Ingolstadt
Sparen für das große Ziel

Bis 2020 will Audi jährlich zwei Millionen Autos verkaufen – Dabei muss auch die Rendite stimmen

30.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

»Liebe Audianer...«: Mit diesen Worten beginnt die E-Mail, die Audi-Chef Rupert Stadler gestern an die Belegschaft verschickte. Darin fordert er die Mitarbeiter zu mehr Kostendisziplin auf, damit das Unternehmen die hohe Umsatzrendite halten könne - Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Hohe Kosten für CO2-Einsparungen, Ukraine-Krise, ein holprig anlaufender Wirtschaftsmotor in Deutschland: Das sind nur einige der Gründe, weshalb Audi-Chef Rupert Stadler dem Autobauer ein „Fitnessprogramm“ verordnet. Ziel ist, die hohe Umsatzrendite auch in Zukunft sicherzustellen.

Die E-Mail, die Audi-Chef Rupert Stadler gestern Mittag an seine Belegschaft schickte, war fast schon ein kleines literarisches Kunstwerk. Sie beginnt mit „Liebe Audianer“ und dem Einstieg, kurz vor dem „Sommerurlaub“ noch einmal das „gemeinsame Reise-Ziel“ ins Gedächtnis rufen zu wollen – denn nächste Woche beginnen die dreiwöchigen Werksferien. Viel Mühe wurde offenbar darauf verwendet, den etwa anderthalb DIN-A4-Seiten langen Text nicht nach Sparprogramm aussehen zu lassen. „In unserer Branche haben viele – BMW und Mercedes eingeschlossen – massive Kostenprogramme aufgelegt“, heißt es. Und: „Wir brauchen kein außerordentliches Sparprogramm.“

So weit, so gut. Doch bei intensiver Lektüre der Zeilen bleiben berechtigte Zweifel. Wie soll man sonst folgenden Satz interpretieren: „Deshalb heißt es, steigende Ausgaben und zunehmende Unsicherheiten auf der Erlösseite (...) zu kompensieren.“ Und es geht ähnlich weiter: Mit einem „Maßnahmenpaket“ gelte es, den „Produktaufwand“ kritisch zu hinterfragen, man müsse „weitere Einkaufspotenziale heben“ und auf „wettbewerbsfähigere Herstellkosten“ achten. Im Klartext: bei den Entwicklungen strenger auf die Kosten schauen, die Einkaufspreise bei den Zulieferern weiter drücken und in der Produktion mehr einsparen. Ein in Zahlen gefasstes Einsparungsziel gibt es nicht – zumindest nicht offiziell.

Die Rahmenbedingungen der Autoindustrie würden sich eben inzwischen rasant verändern, heißt es in der E-Mail weiter. „Wer mehr Autos verkauft, verdient damit nicht automatisch mehr Geld.“ Ein Satz, der auch eine Erkenntnis der vergangenen Jahre ist. Denn trotz immer neuer Rekordabsätze sinkt die Umsatzrendite – auch wenn sie mit 10,1 Prozent im Jahr 2013 nach wie vor auf sehr hohem Niveau liegt.

Ein direkter Zusammenhang mit dem nun vorgestellten „Fitnessprogramm“ und den von VW-Chef Martin Winterkorn vor zwei Wochen verkündeten Einsparplänen bestünde nicht, so ein Audi-Sprecher. „Das Programm wurde von Audi für Audi entwickelt.“ Und von Einsparungen könne deshalb keine Rede sein, weil man im Moment viel investiere – etwa in ein neues Werk in Mexiko. „Das ist ein Offensiv- und kein Defensivprogramm.“ Zudem sei das nicht das erste Programm dieser Art. Bereits kurz nach der Finanzkrise habe man „Business 1.0“ ins Leben gerufen.

Jetzt also „Business 2.0“. Vier Punkte führt der Audi-Chef in seinem Schreiben als Begründung an, unter anderem Unsicherheiten in verschiedenen Absatzmärkten. Eine der wenigen stabilen Größen sei derzeit China. Während Indien, Südafrika und vor allem auch das noch vor Kurzem äußerst vielversprechende Brasilien mit „strukturellen Problemen“ zu kämpfen hätten. Und dann wären da natürlich noch die Sanktionen gegen Russland, die die dortige Wirtschaftslage schwer belasteten. Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass man in Russland mit weiteren Verschlechterungen rechnet.

Ebenso würden die strengen CO2-Regelungen das Unternehmen viele Milliarden Euro kosten. In seiner E-Mail warnt Stadler, dass die Politik ab 2025 die Gesetze noch einmal verschärfen wolle.

Am Freitag legt Audi seine Halbjahreszahlen vor – möglicherweise wird das Unternehmen dann Genaueres zum Sparprogramm bekannt geben.