Nürnberg
Wöhrl bietet 500 Millionen für Air Berlin

Nürnberger Unternehmer will insolvente Fluggesellschaft als Ganzes erhalten und sucht Partner

11.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr

Nürnberg (AFP) Hans Rudolf Wöhrl hat seine Pläne zur Übernahme von Air Berlin konkretisiert und bietet 500 Millionen Euro für die insolvente Fluggesellschaft. Der Nürnberger Unternehmer will Air Berlin als Ganzes erhalten und strebt eine Gruppenlösung mit einem Konsortium an.

Ein Angebot sei beim Sachwalter sowie beim Generalbevollmächtigten eingereicht worden, erklärte Wöhrls Intro GmbH am späten Sonntagabend. Lufthansa, Condor, TUI, Germania und Niki Lauda seien informiert worden, dass sie sich an dem Angebot beteiligen können, teilte die Firma mit. Komme es zu keiner Beteiligung anderer Luftfahrtunternehmen, sei Wöhrls Aurum Project AG mit ihren Investoren aber auch in der Lage, die Sanierung "allein zu wagen". Demnach fügte Aurum dem Angebot einen Kapitalnachweis über 50 Millionen Euro bei - das wäre die erste Kaufrate am Übergabetag.

Air Berlin hatte am 15. August Insolvenz angemeldet. Neben der Lufthansa und Wöhrl wollen weitere Interessenten Teile der Airline oder die gesamte Fluggesellschaft übernehmen. Unter ihnen sind Berichten zufolge die Fluggesellschaften Condor und Easyjet sowie der Unternehmer Alexander Skora und der Logistikdienstleister Zeitfracht. Die Bieterfrist endet an diesem Freitag.

Wöhrls Konzept sieht vor, dass Air Berlin künftig Flugzeuge inklusive Besatzung, Wartung und Versicherung an andere Fluggesellschaften vermieten könnte. Die Flüge finden dann unter dem Namen und der Flugnummer der Partner statt, verbunden mit dem Hinweis "Operated by Air Berlin". So könnten Selbstständigkeit und Name der Airline erhalten bleiben, wirbt Wöhrl für sein Konzept.

Er sei bereit, eine Partnerschaft mit anderen Fluggesellschaften und "insbesondere mit Lufthansa" einzugehen, erklärte Wöhrl. Die Lufthansa ist an Teilen von Air Berlin interessiert, eine Komplettübernahme der zweitgrößten deutschen Airline durch den Marktführer dürfte an Wettbewerbsvorgaben scheitern. Mehrere Spitzenpolitiker hatten bereits ihre Präferenz für einen Zuschlag für die Lufthansa erkennen lassen.

Wöhrl geht davon aus, dass bei einem Kompletterhalt nach seinem Konzept bereits das Sommerprogramm 2018 "kostendeckend" sein werde. Zudem rechnet der Unternehmer mit einem baldigen Wachstum von Air Berlin, weshalb "mindestens die heutige Anzahl von Mitarbeitern" gebraucht werde. Wöhrl selbst erklärte, es gehe ihm bei dem Versuch, Air Berlin zu erhalten, um "sehr viel Herzblut".

Die insolvente Airline stellte unterdessen eine Reihe von Verbindungen ein: Zum 25. September beende Air Berlin ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf. Betroffen sind unter anderem Flüge nach Mexiko, Kuba und in die Dominikanische Republik. Die vor einigen Tagen bekannt gegebenen Streichungen einzelner Langstreckenflüge würden nun ebenfalls auf den 25. September vorgezogen, erklärte Air Berlin weiter. Dies betreffe unter anderem Verbindungen von Berlin nach Abu Dhabi, Chicago und San Francisco. Grund für die Kürzungen sei die wegen des Insolvenzverfahrens notwendig gewordene "Reduzierung der Langstreckenflotte".