Ingolstadt
Gesellschafter im juristischen Dauerstreit

Machtkampf bei Media-Saturn: Erich Kellerhals und die Metro können das Kriegsbeil auch im aktuellen Fall nicht begraben

03.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

Juristisches Gefecht um eine Online-Stellenanzeige: Erich Kellerhals (Mitte) mit seinem Anwalt Martin Schockenhoff (rechts) im Sitzungssaal 16 des Ingolstädter Landgerichts - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) Seit Jahren streitet Erich Kellerhals mit der Metro AG um die Macht bei Media-Saturn. Gestern ging es vor der Handelskammer des Ingolstädter Landgerichts um eine von ihm geschaltete Stellenanzeige für den Media-Saturn-Chefposten. Eine Einigung schien greifbar nahe – scheiterte dann aber doch.

Für Richter Konrad Kliegl war es kein unbekanntes Szenario: Auf der einen Seite der Media-Saturn-Mehrheitsgesellschafter, die Düsseldorfer Metro AG, auf der anderen Seite Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals. Seit mehr als drei Jahren streiten die Parteien nun um die Macht beim Ingolstädter Elektronikriesen – gelegentlich auch am Ingolstädter Landgericht. Diesmal ging es um eine Stellenanzeige von Erich Kellerhals. Auf seiner Internetseite sucht der Media-Markt-Gründer auf eigene Faust nach einem Nachfolger für den inzwischen zurückgetretenen Media-Saturn-Chef Horst Norberg. Die Metro versucht eine einstweilige Verfügung zu erwirken, damit Kellerhals die Anzeige aus dem Netz nimmt.

Die Stellenanzeige schädige das Unternehmen, argumentieren die Metro-Anwälte, schließlich suche man einen neuen Geschäftsführer für ein Unternehmen dieser Größenordnung mittels einer professionellen Personalberatung. Das Ziel der Online-Anzeige sei ein ganz anderes gewesen, nämlich Norberg „abzuschießen“ und das sei auch gelungen. Tatsächlich hatte Kellerhals die Anzeige ins Netz gestellt, als Norberg noch im Amt war. Ein Affront gegen den damaligen Media-Saturn-Chef und die Metro, so deuteten es Branchenkenner. Am Ende schmiss Norberg entnervt hin.

Kellerhals, der überraschenderweise persönlich vor Gericht erschien, sieht in der Stellenanzeige dagegen die einzige Chance rechtzeitig einen Nachfolger zu finden. „Wir hatten immer ausgemacht: Zwei Jahre vor Auslaufen des Vertrags suchen wir – das ist der wahre Grund“, sagte Kellerhals vor Gericht. Seiner Meinung nach wolle die Metro auch nach Norbergs Rücktritt gar nicht erst extern nach einem Nachfolger suchen, sondern ihren Kandidaten installieren – und zwar Pieter Haas, der im Moment als Stellvertretender Geschäftsführer bei Media-Saturn die Geschäfte leitet. Haas aber ist für Kellerhals ein rotes Tuch, weil er von Media-Saturn in den Metro-Vorstand wechselte. Der Wunsch des Media-Markt-Gründers war es dagegen offenbar gewesen Media-Saturn-Geschäftsführungsmitglied Oliver Seidl zumindest vorläufig – bis Weihnachten – zum Chef zu ernennen.

In den gut dreieinhalb Stunden Verhandlung wurde fast der gesamte Streit noch einmal aufgerollt, kurzzeitig ging es zwischen den zahlreichen Verteidigern beider Seiten lautstark hin und her. Wie immer beschuldigte man sich gegenseitig des Ablehnens der Gesprächsbereitschaft.

Richter Kliegl gab sich alle Mühe, die Streitparteien zu einem Vergleich zu bewegen, führte die Gründe dazu in fast schon philosophischen Monologen aus. Fazit: Man schneide sich mit dem ewigen Streit ins eigene Fleisch. Und um ein Haar wäre Kliegl auch erfolgreich gewesen. Doch am Ende war es wie immer: Beide Seiten blieben stur. Die Metro-Anwälte verlangten, dass die Stellenanzeige sofort aus dem Netz verschwinde, dann wolle man eine Personalberatung mit der Nachfolge-Suche für Norberg beauftragen. Die Gegenseite erklärte sich grundsätzlich damit einverstanden, allerdings solle zuerst die Personalberatung engagiert werden, dann erst wolle man die Anzeige löschen.

Richter Kliegl schien der Verzweiflung nahe. „Es ist offensichtlich, dass sie sich schwer miteinander tun“, sagte der Vorsitzende. „Aber sie sind zusammengeschmiedet.“ Deshalb riet er den Streitparteien, sich Mediatoren zu suchen. Die Entscheidung über die einstweilige Verfügung soll nun Anfang Juli fallen.