Nürnberg
Auch für die Zukunft optimistisch

Lammsbräu will trotz Ende des Biobooms weiter wachsen, wenn auch moderat Biofach endet am heutigen Samstag

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Lammsbräu-Chefin Susanne Horn blickt mit viel Zuversicht auf die kommenden Jahre. - Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Mit neuen Produkten ist die Bio-Brauerei "Neumarkter Lammsbräu" in das heute endende Branchentreffen "Biofach" in Nürnberg gegangen. Grund zum Optimismus geben die Rekordzahlen aus dem letzten Jahr. Allerdings glaubt Lammsbräu-Chefin Susanne Horn an das Ende der exorbitanten Wachstumszahlen in der Biobranche.

Für den Vorzeigebetrieb unter den Biobrauereien ist das Treffen der Branche in Nürnberg ein Heimspiel. Im Vorfeld hatte die Lammsbräu bereits neue Produkte vorgestellt und auf das vergangene Geschäftsjahr zurückgeblickt.

Die Zahlen aus dem Jahr 2016 können sich sehen lassen. Um satte 13,2 Prozent konnte der Umsatz auf rund 23 Millionen Euro gesteigert werden. Wachstumsmotor seien besonders die alkoholfreien Getränken mit einem Plus von 7,2 Prozent gewesen, freute sich Susanne Horn. Besonders stolz ist die Lammsbräu-Chefin über den Erfolg des Biomineralwassers mit einem zweistelligen Absatzzuwachs in Höhe von 11,2 Prozent. Selbst beim gehopften Markenkern der Traditionsbrauerei wurden Rekorde verbucht. Beim Bier sei der Absatz trotz des stagnierenden Marktumfeldes um knapp über neun Prozent gestiegen. Der alkoholfreie Gerstensaft habe mit einem Plus von rund sieben Prozent ebenfalls zum deutlichen Wachstum beigetragen. Zum ersten Mal in der langen Geschichte der Brauerei habe man im Jahr 2016 den Ausstoß über die magische Grenze von 200 000 auf genau 206 819 Hektoliter hieven können, sagte Horn. Das Überwinden dieser Hürde sei in der Traditionsbrauerei mit einem spontanen Fest gefeiert worden.

Mit diesen beeindruckenden Zahlen heben sich die Neumarkter deutlich von der Konkurrenz ab. Die gesamte Biobranche sei im vergangenen Jahr nur um 3,3 Prozentpunkte gewachsen. Vor anhaltender Euphorie im laufenden Geschäftsjahr warnte die Lammsbräu-Chefin allerdings. Die gesamte Branche werde nicht mehr so stark wachsen wie in den vergangenen Jahren, ist sich Horn sicher. Bis zum Jahresende erwarte sie ein "moderateres Wachstum", sagte die Generalbevollmächtigte der Familienbrauerei Ehrnsperger. Der Jahresumsatz der Lammsbräu lande im Jahr 2017 demnach voraussichtlich "nur" bei rund 25,5 Millionen Euro, prognostizierte Horn.

Zum Wachstum beitragen sollen heuer vier Produktneuheiten, die auch bei der Bio-Fachmesse in Nürnberg präsentiert werden. "Unsere Mitarbeiter knobeln, tüfteln und probieren das ganze Jahr an neuen Produkten herum. Deswegen ist die Präsentation unserer neuen Getränke in jedem Jahr das Highlight", sagte Horn und öffnete eine Flasche der neuen Biozitronenlimonade. Die sei entwickelt worden, damit sich die Biofreunde im Sommer ein waschechtes Bioradler mit Zitronenlimo in hundertprozentiger Bioqualität einschenken können.

Für den Export will sich die Brauerei allein schon aus ökologischer Überzeugung nicht hergeben. "Wir haben natürlich ganz viele Anfragen besonders aus Asien", erklärte Horn. Allerdings wolle man der Versuchung weiterhin widerstehen. "Die Kunden auf der Biofach haben Verständnis für diese Haltung." Auf normalen Braumessen werde man für diese ökologische Ansichten dagegen häufig belächelt. Nicht ausschließen wollte Horn, dass die Ökobrauerei in der Zukunft neue Braustätten im Ausland eröffnen wird, um auf diesen Weg den niedrigen Exportanteil im Unternehmen von zwei Prozent langfristig steigern zu können. Aktuell will der Vorzeigebetrieb ausländische Unternehmen vielmehr von der Bioidee überzeugen. Dafür bietet das Bundeslandwirtschaftsministerium ausgewählten Firmen aus Deutschland eine Bühne. Die Neumarkter sind dabei und dürfen Deutschland als Bioland auf der Biomesse präsentieren. "Wir sind stolz darauf, dass wir dafür ausgewählt worden sind", sagte Horn.

Noch mehr dürfte sich die Lammsbräu-Chefin darüber freuen, dass der Umbau der Traditionsbrauerei im letzten Jahr erfolgreich abgeschlossen worden ist. Rund zwölf Millionen Euro habe das Unternehmen in die Hand genommen, um das Brauereigelände auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. "Wir wollten nicht irgendwo auf der grünen Wiese neu bauen", sagte Horn. Mit dem Abschluss der Bau- und Modernisierungsarbeiten sei eine "wichtige Weiche für eine erfolgreiche Zukunft und Weiterentwicklung" des Familienunternehmens gestellt worden.

Die Brauerei lasse sich nicht vom Fachhandel unter Druck setzen, der derzeit die Hersteller dazu ermuntern wolle, dem normalen Einzelhandel die kalte Schulter zu zeigen. Darauf, stellte Horn deutlich fest, lasse sich die Neumarkter Brauerei auf keinen Fall ein. Der Traditionsbrauerei sei es egal, ob die Kunden das Biobier im Supermarkt oder im Reformladen kaufen würden. "Wir werden die Menschen nicht dazu zwingen können, unsere Produkte in einen bestimmten Laden einzukaufen."

Hoffnung auf Preisnachlässe brauchen sich Discounterfreunde deshalb nicht machen. "Wir werden unser Preisniveau halten müssen, weil wir sonst nicht unsere Philosophie halten können." Man wolle weiterhin faire Löhne für die Mitarbeiter und faire Preise für die Produkte von den Bauern in der Region bezahlen. Mit dieser Maxime ist die Lammsbräu schließlich groß geworden.