Nürnberg
Job-Boom verliert an Schwung

2,53 Millionen suchen nach Arbeit auch immer mehr Flüchtlinge

30.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Nürnberg/Ingolstadt (DK) Ganz so kräftig wie zuvor gingen die Erwerbslosenzahlen im November nicht zurück. Für ein Rekordtief reichte es dennoch - trotz steigender Flüchtlingsarbeitslosigkeit. Die schlägt sich aber durchaus in der Statistik nieder, wie auch Zahlen aus dem Raum Ingolstadt zeigen.

In Deutschland waren im November so wenige Menschen arbeitslos wie zuletzt vor 25 Jahren. Lediglich im Frühjahr 1991 hatte die Zahl der Erwerbslosen noch etwas niedriger gelegen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im November 2,532 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit. Das sind 8000 weniger als im Oktober und 101 000 weniger als vor einem Jahr, wie die Behörde gestern in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 5,7 Prozent zurück.

Rechnet man Jobsucher hinzu, die Trainingsmaßnahmen und Berufsfortbildungskurse absolvierten, waren im November bundesweit jedoch 3,517 Millionen Menschen auf Arbeitssuche - 41 000 mehr als vor einem Jahr, wie BA-Chef Frank-Jürgen Weise berichtete. Für den Anstieg verantwortlich waren vor allem Flüchtlinge.

Im Raum Ingolstadt wurden im Berichtmonat 5505 Arbeitslose gezählt - 19 weniger als im Oktober, aber 5398 mehr als im November vergangenen Jahres. Die Arbeitslosenquote verharrte damit hier bei 2,0 (Vorjahresmonat: 1,8) Prozent. Von einem "November-Blues" am regionalen Arbeitsmarkt könne daher keine Rede sein, bemerkte Manfred Jäger, Chef der Arbeitsagentur Ingolstadt. Allerdings zogen die Erwerbslosenzahlen bei den unter 25-Jährigen mit 262 sowie Menschen mit ausländischer Nationalität und Fluchthintergrund mit 561 "spürbar an". Weiterhin am besten sieht es im Landkreis Eichstätt aus mit zuletzt 966 (785) Menschen ohne Job. Die Arbeitslosenquote lag bei 1,3 (1,1) Prozent. In Bayern insgesamt sank die Zahl der Erwerbslosen um rund 5400 auf etwa 228 000. Die Arbeitslosenquote blieb bei 3,2 Prozent.

Nach Einschätzung von BA-Chef Weise ist der deutsche Arbeitsmarkt weiter robust; auch die Aussichten seien günstig. "Die Menschen, die sich bei uns wegen eines drohenden Arbeitsplatzverlustes melden, ist weiter rückläufig. Das Risiko, arbeitslos zu werden, hat weiter abgenommen", stellte der BA-Chef zufrieden fest. Ähnlich zuversichtlich beurteilte auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) die aktuelle Arbeitsmarktlage.

Weise geht für 2017 weiter von einer leicht sinkenden Arbeitslosigkeit aus. Im Jahresdurchschnitt rechnet er mit 2,62 Millionen Jobsuchern. Das wären rund 70 00 weniger als voraussichtlich in diesem Jahr. Nicht überbewertet werden sollte nach seiner Ansicht die leichte Flaute beim Stellenangebot. Von einer Trendwende könne keine Rede sein.

Den aktuellsten Zahlen vom September zufolge war die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen in dem Monat erstmals seit Längerem saisonbereinigt etwas gesunken - um 6000. Insgesamt gab es im September 31,74 Millionen reguläre Stellen, 411 000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Erwerbstätigen lag mit 43,84 Millionen hingegen nur um 352 000 über dem Niveau von September vergangenen Jahres.

Unterdessen werden nach Einschätzung der BA "die Auswirkungen der Fluchtmigration auf dem Arbeitsmarkt zunehmend sichtbar". So waren bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern im November 406 000 arbeitssuchende Flüchtlinge registriert, davon 60 000 als arbeitslos. Die übrigen würden noch in Kursen auf den Alltag und das Berufsleben hierzulande vorbereitet und flössen daher noch nicht in die Arbeitslosenstatistik ein. Die Zahl der erwerbslosen Flüchtlinge stieg damit binnen Jahresfrist um mehr als 80 000. Doch fanden seit Dezember 2015 rund 34 000 Flüchtlinge eine Stelle.