Zwischen den Stühlen

14.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:17 Uhr

Zum Artikel "Bäckergehilfe droht Abschiebung" (PK vom 10./11. August):Ein großer Dank an die Familie Breitner, dass dieses Thema endlich auf den Tisch kommt.

 


In Pfaffenhofen wurden Ende 2015 knapp 50 pakistanische Männer in meiner Nachbarschaft einquartiert, Hamed gehört dazu. Seit über dreieinhalb Jahren betreue und unterstütze ich die Männer ehrenamtlich, und verfolge die politische Entwicklung. Der Bäckergehilfe Hamed ist bei weitem kein Einzelfall. Die Regierung arbeitet massiv daran, die pakistanischen Flüchtlinge abschieben zu können. Sobald ein Pass greifbar ist, und der dazugehörige Mann auch, besteht die Gefahr von der Arbeitsstelle abgeholt zu werden und zwei Stunden später im Flugzeug zu sitzen. So geschehen im Frühjahr 2019 mit einem der besten Männer im Haus.

Fast alle Männer haben gute Arbeitsplätze in und um Pfaffenhofen. Viele sind ihren Chefs inzwischen genauso unentbehrlich geworden wie Hamed der Bäckerei Breitner.

Doch sie sitzen zwischen den Stühlen: Arbeiten sie nicht entsprechend bei der Passbeschaffung mit (die ID-Karte reicht nicht für die Einreise nach Pakistan), wird die Arbeitserlaubnis entzogen. Bemühen sie sich um den Pass, droht die Abschiebung in absehbarer Zukunft.

Da scheint die Flucht in ein anderes europäisches Land mit anderen Asylgesetzen noch die bessere Lösung zu sein. Die Anzahl der Bewohner hat sich bereits verkleinert, vereintes Europa lässt grüßen.

Auch das neue Gesetz der "Beschäftigungsduldung" bringt nicht viel, denn die Hürden sind viel zu hoch. Wer kann einen Deutsch B1-Test schaffen, ohne jemals einen regulären Deutschkurs besucht zu haben? Und das verlangte "soziale Engagement" würden selbst die meisten Deutschen nicht erfüllen.

Sehr geehrte Herren Straub, Käser und Post, Sie müssen sich nicht überschlagen und konkurrieren in Hameds Fall, es gibt noch genügend andere Fälle, für die Sie sich einsetzen können.

Es ist zu hoffen, dass Sie das tun, am besten, indem Sie sich für eine Gesetzesänderung einsetzen und die Voraussetzungen für die Beschäftigungsduldung lockern.

Christine Scherg
Pfaffenhofen

 

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