Schrobenhausen
MBDA plant Joint Venture mit Lockheed Martin

Schrobenhausener Unternehmen arbeitet enger mit US-Rüstungskonzern zusammen Gesamtkonzernumsatz wächst

16.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

MBDA-Chef Antoine Bouvier (rechts) besuchte gestern seinen deutschen Partner Thomas Gottschild in Schrobenhausen. - Foto: Rieß/MBDA

Schrobenhausen (DK) Die über viele Jahre andauernde Zusammenarbeit mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin am viel diskutierten Luftabwehrsystem TLVS/Meads soll in ein Joint Venture münden. Das gab gestern der Geschäftsführer der MBDA Deutschland, Thomas Gottschild, bei einer Konzernpressekonferenz am Standort in Schrobenhausen bekannt.

Die Gespräche dazu hätten bereits begonnen. MBDA Deutschland ist ein Rüstungsunternehmen, das sich auf Lenkflugkörper spezialisiert hat; es ist Teil einer gleichnamigen europäischen Gruppe.

Im Zuge der Angebotsprüfung für den geplanten Ankauf von Meads waren zuletzt Wünsche des Bundesverteidigungsministeriums laut geworden, dass sich die MBDA einen starken Partner sucht. Wobei sowohl Thomas Gottschild als auch der CEO von MBDA Europa, Antoine Bouvier, betonten, dass es eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Lockheed Martin immer gegeben habe. MBDA habe nie gesagt, dass Meads ein deutsches Programm sei, erklärte Bouvier. Er legte auch Wert auf die Feststellung, dass sich MBDA von der Größe, von den Fähigkeiten, von der Technologie und auch vom Marktanteil her auf Augenhöhe mit den US-amerikanischen Mitbewerbern bewege.

Als Reaktion auf das Deutsche Weißbuch zur Sicherheitspolitik folge MBDA der Forderung nach mehr europäischer Zusammenarbeit, sagte Bouvier. Im Zuge dessen sei entschieden worden, MBDA Deutschland stärker in die MBDA-Gruppe einzubinden. Es habe aus Berlin klare Signale gegeben, dass das dort gerne gesehen werde. So könne die Stärke der gesamten Gruppe genutzt werden, um die technischen Herausforderungen des TLVS-Programms zu meistern und der Bundeswehr ein leistungsfähiges Luftverteidigungssystem zur Verfügung zu stellen.

"Es wäre möglich gewesen, eine nicht-europäische Lösung dafür zu wählen", sagte Bouvier mit Blick auf Meads. Jetzt sei der Zeitpunkt, wo Deutschland seine souveräne Position im europäischen Kontext stärken könne. Mit einer erfolgreichen Umstellung des Vorgängersystems Patriot auf das leistungsfähigere Meads könne Deutschland auf diesem Sektor eine führende Rolle in Europa einnehmen. Im Zuge anzustrebender europäischer Kooperationen sei Deutschland allerdings "schwerfällig im Umsetzen von Exporten", stellte Gottschild fest. Dabei sei es gerade heute, in Zeiten größer werdender Konfliktfelder, wichtig, europäisch zu denken. Es gehe jetzt darum, in Europa unabhängige Fähigkeiten zu sichern, betonte auch Bouvier.

Gottschild geht - auch nach der Verschiebung der Meads-Entscheidung in die Zeit nach der Bundestagswahl - "von einer hohen Wahrscheinlichkeit für einen Vertragsabschluss aus". Die Geschäftslage von MBDA Deutschland bezeichnete er, wie vor Kurzem erst im Exklusiv-Interview mit unserer Zeitung, als robust. "Meads ist sehr wichtig für uns, aber nicht alles", sagte er.

Antoine Bouvier und sein kaufmännischer Leiter Dominique Fillard stellten die Eckdaten des Wirtschaftsjahres 2016 für MBDA Europa vor. Der Auftragseingang liegt bei 4,7 Milliarden Euro, der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 0,1 auf 3,0 Milliarden Euro. Für 2017 sind konzernweit 1100 Neueinstellungen vorgesehen.