München
Nur wenige Autos sind sauber

ADAC: Zu hohe Emissionen und Verbrauchswerte bei realistischeren Tests

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

München (AFP) Die meisten Diesel-Autos stoßen zu viele Stickoxide aus, viele Benziner produzieren zu viel Feinstaub, und besonders Hybridfahrzeuge verbrauchen viel mehr als vom Hersteller angegeben. Dies sind die Ergebnisse des neuen, gestern in München vorgestellten Umwelttests des ADAC.

Seit September testete der ADAC insgesamt 45 Modelle aller Antriebsarten auf ihre Umweltfreundlichkeit. Er maß den Ausstoß der Schadstoffe Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Partikel sowie Kohlendioxid, und zwar nicht nur im Labor. Alle Antriebsarten wurden von dem Autofahrerklub "absolut gleich" behandelt - im Gegensatz zur Gesetzgebung gab es keinen Vorteil für Diesel-Motoren.

Der Klub misst damit Verbrauch und Schadstoffausstoß der Autos realitätsnäher, als Hersteller und Staat dies tun. Verbraucher sollen so eine "klare Orientierung" bei der Wahl eines sparsamen und möglichst sauberen Pkw haben, so der ADAC.

Keine Überraschung, dass Elektro- und Hybrid-Autos sowie ein Erdgas-Fahrzeug auf den ersten fünf Plätzen landen. Der umweltfreundlichste Benziner im Test auf Platz acht ist der Mitsubishi Space Star 1.2 Clear Tec Top. Von 26 getesteten Diesel-Autos schafften es lediglich zwei in die Top Ten: der Mercedes E220 d 9G-Tronic und der BMW 118d Urban Line Steptronic.

Die meisten Diesel-Modelle stießen unabhängig von der verwendeten Abgas-Reinigungstechnik unter realitätsnahen Bedingungen zu viele Emissionen aus, kritisierte Reinhard Kolke, Leiter des ADAC-Technikzentrums. Die Ergebnisse seien "ein Appell an die Hersteller, die Techniken so einzusetzen, dass diese über alle Betriebszustände Emissionen wirksam verringern" - also auch auf der Autobahn, bei eingeschalteter Klimaanlage oder Beleuchtung.

Der ADAC testete auch einen VW Golf 2.0 TDI BlueMotion, der nach Auffliegen des Abgas-Skandals im vergangenen Jahr ein Software-Update in der Werkstatt erhalten hatte. Volksá †wagen habe sein Versprechen, damit den Stickoxidwert der betroffenen Diesel-Fahrzeuge zu senken, "tatsächlich" geschafft, attestierte der Klub.

Bei vielen Benzinern bemängelte der ADAC einen hohen Rußpartikelausstoß, der Grund für eine hohe Feinstaubbelastung ist. Eigentlich stoßen Benzinmotoren wenig Partikel aus, ein Filter ist daher meist nur für Diesel nötig. Bei Direkteinspritzern ist das aber anders, daher gibt es für sie in der EU eine Übergangszeit für einen höheren Grenzwert - bis September 2018. Diese Sonderregelung nutzen laut ADAC viele Hersteller. Doch laut Autoklub ist das "nicht nötig und technisch durchaus besser lösbar". Erneut kritisierte der ADAC den Unterschied zwischen den Herstellerangaben und seinen Messergebnissen beim Verbrauch. Im Jahr 2006 habe die Differenz bei 5,5 Prozent gelegen, 2015 schon bei mehr als 17 Prozent.

"Die Hersteller reizen die Möglichkeiten bei den Verbrauchsmessungen immer mehr aus, um möglichst niedrige EU-Verbrauchswerte zu erzielen", lautet das Fazit des ADAC. Er fordert daher "schon lange einen realitätsnäheren Messzyklus für den Verbrauch, damit die Kunden von Anfang an wissen, mit welchen Werten sie rechnen müssen".