig und hat eine spezielle Beziehung zu Mittelfeldspieler Cohen: "Almog Cohen kenne ich vielleicht besser als jeder, der hier ist. Ich kenne seinen Charakter, ich kenne seine Geschichte, ich kenne seinen Werdegang, seine Tore. Wer soll mir da was sagen? Da kann mir keiner was sagen", erklärt der gebürtige Franke. Für ihn ist die Arbeit bei Sky weniger zeitaufwendig und er verspürt weniger Druck in der Öffentlichkeit als in der Zeit als Trainer und Spieler: "Man muss sich nicht zerreißen lassen von den Journalisten, sondern man darf zerreißen", sagt er lachend.

Aufwendig ist es für Sky selbst. Der Pay-TV-Sender reist mit zahlreichen Trucks an. In einem gehen die Experten in die Maske und verfolgen auf mehreren Fernsehern die Spiele. Wichtig ist es, in der Bundesliga immer auf dem Laufenden zu bleiben. 16 Kameras begleiten das Spiel. Fünf eigene von Sky und die restlichen von der DFL-Tochter Sportcast. Je nach Stadion werden sechs bis zehn Kilometer Kabel benötigt. Meist beginnt das Verlegen der Kabel am Morgen des Bundesliga-Spiels. Insgesamt werden 110 Mitarbeiter während eines Top-Spiels gefordert. Einer davon ist Sky-Regisseur Tibor Szilasi. Er ist der Hauptverantwortliche für die Bilder. Mit höchster Konzentration und sekundengenauer Abstimmung muss er entscheiden, welche Szene eingeblendet wird. Auch Johanna Bonescu ist Teil des Sky-Teams. Sie übernimmt die Leitung der Aufnahmen, koordiniert die Moderatoren, wenn sie live gehen.

Drei Leute sitzen in dem kleinen Regieraum, der mit 16 Monitoren ausgestattet ist. Die Luft ist stickig. Anspannung und Konzentration sind zu spüren. Blicke sind auf die Monitore gerichtet. Dirk Böhm, Leiter der Sportkommunikation, sagt: "Hier wird Fernsehen gemacht." Und genau das spürt man. "Nehmt sie raus, die Tabelle", hallt es durch den Raum. Knöpfe werden am Mischpult gedrückt. "Jetzt die Kameras 17, 16, 15 ins Bild . . . Lothar vor seiner Analyse", kommt es von der anderen Seite des Raums. Die Stimmung ist alles andere als entspannt. Hier kommt es auf Kleinigkeiten an. "Yannick jetzt live beim Interview, ich mach' das Doppelfenster rein". Hitzige Gespräche gehen durch den Raum.

Während des Spiels ist Wolff-Christoph Fuss die Stimme von Sky. Von 1999 bis 2009 arbeitete er für den Pay-TV-Sender Premiere. Anschließend war er beim Konkurrenzunternehmen T-Home beschäftigt und kommentierte dort auf dem Sender LIGA total!. Seit August 2012 ist er für Sky Deutschland tätig, um dort die Fußball-Bundesliga, den DFB-Pokal, die Uefa Champions League sowie die englische Premier League zu kommentieren. Mit dem FC Ingolstadt hat er im Laufe des Jahres nicht so viel zu tun, daher musste er sich intensiver auf das Spiel vorbereiten. "Ich habe mir den Verlauf der Partie in Hoffenheim noch einmal angeguckt und die Taktik und Spielweise des FC Ingolstadt genau analysiert." Das Schwierigste an seinem Job: "Bei Zweikampfbeurteilungen musst du idealerweise sehr schnell sehr richtig liegen", erklärt Fuss.

Nach dem Spiel steht Yannick Erkenbrecher vor der auf dem Rasen platzierten Werbewand und wartet auf seinen Interviewpartner Almog Cohen. Die Kameras sind auf ihn gerichtet. Noch ist er nicht live auf Sendung. Der 34-Jährige und sein Team wirken eingespielt. Bis Cohen kommt, scherzt der Sky-Moderator vor der Kamera. Cohen betritt den Rasen und stellt sich neben den Fieldreporter. Sie reden sachlich, analysieren kurz die Stärken und Schwächen des FC Ingolstadt in der Partie. Cohen antwortet mit gebrochenem, aber verständlichem Deutsch. Die beiden geben sich die Hand und verabschieden sich.

Lothar Matthäus kann stolz auf die Entwicklung seines Schützlings sein. Der Israeli ist ein wichtiger Teil des FC Ingolstadt. Und Matthäus ein wichtiger Teil des Sky-Teams.

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