Ingolstadt
Raffinerie Ingolstadt vor der Rettung

Insolvente Petroplus-Gesellschaften werden wohl in den nächsten zwei Wochen verkauft

24.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:27 Uhr

Ingolstadt (DK) Die rund 400 Beschäftigten der deutschen Petroplus-Gesellschaften können vermutlich bald aufatmen. Für die fünf insolventen Unternehmen – allen voran die Raffinerie Ingolstadt – gibt es „mehrere verbindliche Angebote“ von „namhaften Adressen mit entsprechender Finanzkraft“, hieß es gestern in Unternehmenskreisen.

Bereits in den kommenden zwei Wochen dürfte es demnach Klarheit darüber geben, welcher Investor die Gesellschaften übernimmt. „Die Entscheidung ist greifbar nahe“, hieß es.

Petroplus-Insolvenzverwalter Michael Jaffé unterrichtete gestern mehr als fünf Stunden lang die rund 360 Einzelgläubiger beim Berichtstermin am Insolvenzgericht in Ingolstadt über den Stand des Verfahrens. Beteiligte sprachen später davon, es habe „alles sehr positiv“ geklungen. Ziel des Insolvenzverwalters war es, sämtliche Arbeitsplätze der Gesellschaften zu erhalten und die fünf deutschen Petroplus-Unternehmen im Paket zu verkaufen. Dies ist offenbar gelungen, wie Äußerungen beteiligter Gläubiger zu entnehmen war.

Wie es weiter aus Unternehmenskreisen hieß, wird in der Raffinerie Ingolstadt bereits der Neustart der Produktion vorbereitet. Die Anlagen liefen seit Mitte Februar nur noch im Warmhaltebetrieb. Die Raffinerie kann täglich 110 000 Barrel (je 159 Liter) Erdöl verarbeiten. Die deutschen Petroplus-Gesellschaften hatten im Januar infolge der Pleite der Muttergesellschaft Petroplus Holdings AG, Zug (Schweiz), ebenfalls Insolvenzantrag gestellt.

Der Öl- und Produktehändler war Ende 2011 in Schwierigkeiten geraten, nachdem er seine Anleihen und Schuldverschreibungen in Höhe von insgesamt 1,75 Milliarden Dollar nicht mehr bedienen konnte. Daraufhin hatten die Banken den Geldhahn zugedreht.

Mittlerweile ist aus dem Petroplus-Imperium bereits die Raffinerie in Antwerpen (Belgien) veräußert worden – an den internationalen Ölhändler Gunvor mit Sitz in Amsterdam, Genf und Singapur. Für den Verkauf der Raffinerie in Cressier (Schweiz) hat ein Gericht mittlerweile grünes Licht gegeben. Sollte auch noch die Wettbewerbsbehörde zustimmen, geht der Betrieb an die Varo-Holding – eine Gemeinschaftsfirma des niederländisch-schweizerischen Rohstoffhändlers Vitol und der belgischen Investmentholding Atlasinvest des einstigen Petroplus-Gründers Marcel van Poecke.

Noch unklar ist das Schicksal der ebenfalls insolventen Petroplus-Anlagen Coryton in Großbritannien sowie Petit Couronne und Reichstett in Frankreich. Die Petroplus Holdings AG wurde gestern von der Schweizer Börse genommen, am Mittwoch war die Aktie zum letzten Mal im Handel.