Kipfenberg
Chinesen greifen nach Glashersteller

US-Investor will SGD Pharma verkaufen Standort Kipfenberg bleibt erhalten

20.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Im Altmühltal bei Kipfenberg unterhält der französische Glashersteller SGD Pharma ein Werk mit rund 220 Beschäftigten. Der Eigentümer Oaktree Capital will sich von SGD trennen und an China Jianyin Investment verkaufen. - Foto: Metzel

Kipfenberg (DK) Bei den Kipfenberger Glasherstellern steht möglicherweise ein Eigentümerwechsel an. Nach den Amerikanern könnten noch in diesem Jahr die Chinesen das Kommando bei SGD Pharma übernehmen.

Der US-Investor Oaktree Capital Management, derzeitiger Eigentümer der französischen SGD-Pharma-Gruppe, zu der auch die SGD Kipfenberg gehört, ist mit der chinesischen Investmentgesellschaft China Jianyin Investment Ltd. (JIC) in exklusive Verkaufsverhandlungen eingetreten. Dies teilte der Geschäftsführer der SGD Kipfenberg, Bernd Schulda, kürzlich der Belegschaft in Kipfenberg mit.

SGD Pharma mit Hauptsitz in Paris produziert Glasverpackungen für die Pharmaindustrie. Das Unternehmen blickt auf eine mehr als 100-jährige Erfahrung zurück. Nach der Übernahme durch Oaktree im Jahr 2010 konnte SGD ihre Spitzenposition in der Fertigung von Pharmaglas weiter ausbauen. Nach der Abspaltung der Sparte Parfümerieglas im vergangenen Jahr konzentriert sich das Unternehmen nun aus- schließlich auf die Herstellung von Pharmaglas. SGD ist heute der weltweit größte Anbieter von Pharmahüttenglas.

Die SGD-Gruppe betreibt weltweit fünf Werke in Frankreich (zwei Fabriken), Deutschland, Indien und China. Insgesamt beschäftigt die Gruppe etwa 2750 Menschen. Zwei der fünf Werke, eines in Nordfrankreich und das indische Werk, sind erst vor wenigen Jahren komplett neu gebaut worden. Dies sei in der Glasindustrie sehr selten, betont Schulda.

Die Geschäftsleitung gehe mit "großer Wahrscheinlichkeit" von einem positiven Verlauf der laufenden Verkaufsverhandlungen aus. Die Übernahme könnte demnach in etwa zwei bis drei Monaten zum Abschluss kommen. Mit der JIC werde ein finanzstarker Partner erwartet, der die strategische Pharma-Orientierung der SGD-Gruppe zum globalen Anbieter weiter vorantreiben will und die aktuellen Planungen vollstens unterstützt. Im derzeitigen SGD-Management sowie an den europäischen Standorten seien keine wesentlichen Änderungen zu erwarten, so Schulda. "Wir sind sehr gut aufgestellt", hob er hervor. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters wurden mit dem Verkaufsprozess bereits im Februar die Großbanken JP Morgan und Lazard beauftragt.

Die SGD-Gruppe, die seit Oktober 2014 von Jürgen Sackhoff federführend geleitet wird, bleibe auch künftig in der derzeitigen Konstellation bestehen, hieß es. Der chinesische Investor werde gewiss die europäischen Standorte nicht schwächen, so Schulda. Vielmehr erhoffe sich JIC, die bislang in Europa keine anderen Aktivitäten entwickelt hat, Synergieeffekte vor allem im asiatischen Markt.

"Es ist davon auszugehen, dass die Wachstumspotenziale in der Asien/Pazifikzone deutlicher ausgeschöpft werden, als dies bisher der Fall ist", sagte Schulda. Die SGD-Gruppe werde durch strategische Zukäufe weiter zum globalen Pharmazulieferer ausgebaut. Durch den Verkauf sieht Schulda zunächst keine Veränderungen für das Unternehmen. Der Business- und Investitionsplan für die nächsten zehn Jahre werde von den Investoren übernommen. Der Standort Kipfenberg, der innerhalb SGD nicht zuletzt durch die Leistung der rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine herausragende Stellung besitze, werde seinen Weg konsequent weiterverfolgen und auch künftig seine Rolle als weltweit anerkannter und sicherer Arbeitgeber spielen. Wichtig für den Markt Kipfenberg: Ihr größter gewerblicher Arbeitgeber und größter Gewerbesteuerzahler bleibt der Gemeinde weiterhin erhalten.