München
Investoren sitzt das Geld locker

Beteiligungsgesellschaften steuern in Deutschland auf ein neues Rekordjahr zu

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

München (DK) Die Geldschwemme an den Finanzmärkten hat zu einem Anlagenotstand geführt. Angesichts niedriger Zinsen und magerer Renditen suchen große Investoren zunehmend ihr Heil in Firmenübernahmen und Unternehmensbeteiligungen. In Deutschland steht die Beteiligungsbranche vor dem besten Jahr ihrer Geschichte.

In der ersten Jahreshälfte hätten die Beteiligungsgesellschaften hierzulande knapp 7,3 (Vorjahreszeitraum: 1,97) Milliarden Euro Private Equity (außerbörsliches Eigenkapital), das etwa bei Banken, Versicherungen und besonders vermögenden Privatkunden eingesammelt wird, bei mehr als 5000 Unternehmen investiert. "Damit ist der deutsche Markt auf dem besten Weg, in diesem Jahr einen neuen Investitionsrekord aufzustellen", sagte kürzlich Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteilungsgesellschaften (BVK) in München. Im vergangenen Jahr lag die Investitionssumme der rund 300 in Deutschland aktiven Beteiligungsunternehmen insgesamt bei 6,61 Milliarden Euro - bei etwa 1000 vor allem kleinen und mittelständischen Firmen.

Auch in Bayern brummt das Geschäft der Branche. Laut Peter Pauli, Geschäftsführer der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft (BayBG), haben sich die Beteiligungs- und Risikokapitalgesellschaften (Venture Capital) in den ersten sechs Monaten bei 130 Unternehmen im Freistaat mit 972 Millionen Euro neu engagiert. Allein die BayBG steckte in dem Zeitraum knapp 18 Millionen Euro neu in 45 Unternehmen.

Einen neuen Höchstwert erreichten in der ersten Jahreshälfte die Investitionen in Firmenübernahmen (Buy-Out). Laut BVK stiegen sie bundesweit auf 5,91 (1,29) Milliarden Euro. Ausschlaggebend dafür seien einige - teils schon im vergangenen Jahr eingefädelte - große Transaktionen gewesen wie etwa die Übernahme des Generikaherstellers Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven mit einem Transaktionsvolumen von allein 5,3 Milliarden Euro oder des Anbieters von Prozesstechnik, Schenck Process, die sich die US-Investmentfirma Blackstone geschätzte 700 Millionen Euro kosten ließ.

Zu den größeren Buy-Outs zählt auch die Übernahme des Regensburger Transformatorenspezialisten SGB-SMIT durch One Equity Partners VI, ein Fonds der US-Bankengruppe JP Morgan Chase - Transaktionsvolumen nach BVK-Angaben: 700 Millionen Euro. "Ausgehend von den aktuell bekannten Transaktionen", erwartet BVK-Vorstand Hinrichs denn auch "ein Rekordjahr bei den Buy-Outs".

Stabil im Vergleich zum Vorjahr entwickelt sich der Markt für Venture Capital. Den BVK-Zahlen zufolge summierten sich diese Investitionen bei Existenzgründern auf 430 Millionen Euro - so viel wie im gleichen Zeitraum 2016. Hinrichs: "Deutsche Start-ups profitieren aktuell von einem lebhaften Investitionsgeschehen. Derzeit ist kein Ende dieses Trends in Sicht und wir rechnen mit Investitionen mindestens auf Vorjahresniveau." 2016 waren das bei 568 Unternehmen insgesamt 930 Millionen Euro - das höchste Volumen seit 2008.

Das große Interesse von Finanzinvestoren und Beteiligungsgesellschaften am Einstieg bei oder der Übernahme von Unternehmen erklärt sich BayBG-Sprecher Josef Krumbachner mit der großen Menge Geld im Markt sowie den unter Renditegesichtspunkten beá †grenzten Anlagemöglichkeiten. Insbesondere Branchen wie Onlinehandel oder -dienstleistungen sowie Medizintechnik stünden im Fokus der Investoren wie etwa auch Vermögensverwaltern. Dabei sei auch "die Risikobereitschaft hoch". Wovon, so Krumbachner, wiederum Start-ups profitierten, die sich mit Themen wie zum Beispiel 3-D-Druck oder Virtual Reality befassten.