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"Mehrwert für die Gesellschaft"

Telefónica Deutschland will Bewegungsdaten seiner Kunden verkaufen

22.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Berlin (AFP) Der Telekommunikationskonzern Telefónica mit Marken wie O2, Base und Simyo will die Bewegungsdaten seiner Kunden in anonymisierter Form verkaufen. "Jetzt sind wir an dem Punkt, dass wir starten können", sagte der Vorstandsvorsitzende von Telefónica Deutschland, Thorsten Dirks, der "Wirtschaftswoche". Kunden, die Daten freigeben, können laut Dirks mit einer Belohnung rechnen.

Telefónica will die Bewegungsdaten an Unternehmen oder Behörden verkaufen - Einkaufszentren etwa sind interessiert an Alter und Geschlecht ihrer Besucher, Verkehrsbetriebe an Nutzungszeiten ihrer Busse. Der Konzern hat insgesamt rund 49 Millionen Kunden in Deutschland.

Die Vertragsdaten der Kunden wie Alter und Geschlecht werden dem Unternehmen zufolge in einem dreistufigen Verfahren anonymisiert. Sie werden zuerst in kleinstmögliche Bestandteile zerlegt, "der Personenbezug entfernt", dann werden Merkmale verallgemeinert, schließlich gleichartige Merkmale zusammengefasst und hochgerechnet, heißt es. "Wir wollen in Zukunft Projekte realisieren, bei denen unsere anonymisierten Analysen einen Mehrwert für die Gesellschaft liefern", erklärte Vorstandsmitglied Markus Haas.

Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Andrea Voßá †hoff, erklärte auf Anfrage, Telefónica stehe mit ihrer Behörde bezüglich eines Projekts zur Nutzung anonymisierter Standortdaten ihrer Kunden in regelmäßigem Kontakt. Dazu habe sie bereits Empfehlungen abgegeben. "Da sich das Projekt stetig fortentwickelt, ist eine abschließende Beurteilung der Datenschutzkonformität grundsätzlich nicht möglich." Voßhoff will das Projekt weiterhin begleiten und dabei die Wahrung datenschutzrechtlicher Vorgaben überwachen.

Bereits vor vier Jahren hatte Telefónica den Verkauf von Bewegungsdaten angekündigt. Es hagelte heftige Proteste von Datenschützern. Der damalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar mahnte, in jedem Fall sei die Einwilligung des Kunden nötig. Nun können Kunden auf der Seite des Anbieters ein Häkchen setzen, dass sie nicht einverstanden sind mit der Nutzung ihrer anonymisierten Daten. Das reiche gesetzlich aus, sagte ein Firmensprecher.

"Wir werden uns nicht noch mal die Finger verbrennen", betonte Vorstandschef Dirks. Datenschutz sei ein ganz kritischer Punkt. Die Kunden könnten künftig mit einer Belohnung etwa in Form von Rabatten rechnen, wenn sie Daten freigeben. Genaueres dazu soll in den nächsten Monaten bekannt gegeben werden.