Nürnberg
Weiterer Etappensieg für Grammer

Landgericht Nürnberg hebt einstweilige Verfügung gegen Zulieferer auf Aigner kritisiert Investor Hastor

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Nürnberg/Amberg (DK) Beinahe täglich sorgt die Grammer AG derzeit für Schlagzeilen. Gestern machte der Automobilzulieferer aus Amberg noch mit drastischen Kurseinbrüchen von sich reden. Heute kann Grammer zumindest vor Gericht einen Erfolg für sich verbuchen.

Das Landgericht Nürnberg hat eine einstweilige Verfügung gegen Grammer, die vom Konkurrenten Prevent angestrengt worden war, am Freitag endgültig aufgehoben.

Zunächst war die Firma Prevent, die von der bosnisch-stämmigen Unternehmerfamilie Hastor kontrolliert wird, juristisch erfolgreich gegen die geplante Ausgabe von Grammer-Aktien an ein Unternehmen aus Fernost in Folge einer Wandelschuldverschreibung vorgegangen. In der Verfügung wurde es Grammer vorläufig untersagt, Aktien an die "JAP Capital Holding" in Ausübung einer Pflichtwandelanleihe über einen Nennbetrag von 60 Millionen Euro auszugeben. Die Chinesen, die als "weiße Ritter" zur Abwehr einer Übernahme Grammers durch Investmentvehikel der Hastors fungieren könnten, gehören zu einem Unternehmen in Hong Kong, das wiederum zum chinesischen Autozulieferer "Jifeng" gehört. Dieser ist auf die Herstellung von Kopfstützen und Armlehnen spezialisiert.

Die Grammer AG hatte gegen diese einstweilige Verfügung erfolgreich Widerspruch eingelegt. Ende April 2017 hob das Landgericht Nürnberg die einstweilige Verfügung vorläufig auf. Nachdem nun am Dienstag in dieser Woche wortgewaltig über den Widerspruch mündlich verhandelt worden war, hat das Landgericht am Freitag durch Endurteil die einstweilige Verfügung aufgehoben. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Im Hintergrund tobt offensichtlich eine Übernahmeschlacht. Die durch einen Konflikt mit VW kürzlich in die Schlagzeilen geratene Investorenfamilie Hastor, arbeitet nach Medienberichten möglicherweise an der Übernahme von Grammer.

Der Streit um die Eigentümerstruktur bei Grammer mit seinen weltweit rund 12 000 Mitarbeitern hat auch die Politik alarmiert. Die Bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) kritisierte am Freitag das Vorgehen von Hastor bei Grammer: "Hastor veranstaltet einen unverantwortlichen Machtpoker auf dem Rücken des Unternehmens und seiner Mitarbeiter", sagte sie der "Welt am Sonntag".

Unterdessen kündigte die Finanzmarktaufsicht Bafin an, sich angesichts des Streits bei dem Autozulieferer die Geschäfte mit Grammer-Aktien genauer anzuschauen. Man wolle sich das routinemäßig auf möglichen Marktmissbrauch hin ansehen, hieß es.