Teure Flugtickets

Verbraucherschützer erwartet sinkende Preise

15.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Klaus Müller ist Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes.

Herr Müller, die Ticketpreise für bestimmte Lufthansa-Verbindungen sind seit der Air-Berlin-Pleite um bis zu 300 Prozent gestiegen. Ist das schon die Auswirkung eines Quasi-Monopols

Klaus Müller: Diese drastischen Preissteigerungen sind zwar äußerst ärgerlich für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber vermutlich von überschaubarer Dauer. Denn Air Berlin hatte vor dem Insolvenzantrag täglich noch etwa 450 Flüge angeboten. Die fehlen jetzt natürlich. Übergangsweise hat Lufthansa zurzeit auf bestimmten innerdeutschen Strecken ein Monopol. Das erklärt die teils enormen Preissteigerungen. Langfristig ist vor allem wichtig, dass die Preise nach dem Übernahmeverfahren wieder auf ein normales Maß zurückkehren.

 

Was ist zu tun, um sowohl für ausreichend Flüge als auch für akzeptable Ticketpreise zu sorgen?

Müller: Es wäre gut gewesen, wenn Air Berlin sein Tafelsilber an mehrere interessierte Konkurrenten verkauft hätte. Das hätte dem Wettbewerb um faire Preise gut getan. Nun hat Lufthansa wohl den Hauptteil bekommen. Die Kartellbehörden müssen diesen Deal sehr genau unter die Lupe nehmen. Es darf nicht dazu kommen, dass es auf einzelnen Strecken keinen Wettbewerb mehr gibt. Denn dann könnte Lufthansa die Preise diktieren. Die Kartellbehörden müssen Lufthansa im Zweifel die Übernahme bestimmter Strecken untersagen.

 

Sind die Verbraucher die Dummen des Air-Berlin-Berlin-Untergangs, nutzt die Lufthansa ihre Position aus?

Müller: Lufthansa versucht, für sich das Beste rauszuholen. Das mag aus Sicht des Unternehmens verständlich sein, darf aber nicht in Form von überhöhten Preisen zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher gehen. Denn Verbraucher sind so oder so die Leidtragenden. 200 000 Passagiere werden ihr Geld für ausgefallene Air-Berlin-Flüge nicht mehr wiedersehen. Und Airline-Pleiten sind keine Seltenheit, wie man an Alitalia und Monarch sehen kann. Die nächste Bundesregierung muss sich dafür einzusetzen, dass Kundengelder bei Flugbuchungen gegen Insolvenz abgesichert sind - bevor die nächste Pleite kommt. ‹ŒDK

 

Die Fragen stellte Tobias Schmidt.