Nürnberg
Arbeitslosigkeit nimmt leicht zu

Viele Jugendliche nach Schule noch ohne Beschäftigung Region Ingolstadt mit Bestwerten

28.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Nürnberg/Ingolstadt (DK) Das Brexit-Votum und weltwirtschaftliche Risiken mögen viele Firmenchefs verunsichern - auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist davon bisher kaum etwas zu spüren. Nur die beginnende Sommerflaute sorgt - auch in der Region Ingolstadt - für leicht steigende Arbeitslosenzahlen.

Trotz wachsender Flüchtlingsarbeitslosigkeit und einsetzender Sommerflaute bleibt die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiter auf einem Rekordtief. Mit 2,661 Millionen Jobsuchern verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit (BA) die niedrigste Juli-Arbeitslosigkeit seit 25 Jahren, wie Behördenchef Frank-Jürgen Weise gestern in Nürnberg mitteilte. Das waren zwar 47 000 Erwerbslose mehr als im Monat zuvor, aber 112 000 weniger als noch im Juli 2016. Die Arbeitslosenquote stieg somit leicht um 0,1 Punkte auf 6 Prozent.

"Der Arbeitsmarkt hat sich im Juli gut entwickelt", resümierte Weise. Mit der einsetzenden Sommerpause sei die Zahl der erwerbslosen Menschen zwar gestiegen. Das habe aber allein saisonale Gründe: Viele Lehrlinge würden nach ihrer Ausbildung nicht sofort übernommen und meldeten sich deshalb erst einmal arbeitslos. Auch stellten Firmen vor den Werksferien in der Regel kaum neue Leute ein. Ohne diesen Saisoneffekt wäre die Zahl der Arbeitslosen im Juli um 7000 gesunken.

Auch im Raum Ingolstadt zog die Arbeitslosenzahl aus den von Weise genannten saisonalen Gründen leicht an. Ende Juli waren hier 5505 ohne Beschäftigung, 212 mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,1 Punkte auf 2,0 Prozent zu. Ausschlaggebend dafür war vor allem der Anstieg der Zahl arbeitsloser Jugendlicher; sie legte von 173 auf 776 zu, wie der Leiter der regionalen Arbeitsagentur, Manfred Jäger, berichtete. Damit weist die Region Ingolstadt aber weiterhin den besten Wert bundesweit aus. Unterboten wird dieser nur noch vom Kreis Eichstätt, wo Ende Juli 956 (plus 57) Menschen auf Arbeitssuche waren. die Arbeitslosenquote erhöhte sich auch hier nur minimal von 1,2 auf 1,3 Prozent. In Bayern wurden im Berichtsmonat etwa 236 400 Erwerbslose gezählt, knapp 2500 mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote im Freistaat erhöhte sich damit um 0,1 Punkte auf 3,3 Prozent.

Angesichts der aktuellen Daten sieht Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) den Arbeitsmarkt weiterhin auf einem "stabilen Hoch". So habe die Zahl der Erwerbstätigen zuletzt im Juni weiter zugenommen - überwiegend deshalb, weil weiter mehr Menschen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung kommen, erklärte die Ministerin in Berlin.

Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden nahm die Zahl der Erwerbstätigen im Juni saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 45 000 auf 43,67 Millionen zu. Das sind 533 000 mehr als im Vorjahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte nach einer BA-Hochrechnung im Mai saisonbereinigt um 56 000 zu. Mit 31,42 Millionen Menschen lag die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 697 000 im Plus.

Unterdessen nimmt die Arbeitslosigkeit unter den Flüchtlingen weiter zu (siehe Kasten). Für die kommenden Monate schließt die Bundesagentur auch eine stärkere Zunahme nicht aus, nachdem das Bundesamt für Migration inzwischen Fortschritte beim Abbau der Asylanträge mache.

Nach einer ebenfalls gestern vorgelegten BA-Analyse sind die arbeitslosen Flüchtlinge überwiegend jünger als 35 Jahre. Etwa drei Fünftel von ihnen kämen allenfalls für eine Hilfsarbeitertätigkeit infrage, weil sie nicht ausreichend Deutsch sprächen, zu jung seien, um in ihrer Heimat einen Beruf erlernt zu haben, oder weil sie keine Berufsausbildung hätten. Für sie seien vor allem Jobs bei Reinigungsfirmen, in Lagern oder bei Kurierdiensten, als Koch oder im Sekretariat denkbar. Bisher könne der deutsche Arbeitsmarkt die Job suchenden Flüchtlinge aber noch gut verkraften, hieß es.