Bauen
''Preise werden nicht mehr steigen''

15.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Tausende Wohnungen sollen in den kommenden Jahren in Ingolstadt fertiggestellt werden. Den Firmen fehlt aber der Nachwuchs. −Foto: Johannes Hauser

Den Boom der Baubranche spürt man auch in der Region. Der starke Zuzug treibt die Immobilienpreise. Aber zumindest eine Stabilisierung ist nun in Sicht, meint Innungsmeister Michael Binder.

Die Auftragsbücher sind voll, die Baubranche boomt: 2017 hat sie laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie 114 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Das beste Ergebnis seit 1995. Dafür gibt es mehrere Gründe, wie Michael Binder, der Obermeister der Bauinnung Ingolstadt-Pfaffenhofen, erklärt: „Das hängt natürlich mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen, die in der Region stark geprägt ist von unserem Automobilhersteller Audi. Dadurch gibt es einen großen Zuzug.“ Ende 2016 betrug die Zahl der Einwohner 135 126. Das sind 1803 Personen mehr als im Jahr 2015. In den vergangenen 28 Jahren hat die Einwohnerzahl Ingolstadts insgesamt um rund 37 Prozent zugenommen, wie die Pressestelle der Stadt mitteilt. „Die, die kommen, müssen auch irgendwo wohnen – klar“, sagt Binder.

Im vergangenen Jahr wurden in Ingolstadt rund 900 Wohnungen fertiggestellt, davon 600 von Bauträgern und knapp 300 von Privatpersonen. Zum 31. Dezember 2016 gab es in Ingolstadt einen Bauüberhang – also genehmigte oder im Bau befindliche, aber nicht fertiggestellte Wohnungen – von knapp 3000. Zum Vergleich: Im Kreis Eichstätt mit rund 131 000 Einwohnern sind es 1300, im Kreis Neuburg-Schrobenhausen (96 000 Einwohner) 1030 und im Kreis Pfaffenhofen (125 000 Einwohner) 1500 Wohnungen. München hat bei etwa 1,5 Millionen Einwohner einen Bauüberhang von knapp 27 000 Wohnungen. In Ingolstadt kommen also auf 100 neue Einwohner knapp 50 Wohnungen – rein nominell bekommt also jeder Zweite eine Wohnung.

Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung der Region unterstützen auch die günstigen Kredite die rege Bautätigkeit. Wegen der großen Nachfrage sind die Quadratmeterpreise für die Grundstücke extrem hoch. „Die liegen in Ingolstadt zwischen 700 und 1400 Euro“, sagt Innungsmeister Michael Binder. „Die sind an einer oberen Grenze angelangt, an der die Menschen nicht mehr bereit sind, jeden Preis zu bezahlen.“ Auf den gängigen Immobilienportalen liegen die durchschnittlichen Preise in Ingolstadt bei 1000 Euro pro Quadratmeter. „Ich gehe davon aus, dass die Preise innerhalb der kommenden drei bis vier Jahre zwar nicht niedriger werden, sich aber zumindest einpendeln und nicht mehr weiter steigen“, wagt Binder eine Prognose.

Auch für den Arbeitsmarkt hat der Boom der Baubranche positive Auswirkungen: Die deutschen Betriebe stockten im vergangenen Jahr ihr Personal um 4 Prozent auf 812 000 auf. In der Region fehlt aber der Nachwuchs. „Der Lehrstellenmarkt ist leer gefegt“, bedauert Binder. Und die Kapazitätsgrenze sei irgendwann erreicht. „Daher kommen auch viele Baufirmen aus Osteuropa hierher.“