Stuttgart
IG Metall verstärkt Druck auf Arbeitgeber

Vorbereitungen für ganztätige Warnstreiks angelaufen Bei Audi drohen Arbeitsniederlegungen am Ende der Woche

28.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:53 Uhr

Stuttgart/Ingolstadt (DK/AFP) Nach dem Scheitern der jüngsten Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie stehen in der Branche erstmals ganztägige Warnstreiks an. Ende dieser Woche werden voraussichtlich auch die Audi-Beschäftigen in Ingolstadt die Arbeit niederlegen.

Die IG Metall ruft die Beschäftigten in mehr als 250 Betrieben ab Mittwoch zu 24-stündigen Arbeitsniederlegungen auf, wie Gewerkschaftschef Jörg Hofmann am Wochenende sagte. Beide Verhandlungsseiten machten sich gegenseitig für das Scheitern der Gespräche am Samstag im Pilotbezirk Baden-Württemberg verantwortlich, die Arbeitgeber kündigten Klagen gegen die geplanten Streiks an.

Bei der Ingolstädter VW-Tochter liefen bereits am Samstag die Vorbereitungen für ganztägige Warnstreiks an, wie der IG-Metall-Vertrauenskörperleiter bei Audi, Jörg Schlagbauer, unserer Zeitung sagte. "Die Arbeitgeber sind nicht die entsprechenden Schritte auf uns zugekommen. Das können wir uns als selbstbewusste Arbeitnehmer nicht gefallen lassen", so Schlagbauer. Gegen Ende der Woche könnte es demnach zu 24-stündigen Warnstreiks kommen.

"Die Arbeitgeber haben es offensichtlich gezielt auf eine Eskalation angelegt und hatten nie die Absicht zur Einigung", erklärte IG-Metall-Chef Hofmann am Samstag, nachdem ein neuer Anlauf für eine Einigung in Stuttgart gescheitert war. Weder bei den Lohnforderungen noch bei der Debatte über flexible Arbeitszeiten hätten sich die Arbeitgeber ausreichend bewegt. Daher werde die IG Metall den Druck erhöhen.

Die geplanten Arbeitsniederlegungen stehen unter dem Vorbehalt positiver Mitgliedervoten in den ausgewählten Betrieben. Diese sollen ab heute organisiert werden. Von Mittwoch bis Freitag könne es dann 24-Stunden-Warnstreiks geben, kündigte Hofmann an. Gleichzeitig rief der Gewerkschaftsvorstand die Bezirke dazu auf, Urabstimmungen über Flächenstreiks vorzubereiten.

Der "Bild"-Zeitung sagte Hofmann, er erwarte, dass die Arbeitgeber zur Einsicht kommen. "Ich hoffe, dass wir bis nächstes Wochenende wieder am Verhandlungstisch sitzen." Wenn nicht, werde es wohl in der darauf folgenden Woche Urabstimmungen über flächendeckende Streiks geben.

Knackpunkt der Verhandlungen war laut IG Metall der von der Gewerkschaft geforderte Zuschuss für Beschäftigte mit Kindern, pflegebedürftigen Angehörigen oder in Schichtarbeit. Ein alternatives Lösungsmodell mit "bezahlter Zeit anstelle von Geld" hätten die Arbeitgeber ebenfalls abgelehnt. Beim Recht auf die 28-Stunden-Woche habe es hingegen Annäherungen gegeben.

Der Arbeitgeberverband Südá †westmetall sprach seinerseits von "nicht erfüllbaren Bedingungen" der Gewerkschaft und übte scharfe Kritik. Sie hätten sich "Schritt für Schritt auf die IG Metall zubewegt", erklärte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf. Letztlich habe die Gewerkschaft aber ein "Gesamtvolumen von acht Prozent" mehr Lohn für 27 Monate gefordert und bei der Arbeitszeit den "begünstigten Personenkreis immer weiter gesteckt".

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall kündigte zudem an, dass die einzelnen Verbände heute Klage gegen die "rechtswidrigen Streiks der IG Metall einreichen werden". Verbandspräsident Rainer Dulger warf der Gewerkschaft vor, sie habe "von Anfang an keinerlei Interesse an einem Kompromiss" gehabt.