Neuburg

Asylbewerber retten sich vor Zimmerbrand

28-jähriger Bewohner vergisst Herdplatte auszuschalten Block D jetzt einsturzgefährdet Hunderttausende Euro Schaden

09.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Foto: DK

Neuburg (r/kpf) Lichterloh brannte in der Nacht zum Samstag ein Zimmer in Block D des Neuburger Asylheims. Der Qualm breitete sich im Flur und in anderen Zimmern aus, die Bewohner konnten sich rechtzeitig ins Freie retten. Die Ursache des Feuers war laut Polizei eine eingeschaltete Herdplatte.

Ein 28-jähriger Afrikaner hatte den Elektroherd in seinem Zimmer offenbar vergessen, bis der Brand ausbrach. Der Asylbewerber lief schreiend nach draußen, er kam ohne Verletzungen davon. Dem Vernehmen nach war der Mann deutlich alkoholisiert. Gegen ihn ermittelt die Kriminalpolizei Ingolstadt jetzt wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund schließt sie übrigens aus. Auch die Mitbewohner des Afrikaners blieben unversehrt. BRK-Helfer untersuchten die Flüchtlinge an Ort und Stelle auf Rauchvergiftungen. Drei Betroffene sind vorübergehend ins Krankenhaus gebracht worden.

Der Brand war gegen 0.45 Uhr gemeldet worden. Aus einem Fenster schlugen meterhohe Flammen, wie diverse Handyfilme von Bewohnern zeigen. Die Neuburger Feuerwehr eilte mit 55 Einsatzkräften und mehreren Fahrzeugen in die Donauwörther Straße zur Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber, setzte Löschschaum ein und musste Zimmer für Zimmer mit schwerem Atemschutz durchsuchen. Das Feuer hatte sich durch offene Türen ausgebreitet, die Fluchtwege waren wegen der verkeilten, offenen Brandschutztüren, so die Feuerwehr, stark verraucht. "Die Gefahr eines Übergriffs auf das obere Stockwerk war akut", teilte Kommandant Markus Rieß mit. "Auch die darüber liegenden Wohnungen wurden wegen der vorhandenen alten Bausubstanz, Holzböden mit Rigipsverkleidung, ebenfalls durch das Feuer stark in Mitleidenschaft gezogen." Der Feuerwehr gelang es dennoch, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Nach rund achteinhalb Stunden konnte Rieß mit seinen Männern wieder abrücken.

Das Feuer beschädigte den Altbau derart, dass Block D wegen Einsturzgefahr von Feuerwehr und Polizei gesperrt wurde. Der Schaden beträgt ersten Schätzungen nach mehrere 100 000 Euro. Die betroffenen Bewohner wurden vorübergehend in Gebäude V der ehemalige Lassigny-Kaserne untergebracht, das immer noch bereitgehalten wird, sollte der Landkreis überraschend eine größere Zahl von Asylbewerbern aufnehmen müssen. Die 39 Asylbewerber des Blocks, die angetroffen werden konnten, wurden vorübergehend ins Asylheim nach Altmannstein verlegt.

Noch in der Nacht hatten sich 25 Helfer des BRK-Kreisverbandes und Kräfte des Katastrophenschutzes um die Betroffenen gekümmert, Zelte aufgebaut, Verpflegung und Versorgung angeboten. Einer von ihnen war Stadtrat Bernhard Pfahler, der etwa zwei Stunden nach dem Brand bereits mit seinem Küchenzug angerückt ist. "Wir haben den Leuten warme Getränke gegeben und ihnen dann Frühstück gemacht", berichtet Pfahler. Auch um neue Kleidung werde sich das Rote Kreuz im Bedarfsfall kümmern. "Wenn jemand was braucht, dann bekommt er das aus dem BRK-Laden. Es muss keiner frieren."

Landrat Roland Weigert machte sich während der Löscharbeiten selbst ein Bild von der Situation, auch wenn die Gemeinschaftsunterkunft in den Kompetenzbereich der Regierung von Oberbayern fällt.

Offensichtlich waren nicht alle Bewohner, die in dem Block untergebracht sind, in der Nacht zu Hause. Offiziell gemeldet sind dort 110 Personen, tatsächlich registriert werden konnten von den Rettungskräften nur 39. "Wenn sich noch weitere Personen melden, können wir sie in der alten Grundschule in Schrobenhausen unterbringen", erklärte Pressesprecher Thomas Assenbrunner, der bei der Notfallunterbringung von Asylbewerbern reichlich Erfahrungen gesammelt hat.

Was mit dem Block nun geschehen wird, steht noch nicht fest: Sanieren? Abreißen? Durch einen Neubau ersetzen? Die Zeit läuft. Im Mai vergangenen Jahres haben Sozialministerin Emilia Müller, Landrat Roland Weigert und Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling eine Vereinbarung unterzeichnet, die Gemeinschaftsunterkunft zum 1. Januar 2020 zu schließen. Dann will der Freistaat die gesamte, 40 0000 Quadratmeter große Liegenschaft freigeben. In der Folge soll ein Hochschulstandort als Zweigstelle der Technischen Hochschule Ingolstadt in Neuburg entstehen. Im Gegenzug hat sich Neuburgs Oberbürgermeister Gmehling dem Freistaat gegenüber verpflichtet, ein anderes Grundstück zur Verfügung zu stellen, auf dem Asylbewerber untergebracht werden sollen.

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