Ingolstadt
Neuer Rekord mit Diesel

Gunvor-Raffinerie Ingolstadt steht nach Erfolgsjahr vor Großstillstand

13.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Erdölverarbeiter von Gunvor blicken auf "ein gutes Jahr" zurück. "Die Raffinerie arbeitete zuverlässig und profitabel und erwirtschaftete ein positives Jahresergebnis", sagte deren Chef, Gerhard Fischer (Foto), am Freitagabend beim Jahresempfang der Gesellschaft in Ingolstadt.

In diesem Jahr steht der seit mehr als 50 Jahren bestehende Betrieb vor einer großen Herausforderung - der Generalinspektion, verbunden mit einem planmäßigen Großstillstand der Anlage.

Die Raffinerie profitierte im zurückliegenden Jahr trotz des "weltweit insgesamt verhaltenen Wirtschaftsklimas", so Fischer, vom gestiegenen Mineralöleinsatz in Deutschland. Wie in der Branche insgesamt nahm vor allem die Nachfrage nach Diesel- und Flugkraftstoff zu. Fischer: "2016 haben wir so viel Diesel produziert wie noch nie zuvor in der Geschichte des Standorts Ingolstadt."

Dabei kam dem Betrieb nach den Worten des Raffinerieleiters zugute, dass sämtliche Produktions- und Verladeanlagen "zuverlässig und hoch verfügbar" arbeiteten. Gemeinsam mit der eigenen Marketingorganisation habe man so auf die Anforderungen des Marktes flexibel und schnell reagieren sowie die sich bietenden Chancen optimal nutzen können.

Damit das auch in Zukunft so bleibt, wird die Raffinerie ab Mitte Februar komplett heruntergefahren und dann ab März einer seit bereits zwei Jahren vorbereiteten TÜV-Revision unterzogen. Bei diesem sogenannten Turnaround werden zusätzlich zu den eigenen Beschäftigten bis zu 2000 Fachleute von Partnerfirmen in den Produktionsanlagen "das Unterste zuoberst kehren", wie Fischer sagte. "Druckbehälter und Rohrleitungssysteme werden geöffnet, gereinigt, inspiziert und gewartet."

Gunvor nutze diese Generalinspektion gleich dazu, wichtige Teile der Anlage zu modernisieren und deren Leistungsvermögen zu steigern. Ein wichtiges Projekt sei etwa der Ersatz der "Hauptfraktionierkolonne samt der damit verbunden Anlagen". Fraktionierkolonnen dienen der Destillation von Rohöl zu verschiedenen Mineralölprodukten. Dies sei "eine Investition in die Wettbewerbsfähigkeit der Raffinerie Ingolstadt und somit in die Zukunft unseres Standorts", betonte Fischer. Denn dass die Anlage - selbst angesichts der Energiewende - auch in Zukunft benötigt wird, steht für Fischer außer Frage. Mineralöl werde trotz des Vormarsches erneuerbarer Energien "weiterhin eine Basis unserer Energieversorgung bleiben".

Der Erfolg der Energiewende, so der Leiter der Gunvor-Raffinerie weiter, werde "in der gemeinsamen Nutzung von erneuerbaren Energien und Mineralölprodukten liegen". Er verwies dabei auf die Veränderungen im Wärmesektor. Die deutschen Raffinerien, die im Verbund mit der chemischen Industrie für eine Wertschöpfung von jährlich 36 Milliarden Euro stünden, wollten den "grundlegenden Wandel in der Energiepolitik begleiten" und aktiv mitgestalten - "vielmehr noch: Teil der Lösung sein", bekräftigte Fischer. ‹ŒFoto: Rost