Ingolstadt
Virtuelle Welten

E-solutions macht die Infotainment-Software für den VW-Konzern und hat nun einen neuen Standort

13.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:49 Uhr

Riclef Schmidt-Clausen ist einer der beiden Geschäftsführer der E-solutions GmbH. Das Gerät mit der gelben Beschriftung vorne im Bild ist der Modulare-Infotainment-Baukasten. - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) 2009 wurde die E-solutions GmbH als Software-Entwickler für Audi und den VW-Konzern gegründet. Weil Software in Autos immer wichtiger wird, ist das Unternehmen zuletzt stark gewachsen. Der alte Standort im GVZ wurde zu eng - deshalb ist die Firma nun in den Ingolstädter Osten umgezogen.

Dass der Umzug erst ein paar Wochen zurückliegt, ist kaum zu übersehen: Noch ist nicht alles an seinem Platz. Dutzende Pappkartons mit frisch angelieferten Technik-Prototypen stapeln sich in einem Raum. An den Türen kleben mit Filzstift beschriftete Zettel, weil die Beschriftungstafeln noch nicht fertig sind. Auch der Empfang ist noch nicht besetzt - die neu eingestellten Mitarbeiterinnen treten ihren Dienst erst in ein paar Tagen an. Doch das Wichtigste ist: Seit einigen Wochen hat das Unternehmen endlich genug Platz. Die Firma hat die obersten zwei Stockwerke in einem vierstöckigen Neubau in der Despagstraße bezogen. Die alten Räume im GVZ waren einfach zu klein geworden.

E-Solutions ist ein Joint-Venture aus der Audi-Tochter Audi Electronics Venture (AEV) und der Continental-Tochter Elektrobit. Das Unternehmen, das exklusiv für Audi und den VW-Konzern arbeitet, ist seit der Gründung im Jahr 2009 stark gewachsen: Rund 700 Mitarbeiter beschäftigt die Software-Schmiede an den drei Standorten Ulm, Erlangen und dem Hauptsitz Ingolstadt - hier arbeiten knapp 170 Menschen. "30 Prozent unserer Ingolstädter Mitarbeiter sind Ausländer", sagt einer der zwei Geschäftsführer, Riclef Schmidt-Clausen. "Etwa zwei Drittel davon kommen aus dem außereuropäischen Ausland."

Das schnelle Wachstum ist nicht ganz einfach zu stemmen - denn gerade der Bereich Software hat in der Automobilbranche in den letzten Jahren fast schon explosionsartig an Bedeutung gewonnen. E-solutions ist zuständig für einen Großteil der Infotainment-Software des VW-Konzerns. Das Ingolstädter Unternehmen schreibt die Programme für die größte Ausbaustufe des Modularen-Infotainment-Baukastens - intern "MIB High" genannt. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Box von der Größe eines Autoradios, auf der sich im Prinzip alles abspielt, was man auf den Displays im Auto sieht: Navigation, Medienwiedergabe, Kommunikation usw.

Die Aufgaben von E-solutions sind hochkomplex. Denn die Konzernmarken haben beim Infotainment nicht nur alle ihre eigene Oberfächenoptik, sondern teils auch völlig andere Bedienkonzepte. Während VW beispielsweise längst auf Touchscreens setzt, hält man bei Audi bislang am Dreh-Drück-Steller fest - zuletzt mit zusätzlichem Touchpad.

Allerdings programmiert E-solutions nicht die komplette Software selbst. Ein großer Teil wird eingekauft - beispielsweise Stimmerkennungs- oder Navigations-Software. An der "Rohware" ist allerdings viel Anpassungsarbeit nötig. "Viele unserer Software-Lieferanten kommen aus dem Consumer-Bereich", sagt Schmidt-Clausen. In einem Auto muss die Software aber ganz anderen Vorgaben genügen. Vieles muss angepasst und verbessert werden. Besonders stolz ist Schmidt-Clausen auf das von seinem Team entwickelte "Truffels". Ein Programm, das in den neuesten Audis die Eingabe von Navigationszielen extrem vereinfacht. Begriffe werden sehr schnell "aufgespürt" - daher auch der Name, weil ein Trüffelschwein eine feine Spürnase hat.

Im Moment tüfteln die E-solutions-Ingenieure unter anderem eifrig an der Software für die nächste Generation des MIB. Das ist viel Arbeit, denn Audi wird mit dem A8 - in dem das neue System wohl Premiere feiert - komplett auf Touch-Bedienung umstellen. Einen ersten Ausblick darauf gab der Autobauer heuer auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas.