Geisenfeld

Eine Posse, die "zum Brüllen" war

Morgen jährt sich die Wiederaufstellung des Löwen-Denkmals am neuen Standort zum zehnten Mal

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Foto: Vitus Hollweck

Geisenfeld (GZ) Dieser Streit war wirklich zum Brüllen, damals. Kein anderes lokales Thema hat die Geisenfelder in den Jahren 2004 und 2005 mehr bewegt als der Standort des Geisenfelder Löwen. Morgen nun jährt sich seine Wiederaufstellung am neuen Standort zum zehnten Mal.

Altbürgermeister Josef Alter denkt noch oft an das damalige Hickhack, denn "bei keinem anderen Thema in meiner Amtszeit hab ich so viel mitgemacht wie bei diesem", sagt er zurückblickend. Doch der Kampf habe sich gelohnt. Schließlich sei es heute die Meinung einer breiten Bevölkerungsmehrheit, dass der Löwe in der Grünanlage alter Friedhof seinen idealen Standort gefunden habe. "Wenn dies nicht so wäre, hätten sich die Wogen in dieser Angelegenheit mit Sicherheit nicht so schnell geglättet", ist Alter überzeugt.

Doch wer erinnert sich noch an die Details? Ausgangspunkt ist im Sommer 2004 die Festlegung im Siegerentwurf zur Stadtplatzsanierung, wonach für den Löwen ein anderer Platz gefunden werden soll. In der Konsequenz beschließt der Stadtrat mit knapper Mehrheit, das Denkmal auf den alten Friedhof zu platzieren, obwohl Gegner der Versetzung im Vorfeld 800 Unterschriften gesammelt haben, um den Verbleib am "kleinen Stadtplatz" zu erreichen. Dort war das Dankmal - dem Andenken der im Krieg 1870/71 gefallenen Geisenfelder Kameraden gewidmet - 95 Jahre lang gestanden.

Nachdem nur wenige Tage später der Ratsbeschluss vollzogen und der Löwe - auch zu Sanierungszwecken - abgebaut wird, treffen die Gegner Anstalten zur Einleitung eines Bürgerbegehrens. Auch weil man durch eine Verzögerung der Platzsanierung Staatszuschüsse in Gefahr sieht, revidiert daraufhin der Stadtrat seinen Beschluss und legt fest, dass das Denkmal im Bereich des Stadtplatzensembles aufgestellt werden soll. Als es freilich um die Bestimmung eines konkreten Standortes geht, scheitert die Abstimmung - obwohl mittlerweile eine Styropor-Attrappe der Versetzungsgegner als Anschauungsobjekt zur Verfügung steht, das man am Stadtplatz hin- und herschiebt.

Die Freien Wähler kontern mit einer eigenen Löwen-Attrappe, die im Dezember am alten Friedhof platziert wird. Die Befürworter des alten Standortes reagieren darauf wiederum mit der Einreichung ihrer gesammelten Unterschriften, um einen Bürgerentscheid herbeizuführen. Dazu kommt es aber nicht, weil 206 der 737 Unterschriften nicht anerkannt werden können. Mit nur zwei Gegenstimmen votiert der Stadtrat daraufhin endgültig, das Denkmal im Zentrum der Grünanlage am alten Friedhof wieder aufzubauen. Bis dies passiert, dauert es wegen der Sanierung noch über zwei Jahre, doch am 27. Juni 2007 ist es so weit: Unter der Regie von Steinbildhauermeister Günther Pichlmeier wird das vier Tonnen schwere Denkmal auf seinen Sockel gehoben.

Bereits im Juni 2008 wurde der Löwe erstmals wieder in den traditionellen Ablauf des Kriegerjahrtages einbezogen - und so war es auch beim Festakt an diesem Sonntag. Als Vorsitzender des Kriegervereins erwähnte Stadtrat Hans Schranner das "Zehnjährige" nur mit einem Satz - doch wie sieht der Streiter für den alten Standort die Versetzung des Löwen im Rückblick? "So wie er hier steht, ist das in Ordnung, wir haben unseren Frieden damit gemacht", sagt er. Allerdings: "Weder aus damaliger noch aus heutiger Sicht sehe ich einen rationalen Grund, warum die Versetzung notwendig war." Der Kampf um den Löwen-Standort sei damals "ein Ausfluss der Unzufriedenheit mit der Stadtplatzgestaltung" gewesen - ein Thema, das ja nach wie vor aktuell sei, wie man an den Plänen für ein Wasserspiel sehe. "Als Wüstentier hätte der Löwe jedenfalls auch in die Steinwüste Stadtplatz gut hineingepasst."

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