Ingolstadt
Kein bisschen Frieden

Metro sieht sich als Sieger im Machtkampf bei Media-Saturn – Kellerhals droht mit weiteren Prozessen

09.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

Ingolstadt (DK) Im Streit um die Macht beim Ingolstädter Elektronikriesen Media-Saturn hat der Mutterkonzern Metro gestern vor dem Münchner Oberlandesgericht einen Etappensieg errungen. Doch auch Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals sieht sich gestärkt. Der Zoff wird wohl so schnell nicht enden.

Mit der Auslegung von Gerichtsurteilen ist das immer so eine Sache. Vor allem, wenn sich eine ganze Armee hochbezahlter Anwälte streitet. Im Falle des Dauerzwists zwischen Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals und der Düsseldorfer Metro AG ist das nicht anders. So jubelte gestern Metros Chefjustiziar Donatus Kaufmann nach dem Urteil: „Das ist das, was wir immer angestrebt hatten.“ Die Gegenseite sah das völlig anders: „Metro ist keinen Millimeter weitergekommen“, erklärte Kellerhals-Anwalt Luidger Röckrath.

Trotzdem scheint zumindest für den Moment Metro im Machtkampf die Oberhand zu gewinnen. Laut Gericht ist nämlich der umstrittene Beirat, in dem die Gesellschafter mit einfacher Mehrheit – sprich Metro ohne Kellerhals – Entscheidungen für Media-Saturn treffen dürfen, rechtens.

Welche Themen nun mit welcher Mehrheit in dem Beirat entschieden werden dürfen, dafür sei aber das Schiedsgericht zuständig. Dieses wiederum hatte bereits am Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung sein Urteil verkündet: Laut Metro könne der Beirat in wichtigen operativen Fragen mit einfacher Mehrheit entscheiden, beispielsweise also über den Zu- und Verkauf von Unternehmen. Deshalb fühlen sich die Düsseldorfer nun als Sieger. Ein Kellerhals-Sprecher erklärte hingegen, dass jeder einzelne Beiratsbeschluss, der Gegen die Stimmen von Kellerhals ergehe, künftig vor ordentlichen Gerichten angefochten werden könne.

Die beinahe verzweifelte Forderung des Münchner Richters, dass sich beide Seiten doch endlich einfach zusammenraufen sollten, dürfte ungehört verhallen. Seit etwa eineinhalb Jahren streiten beide Parteien nun schon erbittert um die Macht. Und ein Ende ist auch nach diesem Urteil nicht in Sicht. Betrachtet man den Zwist aus der Sicht eines Außenstehen ist die Sache im Prinzip klar: Der Mutterkonzern Metro besitzt 75,41 Prozent der Anteile an dem Ingolstädter Elektronikunternehmen, Kellerhals nur 21,62 Prozent. Doch trotz dieser eigentlich eindeutigen Mehrheitsverhältnisse kann die Metro bislang wichtige Entscheidungen nicht ohne die Zustimmung des 72-jährigen Media-Markt-Gründers treffen. Laut alten Verträgen ist dazu eine Mehrheit von 80 Prozent der Gesellschafter nötig. Diese Regelung wollte Metro mit der Einrichtung des Beirats aushebeln. Kellerhals sieht sich dadurch aber um sein Lebenswerk gebracht und geht seitdem juristisch dagegen vor.

Mittlerweile hat Kellerhals sogar eine Homepage eingerichtet, auf der er seine Sicht der Dinge darstellt und mit sehr deutlichen Worten seiner Meinung über die Gegenseite aus Düsseldorf Ausdruck verleiht. Gelegentlich gibt er auch Interviews, in denen er gegen Metro poltert. Kontrahent Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender der Metro AG, versucht dagegen, den Streit von seiner Person fernzuhalten. Bei seinem Vorgänger Eckhard Cordes war das noch anders, da schoss man beinahe wöchentlich über die Medien gegeneinander. Am Ende musste Cordes seinen Hut nehmen, der Dauerstreit mit Kellerhals durfte dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.

Für das Unternehmen Media-Saturn wächst sich der Machtkampf indes zu einem immer größeren Problem aus. Im Moment scheint der Elektronikriese fast wie gelähmt. Der Einstieg ins Online-Geschäft beispielsweise erfolgte mit großer Verspätung. Ein Vorteil für die Konkurrenz. Dazu kommt noch, dass Media-Saturn ein Schmiergeldskandal zu schaffen macht, bei dem ehemalige Top-Manager wegen Korruption im Zusammenhang mit dem Verkauf von DSL-Anschlüssen vor Gericht stehen.

Auch den Streitparteien dürften die Konsequenzen des Dauerzoffs klar sein – dass eine Seite einlenkt und der Streit beigelegt wird, scheint aber trotz allem in naher Zukunft eher unwahrscheinlich.