Ingolstadt
Klage gegen Media Markt läuft ins Leere

Ex-Chef will trotz Korruptionsaffäre seine Wiedereinstellung erreichen – Landgericht weist das wohl ab

28.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:47 Uhr

Ingolstadt (DK) Wenig Aussicht auf Erfolg hat der frühere Deutschland-Chef von Media Markt, Michael Rook, mit der Klage gegen seinen alten Arbeitgeber. Das Landgericht Ingolstadt wird seinen Rauswurf rechtlich wohl bestätigen. Das deutete die Handelskammer bei einer Verhandlung gestern an.


 
Konrad Kliegl weiß um den Umfang. „Minimum ein ganzer Karton kommt da.“ Doch er muss sich überbieten lassen. „Das wird nicht reichen“, korrigiert Anwalt Norbert Stegemann den Vorsitzenden Richter. Es dürfte sich um den Inhalt eines Kleintransporters handeln, der bei der Handelskammer am Landgericht Ingolstadt landen würde. Aber das waren Gedankenspiele, weil „ich die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft, obwohl es hier beantragt war, nicht hinzugezogen habe. Wir hätten sie wohl auch gar nicht bekommen“, sagt Kliegl.

Norbert Stegemann und sein Kollege Matthias Paschke dürften darüber hinwegsehen. Als Rechtsvertreter von Media-Saturn – die Beklagtenseite – wähnen sich die Anwälte ohnehin auf der Siegerstraße. „Es sieht nicht besonders toll für die Klage aus“, bestätigt Kliegl ihre Sicht. Das gelte „nach vorläufiger Wertung“. Der Richter will am 25. Mai eine Entscheidung der Kammer verkünden. Es dürfte sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um das Urteil handeln, das dann lauten dürfte: Klageabweisung.

Aus der Untersuchungshaft heraus hat der frühere Chef von Media Markt Deutschland, Michael Rook, den juristischen Kampf gegen seinen alten Arbeitgeber aufgenommen, bei dem er sogar Mitglied der obersten Geschäftsführung der Media-Saturn Holding war. Ende Oktober 2011 wurde Rook auf einen Gesellschafterbeschluss hin suspendiert und Mitte November fristlos gefeuert. Wenige Tage zuvor war der 47-Jährige festgenommen worden, seitdem sitzt er in Haft. „Es spricht sehr viel dafür, dass die fristlose Kündigung rechtens war“, sagt Kliegl. Obwohl noch keine Schuld bewiesen ist. Es habe aber „ausreichend dringende Verdachtsmomente“ geben. Die Staatsanwaltschaft wirft Rook und anderen vor, massiv in die millionenschwere Schmiergeldaffäre bei der Elektronikkette verwickelt zu sein. Anbieter von DSL-Verträgen sollen Mitarbeiter des Ingolstädter Konzerns dafür bezahlt haben, dass ihre Produkte in den Märkten bevorzugt angeboten wurden.

Wie im Prozess gestern von Anwalt Stegemann angesprochen wurde, habe die Staatsanwaltschaft Augsburg vergangene Woche Anklage gegen neun Personen (darunter Rook) wegen gewerbs- und bandenmäßiger Bestechlichkeit in 81 Fällen erhoben. Als Bestechungssumme nannte Stegemann 1,319 Mio. 1. Das wollte der Augsburger Behördensprecher, Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai, aber auf Anfrage unserer Zeitung gestern nicht bestätigen: „Es gibt nichts Neues.“

Bis die strafrechtliche Aufarbeitung vor der Großen Strafkammer in Augsburg beginnt, dürfte das Verfahren in Ingolstadt mit der Klageabweisung abgeschlossen sein – auch wenn Rooks Rechtsanwalt Georg-R. Schulz sagt: „Wir sind natürlich anderer Meinung.“ Die Abberufung als Geschäftsführer und die Kündigung sollen für unwirksam erklärt werden. „Ich gehe davon aus, dass die Vorwürfe widerlegt werden“, so Schulz. Doch als der Haftbefehl eröffnet wurde, hat sein Mandant die Chance zur Stellungnahme gegenüber dem Arbeitgeber einfach verstreichen lassen.