Wolfsburg
Wieder Ärger bei Volkswagen

Markenchef Diess prüft Hinweise auf Bevorzugung von Gewerkschaftern bei Beförderungen

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Wolfsburg (AFP) Neuer Krach zwischen VW-Spitze und IG Metall: Die Gewerkschaft wirft Markenvorstand Herbert Diess (Foto) vor, mit Nachfragen zur Gewerkschaftszugehörigkeit von Mitarbeitern gegen das Arbeitsrecht verstoßen zu haben. Der Manager will nach eigenen Angaben Hinweisen nachgehen, wonach Gewerkschaftsmitglieder bei Einstellungen und Beförderungen im Unternehmen bevorzugt würden.

Beförderungen abhängig von einer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft würden gegen Richtlinien verstoßen.

Seit seinem Einstieg beim Konzern 2015 bekomme er "immer wieder Hinweise aus der Belegschaft und insbesondere aus dem Management, dass Einstellungen und Aufstieg von einer Mitgliedschaft bei der IG Metall abhängen würden", sagte Diess der "Bild"-Zeitung vom Montag. Anzeigen aus der Belegschaft an verschiedenen Standorten, externe Berichte und ein "offenbar ungewöhnlich hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad im Management" gäben weitere Hinweise.

Bei einigen Beförderungen habe Diess deshalb gezielt nachgefragt, ob die Betreffenden Mitglied der Gewerkschaft sind. "Meine Frage wurde dahin gehend beantwortet, dass etwa die Hälfte des oberen Managements auch Mitglied der IG Metall seien", sagte der Manager der "Bild".

Beförderungen abhängig von einer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft wären "ein klarer Compliance-Verstoß", betonte Diess. "Und es wäre mit den neuen Unternehmenswerten unvereinbar." Verantwortungsá †bewusstes Management dürfe bei solchen Indizien nicht wegsehen, so Diess.

Viele Arbeiter der Autoindustrie sind gewerkschaftlich organisiert. Die Mitgliedschaft dürá †fe nicht "zum Hindernis für berufliche Karriere" werden, sagte eine Sprecherin der IG Metall der Nachrichtenagentur AFP. Nachá †fragen von Diess dazu seien "unzulässig". Er wolle diesen Verstoß gegen das Arbeitsrecht offenbar durch Vorwürfe an Betriebsrat und IG Metall "verschleiern und damit von seinem Fehlverhalten ablenken".

Bereits in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Diess bei der Beförderung von sechs Mitarbeitern ins obere Management nach deren Gewerkschaftsmitgliedschaft gefragt hatte. Er bekam keine Antwort, wie ein Unternehmenssprecher dem "Manager Magazin" sagte. Das sei auch aus Datenschutzgründen nicht erlaubt.

Diess und die Arbeitnehmervertretung bei VW liegen seit Längerem über Kreuz. Vor knapp einem Jahr etwa warf der Betriebsrat dem Markenvorstand in einem teilweise veröffentlichten Brief "Unzuverlässigkeit" vor. Die Arbeitnehmer hätten den Eindruck, dass der Manager den Abgas-Skandal für "personelle Einschnitte" nutze, hieß es. Anfang Februar kritisierte der Betriebsrat dann in einem Brief an Diess und Arbeitsdirektor Karlheinz Blessing Medienberichten zufolge, die Geschäftsführung unterlaufe die Beschlüsse des sogenannten Zukunftspakts zu Stellenabbau und künftiger Strategie. ‹ŒFoto: von Ditfurth/dpa