München
Haftbefehl gegen weiteren Ex-Audi-Manager

Ermittlungen im VW-Abgas-Skandal ausgeweitet - Wolfgang Hatz im Visier der Staatsanwaltschaft

28.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

München (DK/AFP) Die Münchner Staatsanwaltschaft hat den Kreis der Verdächtigen bei ihren Ermittlungen im Zusammenhang mit der Diesel-Abgas-Affäre bei Volkswagen und Audi ausgeweitet. Am Mittwoch seien zwei Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden, sagte gestern eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft München II. Zudem sei ein Haftbefehl gegen einen Beschuldigten vollstreckt worden.

"Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR berichteten, ein hochrangiger Ex-Manager des VW-Konzerns sitze in Haft. Es soll sich dabei um den früheren Audi-Motorenentwickler und Ex-Porsche Entwicklungschef Wolfgang Hatz handeln. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft machte keine Angaben zur Identität des Verhafteten. Sie wollte sich auch nicht dazu äußern, wer ansonsten von der Ausweitung der Ermittlungen betroffen ist. Aktuelle oder frühere Audi-Vorstände gehörten allerdings nicht dazu.

Hatz, der auch als enger Vertrauter des früheren VW-Konzernchefs Martin Winterkorn gilt, habe in allen wichtigen Häusern des VW-Konzerns Verantwortung getragen, hieß es in dem Bericht. Bereits im Juli war im Zuge der Ermittlungen der Audi-Manager Giovanni P. in Untersuchungshaft genommen worden. Berichten zufolge soll dieser gegenüber Ermittlern den Audi-Vorstand beschuldigt haben, bereits zwischen 2006 und 2014 von den manipulierten Messungen erfahren zu haben. Öffentlich geworden war die Diesel-Affäre bei VW 2015 auf Druck von US-Behörden.

Ein VW-Sprecher in Wolfsburg mochte die Entwicklung in der Diesel-Affäre gestern nicht kommentieren. Bei Audi hieß es, man habe "keine eigenen Erkenntnisse", kooperiere aber mit der Staatsanwaltschaft. Bei Audi hatte es im Frühjahr während der Bilanzpressekonferenz in Ingolstadt eine groß angelegte Durchsuchungsaktion der Ermittlungsbehörden gegeben. Dabei wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Diesmal fanden die Durchsuchungen einem Audi-Sprecher zufolge aber nicht in Büros des Unternehmens, sondern in Privaträumen statt.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt seit März wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit dem Verkauf von 80 000 Diesel-Pkw in den USA bei der Ingolstädter VW-Tochter. Sie gehörten zu den etwa elf Millionen mit Manipulationssoftware ausgestatteten Fahrzeugen aus dem VW-Konzern, die bei Abgas-Tests einen niedrigeren Stickoxidausstoß auswiesen als auf der Straße.

Mit Autoverkäufen in Deutschland oder Europa befasst sich das Ermittlungsverfahren nicht. Wie die Staatsanwaltschaft im März mitteilte, fehlt dafür die nötige Grundlage. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts habe eine "unzulässige Beeinflussung von Abgas-Werten" nicht festgestellt werden können, erklärte sie anlässlich der Eröffnung des Ermittlungsverfahrens.

Die Ermittlungen richten sich zudem gegen einzelne namentlich bekannte oder noch unbekannte Mitarbeiter. Unternehmen als Ganzes können im deutschen Rechtssystem nicht strafrechtlich belangt werden.