Paris
Dem Giganten der Lüfte droht das Aus

Neuaufträge für den A 380 bleiben aus Geld verdient Airbus derzeit mit den Mittelstreckenfliegern

15.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Paris (AFP) Dem Riesen-Airbus A 380 droht das Aus: Wenn es weiter keine neuen Bestellungen gebe, werde das frühere Prestigeprojekt nach gut zehn Jahren eingestellt, kündigte Airbus-Verkaufsdirektor John Leahy gestern in Paris an. Punkten kann der Konzern derzeit vor allem mit seinen Mittelstreckenfliegern: Ihnen verdankt Airbus einen neuen Lieferrekord.

Der A 380 ist seit gut zehn Jahren auf dem Markt, seit zwei Jahren bleiben die Aufträge aus. Leahy sagte bei der Bilanz-Pressekonferenz, derzeit verhandele Airbus noch mit der Fluggesellschaft Emirates aus Dubai über Neubestellungen. Wenn die Gespräche erfolglos verliefen, gebe es aber "keine andere Möglichkeit, als das Programm einzustellen", betonte er. Den ersten kommerziellen Flug absolvierte der Riesenflieger am 25. Oktober 2007 für Singapur Airlines nach Sydney. Danach bestellten Fluggesellschaften insgesamt 317 Maschinen.

Emirates ist mit Abstand der größte Einzelkunde und steht mit 140 Aufträgen fast für die Hälfte des Gesamtvolumens. Zum Vergleich: Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben 14 Maschinen vom Typ A 380 in Betrieb und fliegt damit unter anderem in die USA und nach Asien.

Auch Airbus-Geschäftsführer Fabrice Brégier sagte: "Wenn es keine Bestellungen gibt, werden wir das Flugzeug irgendwann nicht mehr produzieren." Derzeit arbeitet Airbus noch Alt-Aufträge ab, für das laufende Jahr ist die Produktion von zwölf Flugzeugen vorgesehen.

Brégier sprach von einem "hervorragenden Flugzeug", das "von den Passagieren sehr geschätzt werde". Der A 380 neuen Typs hat im Schnitt 575 Plätze, bei einer engeren Bestuhlung können aber bis zu 850 Passagiere darin Platz finden.

Erfolge verzeichnet Airbus auf anderen Feldern: Der Konzern kündigte für das vergangene Jahr einen neuen Lieferrekord von 718 Flugzeugen an. Damit liegt der europäische Flugzeugbauer zwar immer noch hinter dem Erzkonkurrenten Boeing, der nach eigenen Angaben 763 Maschinen auslieferte. Im Jahr 2020 will Airbus den US-Hersteller aber erstmals überflügeln, wie Brégier sagte.

Dabei setzt Airbus vor allem auf seinen Bestseller: Die Mittelstreckenflieger der A 320-Serie. Erst Ende Dezember hatte Airbus damit den bisher größten Auftrag seiner Konzerngeschichte unter Dach und Fach gebracht: Die US-Investmentgesellschaft Indigo Partners bestellte 430 Flieger des spritsparenden Typs A 320neo. Beim China-Besuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in der vergangenen Woche verbuchte der Konzern zudem einen Großauftrag aus China. Dorthin sollen 2019 und 2020 insgesamt 184 Maschinen vom Typ A 320 geliefert werden.

Gemessen an der Zahl der bestellten Maschinen liegt Airbus weiter vor Boeing: Der europäische Hersteller verzeichnete im vergangenen Jahr 1109 Aufträge zum Listenpreis von knapp 138 Millionen Dollar (rund 113 Milliarden Euro), Boeing liegt bei 912 Aufträgen und einem Listenpreis von 135 Millionen Dollar.