Ingolstadt
"Sie lügen sich die Welt schön"

Erich Kellerhals und Metro streiten weiter vor Gericht Mediation offenbar bislang erfolglos

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Lockerer Plausch vor dem Prozessbeginn: Media-Saturn-Chef Pieter Haas (Mitte) gestern im Sitzungssaal des Ingolstädter Landgerichts, umringt von Rechtsanwälten. - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) Zuletzt hatten Media-Saturn-Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals und der Mehrheitseigner Metro öffentlichen Streit vermieden und auf einen Mediator gesetzt. Ein Ende der juristischen Gefechte konnte offenbar nicht erwirkt werden. Gestern ging es am Landgericht Ingolstadt in die nächste Runde.

Dass es vor einigen Wochen zwischen der Metro und Erich Kellerhals überhaupt zum Einsatz des Mediators Clemens Vedder kam und eine Feuerpause in der öffentlichen Schlammschlacht zwischen den Parteien eintrat, war schon eine kleine Sensation. Seit Jahren streitet man erbittert um die Macht beim Ingolstädter Elektronikriesen Media-Saturn. Doch auf welch dünnem Eis dieser "Waffenstillstand" steht, zeigte sich gestern am Ingolstädter Landgericht. Wie am Rande der Verhandlung zu erfahren war, ist Vedders Mediations-Vertrag offenbar ausgelaufen. Zwar arbeitet man dem Vernehmen nach an einer Fortführung - doch konnte man sich scheinbar nicht schnell genug einigen. Das Resultat: eine Verhandlung, die einen detaillierten Einblick in den recht "deftigen" Alltag einer Gesellschafterversammlung gab.

Noch immer geht es um die Abberufung von Pieter Haas als Media-Saturn-Chef, die Kellerhals vor Gericht erstreiten möchte. Hauptthema gestern war eine Beleidigung von Haas gegenüber Kellerhals-Anwalt Martin Schockenhoff bei einer Gesellschafterversammlung im Dezember 2015. Bei einem der Tagesordnungspunkte ging es um die türkische Landesgesellschaft von Media-Saturn. Der Sachverhalt ist relativ komplex, jedenfalls ging es am Ende unter anderem um eine Summe von 600 000 Euro, die Media-Saturn nach Haas' Auffassung unberechtigterweise hätte zahlen müssen. Anschließend wollte Schockenhoff vom Notar eine Haas-Aussage aufnehmen lassen, die der Media-Saturn-Chef aber so nicht gesagt haben will. "Da habe ich mich ziemlich aufgeregt", sagte Haas. Er beschimpfte den Kellerhals-Anwalt unter anderem als "Lügner und Betrüger". Später entschuldigte er sich für seine Aussagen.

Dass Haas diese Beleidigungen ausgesprochen hat, ist unstrittig. Gestern ging es nun vor allem um die Umstände, unter er denen er diese äußerte. Deswegen mussten vier Zeugen aus der Gesellschafterversammlung in den Zeugenstand treten: drei Anwälte und ein Notar. In knapp fünf Stunden Verhandlung wurde es dabei bisweilen unfreiwillig komisch: Weil nun die eine Seite versuchte, Haas' Aussagen dadurch abzuschwächen, indem man betonte, dass damals generell eine hitzige Stimmung herrschte - versuchte die andere Seite dagegen Haas' Beleidigungen aufzuwerten, indem man seinen Auftritt quasi als "Ausraster" in ruhiger Atmosphäre wertete.

Und so sprach die eine Seite von "heftig gereizter Stimmung", "wüstem Streit", ja gar einem "Kulminationspunkt der Erregung" - während man auf der Gegenseite die neunstündige Versammlung als "sachlich und professionell" erlebt haben will. Ein Höhepunkt dabei: die Aussage, der Streit um die Versammlungsleitung sei bereits ein "Ritual" gewesen.

Dass es mit der Sachlichkeit bei den Gesellschafterversammlungen der Parteien offenbar nicht so weit her ist, zeigte sich gegen Ende der Verhandlung: Sätze wie "Wir sprechen nicht mit Erpressern" und "Sie lügen sich die Welt schön", sollen ebenfalls gefallen sein. Richter Konrad Kliegl nahm die x-te Verhandlung jedenfalls wie gewohnt gelassen. Ein Urteil soll nun Anfang März fallen. Für das Unternehmen Media-Saturn bleibt zu hoffen, dass die Gesellschafter schnell wieder in wie auch immer geartete Verhandlungen treten - damit nicht noch mehr schmutzige Wäsche öffentlich gewaschen wird.