London (DK
Absturz in die Pleite

Britische Fluggesellschaft Monarch ist zahlungsunfähig 110 000 Passagiere stranden im Ausland

02.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:24 Uhr

London (DK/dpa/AFP) Die britische Regierung spricht von der größten Rückholaktion in Friedenszeiten: Rund 110 000 Reisende müssen nach Hause gebracht werden, weil die britische Monarch Airlines in die Pleite abgestürzt ist.

Die britische Fluggesellschaft Monarch Airlines hat am Montag wegen Insolvenz ihren kompletten Betrieb eingestellt. Insgesamt sind etwa 860 000 Passagiere davon betroffen, von denen 110 000 im Ausland gestrandet sind. Alle Flüge seien gestrichen, teilte die britische Luftverkehrsbehörde CAA (Civil Aviation Authority) mit. Die Fluggesellschaft selbst rief alle ihre Passagiere auf, nicht mehr zum Flughafen zu kommen. "Es wird keine Monarch-Flüge mehr geben." Drei Mitarbeiter der Unternehmensberatung KPMG sind als Insolvenzverwalter einbestellt worden.

Starke Konkurrenz in Europa und Kostendruck hatten - wie zuvor schon Air Berlin und Alitalia - der fünfgrößten britischen Fluggesellschaft zu schaffen gemacht. In einem Schreiben an seine Angestellten machte Monarch-Chef Andrew Swaffield auch Terrorattacken in Tunesien und Ägypten sowie die Entwicklung in der Türkei für die Insolvenz seines Unternehmens, das vor 50 Jahren gegründet worden war, verantwortlich.

Die CAA sprach vom größten Scheitern einer britischen Airline. Betroffen sind unter anderem Urlauber in Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Spanien und der Türkei. Sie sollen binnen 14 Tagen mit mehr als 30 Flugzeugen zurück in die Heimast geholt werden. "Wir werden sie sicher und schnell nach Hause bringen", sagte ein Regierungssprecher in London. Der Internetseite Flightradar24 zufolge schickte die Fluggesellschaft Qatar Airways bereits mehrere A 320-Maschinen, um der CAA bei der Rückführung der Urlauber zu helfen.

Der britische Verkehrsminister Chris Grayling nannte die Lage für die gestrandeten Monarch-Urlauber beunruhigend. "Niemand sollte die Größe der Herausforderung unterschätzen. Daher bitte ich die Passagiere, geduldig zu sein", so Grayling laut einer Mitteilung.

Außerdem mussten weitere rund 300 000 Buchungen von 750 000 Kunden storniert werden, wie die CAA erklärte. Darin enthalten sind Gruppenbuchungen etwa von Familien. Monarch Airlines flog zuletzt nach eigenen Angaben von mehreren britischen Flughäfen insgesamt mehr 40 Ziele an, darunter den Bodensee-Airport in Friedrichshafen.

Passagiere seien dort derzeit aber nicht betroffen, sagte Bettina Natterer vom Marketing des Flughafens. "Die Monarch war im Winterflugplan (29. Oktober bis 24. März) einmal pro Woche von London nach Friedrichshafen geplant - vor allem für britische Skitouristen." Die Strecke werde weiterhin von den Konkurrenten British Airways und Easyjet bedient.

Viele Fluggäste reagierten fassungslos. "Wenn du denkst, du bist den Ryanair-Streichungen entkommen, meldet #Monarchairlines am Tag deines Fluges Insolvenz an", schrieb die Kundin Holly-Rae Copeland im Kurznachrichtendienst Twitter mit Blick auf die irische Billigfluggesellschaft Ryanair, die jüngst die Streichung zahlreicher Flüge wegen Problemen mit der Urlaubsplanung der Piloten verkündet hatte.

Monarch Airlines (Luton) gehört der Firma Greybull Capital und hat in den Bereichen Flüge und Reisen etwa 2100 Mitarbeiter. Bis vor drei Jahren gehörte sie noch einer Milliardärsfamilie aus dem Tessin (Schweiz), die die finanziellen Belastungen offenbar nicht mehr tragen wollte.

Der Airline misslang der Nachweis, finanziell ausreichend abgesichert zu sein. Dies war jedoch Voraussetzung für eine Verlängerung der Erlaubnis zum Verkauf von Pauschalangeboten mit Flügen. Die Fluggesellschaft soll Medienberichten zufolge bereits Verkaufsgespräche unter anderem mit Norwegian geführt haben. Greybull stellte der Airline dann aber doch weitere Millionen zur Verfügung. Gerüchte um eine drohende Pleite der Gesellschaft wurden dann noch von Ryanair-Chef Michael O'Leary angeheizt, der vor wenigen Wochen die Meinung vertreten hatte, weder Monarch noch Norwegian würden den kommenden Winter überstehen.

Durch die Pleite droht den 2100 Mitarbeitern der Fluggesellschaft der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Oliver Richardson von der Gewerkschaft Unite erhob deshalb Vorwürfe gegen die britische Regierung. Die Bitte nach einem Überbrückungskredit für Monarch sei von Kabinettsmitgliedern abgelehnt worden. Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Belegschaft gehe nun "eine der ältesten Fluggesellschaften des Landes" in die Insolvenz.