Renningen
Ein Motor erregt die politischen Gemüter

Ministerpräsident Kretschmann verteidigt den Diesel – Umweltministerin Hendricks fordert strengere Kontrollen

14.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

Renningen / Berlin (DK) Als Konsequenz aus dem Abgas-Skandal bei Volkswagen hat Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) strengere Abgas-Vorschriften und Kontrollen für alle Diesel-Fahrzeuge gefordert.

Emissionsgrenzwerte müssten künftig „so anspruchsvoll sein, dass der Diesel wirklich sauberer wird“, schrieb Hendricks am Mittwoch in einem Gastbeitrag für die Internetseite der „Süddeutschen Zeitung“. „Der Diesel-Antrieb hat nur dann eine Zukunft, wenn die Industrie beweist, dass sie ihn wirklich sauber bekommt“, so Hendricks weiter. Dazu brauche es europaweite Tests unter realen Bedingungen, deren Ergebnisse nach einem Vorschlag der EU-Kommission nur noch gering von den Grenzwerten abweichen dürfen. Sogar von Fahrverboten war die Rede.

Doch es gibt auch Stimmen, die den Diesel-Motor verteidigen: Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann etwa reagierte prompt und betonte die wichtige Rolle von Diesel-Antrieben. „Die Gefahr ist, dass der Dieselmotor in Misskredit gebracht wird“, sagte Kretschmann während der Eröffnung eines Bosch-Forschungszentrums in Renningen bei Stuttgart. „Das müssen wir wirklich verhindern, wir brauchen ihn für unsere Übergangszeit bis zur Elektromobilität.“ Im Übrigen war auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) anwesend und trat ans Rednerpult. Sie schwieg aber erneut eisern zum Abgas-Skandal.

Die Kommunen sind indes zweigespalten: Strengen Grenzwerten stimmen sie zu, Fahrverbote lehnen sie ab. „Die Vorschläge der Bundesumweltministerin für sauberere Luft in den Städten gehen in die richtige Richtung“, erklärte Helmut Dedy, Vize-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gestern im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion.