Ingolstadt
"Ganz oder gar nicht"

Erich Kellerhals steigt aus dem China-Geschäft von Media-Saturn aus – und düpiert damit den Mutterkonzern Metro

28.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:46 Uhr

Große Erwartungen: Im November 2010 eröffnete Media Markt seine erste Filiale in Schanghai. Der damalige Media-Saturn-Chef Roland Weise plante bis 2015 über 100 Märkte in China zu eröffnen. - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) Der Ingolstädter Elektronik-Riese Media-Saturn kommt nicht zur Ruhe: Überraschend erklärte Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals gestern seinen Ausstieg aus dem China-Geschäft. Er wirft dem Düsseldorfer Mutterkonzern Metro mangelnde Investitionsbereitschaft vor.

Im November 2010 war es so weit: In Schanghai öffnete mit einer großen Feier der erste chinesische Media-Markt. Der Plan damals: Zehn Märkte sollten bis 2012 im Reich der Mitte entstehen, bis 2015 über 100. Bislang existieren nur sieben. Zum Ende des Jahres wollte man entscheiden, wie es in China weitergehen soll. Unsere Zeitung hatte vergangene Woche berichtet, dass das Geschäft in China stark in Frage gestellt ist. Grund sind die enormen Investitionskosten, die eine konkurrenzfähige Expansion nach sich ziehen würde.

Und genau darüber kam es nun zwischen Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals (ihm gehören knapp 22 Prozent an Media-Saturn) und dem Mutterkonzern Metro (besitzt über 75 Prozent der Anteile) zum Streit. Während sich Kellerhals für eine großangelegte Expansion im Reich der Mitte einsetzte, befürwortet der Düsseldorfer Mutterkonzern offenbar eine weniger aggressive Wachstumsstrategie in China – so jedenfalls kann man die jüngsten Aussagen des Metro-Chefs Olaf Koch deuten. Wie diese „Spar-Expansion“ von Metro aussehen könnte, ist aber bislang noch nicht bekannt.

In einer zweiseitigen Pressemitteilung gab Kellerhals gestern seinen Ausstieg aus der extra gegründeten Media-Saturn-China-Gesellschaft bekannt. Darin richtet der Media-Markt-Gründer deutliche Worte an den Mutterkonzern Metro: „Im harten chinesischen Wettbewerb kann man sich nur behaupten, wenn man rasch und offensiv expandiert. Es gibt nur die Wahl, entweder ganz oder gar nicht mitzumischen“, wird der Media-Markt-Gründer dort zitiert. „Ein Mittelweg führt ins Nichts.“ Kellerhals sieht sich von den Düsseldorfern im Stich gelassen: „Die Metro hat da leider nicht mitgezogen.“

Die Konkurrenten in China sind stark. Besonders die beiden lokalen Elektromarktketten Gome und Suning haben inzwischen schon einen enormen Vorsprung, was die Anzahl der Märkte betrifft. Deshalb, behauptet Kellerhals, habe er sich für die Übernahme eines Wettbewerbers eingesetzt, der bereits über eine dreistellige Anzahl von Märkten in China verfügt. „Damit hätten wir auf einen Schlag ein solides Fundament und eine beachtenswerte Relevanz im Markt bekommen“, so Kellerhals. Doch diesen Vorschlag habe die Metro nicht aufgreifen wollen.

Diese Anschuldigungen wollte man in Düsseldorf nicht auf sich sitzen lassen. „Das von Herrn Kellerhals in seiner Mitteilung erwähnte Unternehmen stand nicht zum Verkauf“, sagte ein Metro-Sprecher. Überhaupt sieht man beim Mutterkonzern die Lage genau umgekehrt: „Herr Kellerhals hat sich aus unserer Sicht weder nachhaltig noch konstruktiv für ein Voranbringen des China-Geschäfts engagiert.“

Wie tief die Gräben inzwischen zwischen Kellerhals und der Metro sind, erfährt nachhaltig, wer ein wenig zwischen den Zeilen lesen kann. Über den Ausstieg aus dem China-Geschäft habe man die Metro schriftlich informiert, heißt es . Offenbar hat man sich nichts mehr zu sagen. Dabei hatte es mit dem Amtsantritt von Olaf Koch als Metro-Chef zumindest noch etwas nach Entspannung im Dauer-Streit ausgesehen. Dessen Vorgänger Eckhard Cordes hatte regelmäßig in der Presse in Richtung Media-Saturn geschossen.

Die Internetseite, auf der Erich Kellerhals bislang den Streit mit dem Metro-Konzern aus seiner Sicht kommentierte, war gestern nicht abrufbar. „Die Seite ist in Bearbeitung“, war dort zu lesen. Mit einer Fortsetzung des Streits dürfte aber auf jeden Fall zu rechnen sein.